Zeitbilder 2, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

38 sozialer Ächtung ausgesetzt. Dazu gehörten die Angehörigen der nicht ehrbaren Berufe wie zum Beispiel die Henker und Prostituierten. Auch die vielen Bettler erfuhren keine Wertschätzung, ebenso Mitglieder nicht- christlicher Religionsgemeinschaften wie etwa Menschen jüdischen Glaubens. Ursprünglich wurde die jüdische Bevölkerung in der mittelalterlichen Stadt geduldet, teilweise auch geachtet. Sie lebten in eigenen Wohnbezirken, übten ihre eigene Gerichtsbarkeit aus, unterrichteten die Kinder in eigenen Schulen, unterhielten eigene Tanz- und Badehäuser, Bäckereien etc. und Friedhöfe. Da es Juden untersagt war, ein Handwerk zu erlernen, wandten sich viele dem Geldgeschäft zu, das wiederum den Christen verboten war. Die Kennzeichnung musste durch einen Spitzhut und einen an der Kleidung angebrachten gelben Fleck (Farbe der Schande) erfolgen. Bereits im Mittelalter kam es zur Verfolgung der jüdischen Bevölkerung, so kam es zB zur Wiener Geserah am Beginn des 15. Jahrhunderts, bei der zahlreiche Juden vertrieben und ermordet wurden. Hinweise zu Methodik/Didaktik: Eine arbeitsteilige Gruppenarbeit zu folgenden Bereichen bietet sich an: Lage mittelalterlicher Städte / Bewohner/innen der mittelalterlichen Stadt und deren Aufgaben / Stadtrecht und Verwaltung der Stadt / Handwerker und Zünfte / Schule im Mittelalter / Außenseiter der Stadt (zB Juden) Zu den Themenbereichen „Jüdische Bevölkerung“ und „Schule“ könnte ein Längsschnitt erarbeitet werden. Informationen zu den Seiten 94/95: Das Kapitel „Handel verbindet Städte, Länder, Kontinente“ streicht die Wichtigkeit von Handelsbeziehungen heraus und führt das Thema Geldwirtschaft ein. Zum Inhalt: Der Hansebund, eine Organisation von niederdeutschen Kaufleuten, der ca 70 große und 100 kleinere Städte von den Niederlanden bis zum Baltikum und von Schweden bis zur Linie Krakau – Erfurt – Köln angehörten, stellte etwa 400 Jahre lang die Handelsmacht Europas dar und bestimmte Wirtschaft, Handel und Politik an der Nord- und Ostsee mit. Der Fernhandel machte bedeutende Hansestädte zu jener Zeit wohlhabend und bildet eine selbstbewusste Kaufmannschaft heraus. Die sogenannten Hansetage wurden ab 1356 etabliert. Darunter verstand man eine festere Organisationsform, deren zentrales Organ der Hansetag war. Auf diesem erörterten die Ratsherren der Hansestädte die anstehenden Probleme und versuchten, gemeinsame Beschlüsse herbeizuführen. Dazu verschickte in der Regel Lübeck gemeinsam mit den Städten Hamburg, Lüneburg, Wismar, Rostock und Stralsund Einladungsschreiben. Sie enthielten neben dem Termin die genaue Bezeichnung der zur Entscheidung anstehenden Angelegenheiten und gleichzeitig die Aufforderung an die geladenen Städte, bevollmächtigte Vertreter zu entsenden. Die Hanse verlor in einem schleichenden Prozess schon ab Mitte des 15. Jahrhunderts an Bedeutung, bis 1669 der letzte Hansetag stattfand. Zu den einflussreichsten Familien des Mittelalters zählte die Medici und die Fugger. Bereits Ende des 13. Jahrhunderts hatten es die Vorfahren der Medici, die aus dem Mugello, einer Gegend der nördlichen Toskana, zugewandert waren, zu Ämtern in der Signoria, der Stadtregierung, gebracht: als eine von etwa 300 Familien, die in Florenz das Sagen hatten. Die Zeiten waren günstig nach der großen Pest von 1348, Handel und Fernhandel blühten auf, hier vor allem die Tuchweberei und das Bankwesen. In dieser Branche setzte Giovanni di Bicci den Grundstein für ein Familienimperium, das fortan ganze Epochen mitprägen sollte. Im Oktober 1397 gründet er in Florenz eine eigene Bank. 30 Jahre später ist er der zweitreichste Mann der Stadt, die Medici-Bank fortan ein Jahrhundert lang die erste und überragende Finanzmacht Europas. Vom 15. Jahrhundert an überzogen zahlreiche Handelshäuser der Fugger große Teile Europas und handelte mit Indien, Südamerika und Afrika. Seit 1367 in Augsburg ansässig, stiegen die Fugger zunächst über den Verlag von Webwaren in drei Generationen zur führenden Kaufmannsfamilie der Reichsstadt auf. Jakob Fugger dem Reichen gelang es aufgrund seiner Beziehung zu den Habsburgern, durch Verknüpfung von Edelmetall,- Waren- und Finanzierungsgeschäften als erfolgreichster Bankier seiner Zeit in die Geschichte einzugehen. Zahlreiche von den Fuggern gestiftete Kirchen und Schlösser zeugen noch heute in Deutschland vom enormen Reichtum der Familie. Ab 1500 waren die Fugger die Bankiers der Päpste, finanzierten die päpstliche Schweizergarde und gaben den habsburgischen Herrschern Kredite. Unter seinem Nachfolger Anton verlagerten sich die Geschäfte zunehmend nach Spanien. Dort stellte die Firma dann auch um 1650 ihre Tätigkeit ein. Mit den Erträgen aus dem Handel erwarben drei Generationen bis 1600 umfangreichen Grund- und Herrschaftsbesitz, der seit Anton Fugger zur neuen wirtschaftlichen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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