Zeitbilder 4, Arbeitsheft
18 Zu den Schulbuchseiten 36 und 37 Weitere Opfer des nationalsozialistischen Terrors Arbeitsauftrag 1: Fasse zusammen, welche Gruppen der Bevölkerung von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Arbeitsauftrag 2: Die Nationalsozialisten sprachen im Zusammenhang mit Menschen mit Behinderung von „unwertem Leben“. Lies den Textausschnitt aus dem Jugendbuch und arbeite heraus, wie Menschen mit Behinderung behandelt wurden. Nimm dazu Stellung. Arbeitsauftrag 3: Recherchiere zur so genannten „Euthanasie-Aktion“ und finde heraus, gegen wen sich diese richtete und welche Folgen sie hatte. Welcher Zusammenhang zur „Rassenideologie“ der Nationalsozialisten besteht? Verwende die Suchbegriffe „Euthanasie“ und „Rassenideologie“. Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens Ab 1939 sollen Kinder mit Behinderung systematisch erfasst und vernichtet werden. Anton ist mathematisch hochbegabt, doch er stottert, und eine Lähmung im rechten Arm erschwert ihm das Schreiben. Schüler und Lehrer schikanieren ihn immer ungehemmter, bis seine Eltern ihn verstecken müssen. Q Heimann macht mit Antons Klasse Rassenkunde. Das ist für die fünften Klassen der Volksschule zwar nicht vorgeschrieben, aber erwünscht. Sie sprechen über die nordische Rasse, den nordischen Menschen. Manchmal schielt Heimann, gleichsam lauernd, zu Anton hinüber. „Heute sprechen wir über Rassenhygiene“, sagt Heimann. Er schreibt groß an die Tafel: Nordische (arische) Rasse „Der nordische Mensch“, erklärt Heimann, „zeichnet sich vor allen anderen Menschenrassen aus durch charakterliche Stärke, Mut, Härte, Kühnheit, Unbeugsamkeit, eisernen Willen, Entschlusskraft.“ Heimann schreibt das alles unter Nordische (arische) Rasse an die Tafel und zieht einen Kreis um das Ganze. „Die Stärke und Überlegenheit des deutschen Volkes beruht auf der rassischen Überlegenheit unserer germanischen Vorfahren und macht es zum Führervolk.“ Er zeigt mit seinem Stock auf die Tafel. „Und es ist unsere Pflicht, die Stärke und die rassische Reinheit des deutschen Volkes für unseren Führer zu erhalten. Alles Schwache und Kranke muss ausgemerzt werden.“ Er dreht sich zur Klasse um. Auf seine Krücken gestützt, ist er mit wenigen Schritten bei Anton. „Hier haben wir ein Beispiel dafür, für das Kranke und Schwache, das ausgemerzt werden muss.“ Und Heimann zieht Anton an einem Ohr aus der Bank, dreht das Ohr, sodass der Schmerz durch den Kopf geht und Anton die Tränen kommen. Da springt Ilse hoch: „Nein!“ In der Klasse ist es totenstill. Wut im Gesicht von Heimann. Er humpelt auf seinen Krücken zu Ilse. Steht vor ihr, starrt ihr in die Augen und schreit: „Wenn ich nicht wüsste, dass du aus einer reinrassigen deutschen Familie kommst, würde ich mit dir jetzt das Gleiche machen. Aber du bist ein deutsches Mädchen. Und merk dir, die höchste Pflicht der Frau ist es, sich dem Willen des Mannes unterzuordnen.“ Und er zischt mit dem Rohrstock durch die Luft und schlägt Ilse damit auf die Hand. Ilse weint. Nach der Schule geht Anton allein nach Hause. Plötzlich stürzt sich eine Horde auf ihn. Sie boxen ihn und treten ihn. Das Gesicht der Täter: wutverzerrt. Anton hält sich die Arme schützend über den Kopf. Sie reißen seine Arme fort und schlagen ihm mit der Faust mitten ins Gesicht. Sie zerren an seinem Ranzen. „Ranzen pflücken“ nennt man das. Sie schmeißen seinen Ranzen in die Gosse. Sie johlen. Sie verspotten, beschimpfen und bespucken ihn. „Schafft die Idioten ab“, ruft einer. (...) (In: Elisabeth Zöller, Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens, 2010) Arbeite nach M1 Arbeite nach A1 Nur zu Prüf wecken – Eig ntum des Verlags öbv
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