Zeitbilder 2, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

36 Wichtigster Berater Rudolfs war sein Kanzler Johann Ribi von Lenzburg. 1360 versuchte er durch das Privilegium maius den Rang der habsburgischen Dynastie im Reichsgefüge zu sichern. Rudolf leitete aus dem Privilegium maius den Titel eines Erzherzogs ab. Rudolf gelang 1363 die Erwerbung Tirols, das ihm von Margarete Maultasch übergeben wurde. 1364 schloss er mit seinen Brüdern Albrecht III. und Leopold III. eine „Hausordnung“, derzufolge jeweils der älteste der Familie dieser vorstehen und die Regierung aller Länder leiten sollte. Die Primogenitur konnte sich bei den Habsburgern im Spätmittelalter freilich nicht durchsetzen. 1359 legte Rudolf den Grundstein zum weiteren Ausbau von St. Stephan. Am 12. März 1365 fand die feierliche Gründung der Universität Wien statt. Das in der feierlichen Gründungsurkunde vorgesehene Universitätsviertel, die so genannte Pfaffenstadt, bei der herzoglichen Burg wurde später nicht realisiert. Rudolf fällte für die Bürger Wiens wesentliche wirtschaftspolitische Entscheidungen: 1360 erklärte er die „ewigen“ Reallasten auf den Wiener Häusern (Grund- und Burgrecht) mit dem achtfachen Jahreszins für ablösbar, im selben Jahr erließ er eine Verordnung zur Belebung des Wiederaufbaus zerstörter Häuser, er versprach eine dreijährige Steuerfreiheit, 1361 hob er den Zunftzwang auf, verzichtete auf den jährlichen „Münzverruf“ (Abwertung gängiger Münzen mittels Gewichtsminderung des Edelmetalls zugunsten der landesfürstlichen Kammer) und führte als Ersatz eine allgemeine Getränkesteuer ein, das sogenannte Ungeld. 1364 übertrug er dem Wiener Rat die Gewerbehoheit und damit die Befugnis zur Erlassung von Gewerbevorschriften. 1365 gründete er die Universität allerdings noch ohne theologische Fakultät. Rudolfs Stiftungen sollten Wien eine Vorrangstellung im Reich sichern. Hinweise zu Methodik/Didaktik: Eine Fortsetzung des Zeitstreifens zur Geschichte des heutigen Österreich bietet sich an, auch die Vertiefung der Arbeit mit historischen Karten ist möglich. Informationen zu den Seiten 84 bis 87: Im Kapitel „Ritter kämpfen und beschützen Witwen und Waisen“ wird die Ausbildung, der Alltag und die Rolle der Bewohner/innen der Burg geschildert. Zum Inhalt: Der Begriff „Ritter“ wurde vom germanischen ridare abgeleitet, was soviel wie reiten bedeutet. Analog dazu können die Begriffe cavaliere aus dem Italienischen sowie chevalier aus dem Französischen und das lateinische caballus, was soviel wie Pferd bedeutet, zu nennen. Der Ursprung des Rittertums wird im heutigen Frankreich angesiedelt und verbreitete sich von dort aus in Richtung Osten, wobei der Feudalismus als Grundlage des Rittertums zu betrachten ist. In den letzten Jahren kam es zu einem verstärkten Interesse am Mittelalter, was sich durch Abhalten von Mittelaltermärkten oder Ritterspielen äußert (Laxenburg, Eggenburg, Pöchlarn, Friesach etc.). Auch in den Medien findet das Interesse seinen Niederschlag. Besonders in PC Spielen oder Spielen für die Playstation sowie in zahlreichen Filmen wird das Thema aufgegriffen (Robin Hood, Die Ritter der Tafelrunde, Braveheart, Jeanne dÀrc, Excalibur etc.). Frauen aller Stände wurden während der gesamten Epoche des Mittelalters als Menschen minderer Art angesehen und als dem Mann untergeordnet definiert. Dieses Urteil wurde vor allem theologisch, aber auch philosophisch begründet. Die Konsequenzen aus dieser Haltung führten Frauen in vielfältiger Weise in nachteilige Lebenslagen. Innerhalb dieser systematischen Benachteiligung wurde einigen Frauen ein höherer Stellenwert zugeordnet. Dies betraf die weiblichen Angehörigen des Adels wie auch die Frauen, die sich beispielsweise als Äbtissin geistlichen Tätigkeiten widmeten. Der niedrigste Status wurde der ledigen Frau zugewiesen. Hinweise zu Methodik/Didaktik: Die Rekonstruktionszeichnung (S. 84/85) kann zB so einbezogen werden, dass die Schüler/innen sich für jeweils eine Person auf dem Bild entscheiden und in Ich-Form (schriftlich oder mündlich) berichten, was sie in der dargestellten Szene erleben. Folgende Teilbereiche können beleuchtet werden: Unterkünfte / Bewaffnung / Erziehung / Aufgaben / Fehden, Turniere und Kriege / Überlieferungen / Alltag / Rolle der Frau Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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