Zeitbilder 2, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

44 Informationen zu den Seiten 110 und 111: Zum Inhalt: Seit dem frühen Mittelalter breiten sich Klöster über Europa aus. Ausgehend von den Gründungen des Benedikt von Nursia errichten Adelige, Kleriker und Bauern in allen Gebieten Gebäude, in denen sie nach den einfachen Regeln zusammenleben, beten, arbeiten und wohnen. Im Hochmittelalter kommen neue Orden hinzu. Der Tagesablauf ist streng geregelt: acht Stunden Arbeit und acht Stunden Beten. Dabei unterbrechen die Zeiten des Gebetes die Arbeitszeit und schaffen Ruhepausen. Da jeder Klosterinsasse einem Beruf nachgeht, ist immer für alles gesorgt. Die ewigen Gelübde legen die Novizen erst nach einer Probezeit ab. Bevor sie sich ganz auf das Leben im Kloster einlassen, sollen sie sich gründlich fragen, ob diese Lebensweise sie wirklich erfüllt. Denn wenn sie sich für ein Kloster entschieden haben, verlassen sie es den Rest ihres Lebens nicht mehr. Bei der Profess geloben die neuen Mönche und Nonnen, ihrem Abt absolut gehorsam zu sein und in Armut und Enthaltsamkeit zu leben. Sie werden nun in das Gewand des Ordens eingekleidet und gehören als vollwertiges Mitglied zur Klostergemeinschaft. Kinder werden oft schon mit sechs Jahren ins Kloster gebracht, damit sie dort gut versorgt sind. Die Klosterschule vermittelt die Bildung, damit die Mönche und Nonnen die lateinischen Gebete verstehen. Neben Lesen und Schreiben lernen sie Rechnen, Geometrie, Musik, Astronomie und Theologie. Die begabtesten Schüler werden gefördert und können später als Mönche eine Universität besuchen. Wer schönschreiben kann, wird gern ins Skriptorium aufgenommen. Die Schreibstube eines Klosters fertigt Handschriften an und kopiert gegen Geld wichtige Urkunden. Auch die begabten Söhne von Bauern und Kleinadeligen werden in den Klosterschulen unterrichtet. Klöster bestehen zumeist aus Wohnräumen, Gebetsräumen und Wirtschaftsgebäuden. Nicht nur die katholische Religion kennt diese Einrichtungen, auch in den orthodoxen Kirchen, im Buddhismus und im Hinduismus sind sie meist als Meditationszentren und Gebetsstätten bekannt. Ein virtueller Rundgang durch ein Kloster ist unter www.stift-stpeter.at möglich. Hinweise zu Methodik/Didaktik: Die Schüler/innen können überlegen, welche Einrichtungen heute die Aufgaben der Klöster übernommen haben (Krankenhaus, Pensionistenheim, Kinderheim, Apotheke, Hotel etc.) und welche Bildungsinhalte in der Gegenwart für wichtig erachtet werden. Informationen zu den Seiten 112 und 113: Die Auseinandersetzung zwischen weltlicher und kirchlicher Macht gipfelt im Investiturstreit, dies wird im Kapitel „Kaiser und Papst streiten um die Führung im Reich“ geschildert. Zum Inhalt: Als Gang nach Canossa bezeichnet man den Italienzug König Heinrichs IV. von Dezember 1076 bis Januar 1077. Er wollte dadurch die Vereinigung von Papst Gregor VII. mit den deutschen Fürsten verhindern. Papst Gregor VII. befand sich auf dem Weg nach Augsburg, wohin er für Februar 1077 zur Entscheidung über den Konflikt eingeladen war. Der Papst suchte Zuflucht auf der Burg Canossa der papsttreuen Markgräfin Mathilde von Tuszien. Vor dieser Burg versuchte Heinrich dann, die Lösung seiner Person vom Kirchenbann zu erlangen. Es ist umstritten, ob es tatsächlich zum Ritual der Kirchenbuße kam, da alle historischen Überlieferungen von Parteigängern des Papstes stammen. Der Gang nach Canossa war ein Höhepunkt des Investiturstreits. Im 11. und 12. Jahrhundert stritten Kaiser und Papst um das Verhältnis von weltlicher und geistlicher Macht und um die Rolle der Reichskirche. Vordergründig ging es dabei um das Recht der Investitur, der Einsetzung von Bischöfen und Äbten in ihre Kirchenämter. Die Inhaber dieser Ämter übten zugleich höchste Funktionen im Staatsapparat des Kaiserreiches aus. Der Begriff des „Canossagangs“ ist in den deutschen Sprachgebrauch als unangenehmer Bußgang oder Bittgang eingegangen. Hinweise zu Methodik/Didaktik: Zu beachten ist bei Schulklassen mit Schüler/innen anderer Religionszugehörigkeiten als der christlichen Religion, dass am Beginn der Unterrichtseinheit zuerst Begriffe wie „Bischof, Abt, Mönche, Kardinal“ etc. geklärt werden müssen. Dies ist bei Modul 5 generell zu beachten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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