Zeitbilder 3, Arbeitsheft

31 Zu den Schulbuchseiten 59 bis 61 London, 1883: Im Zeitalter des Fortschritts halten Erfindungen wie Luftschiffe und Roboter die Welt in Atem. Violet Adams ist selbst ein Ingenieursgenie. Schon immer war es ihr Traum zu studieren. Aber das ist Männern vorbehalten. Darum schlüpft Violet in die Rolle ihres Zwillingsbruders Ashton und bewirbt sich an einer Eliteschule. Die Erfindung der Violet Adams „Nun, da Sie alle kennengelernt haben, lassen Sie uns Ihre Bewerbung durch- gehen. Ich bin der Einzige, der sie gele- sen hat, deshalb möchte ich Ihnen allen berichten, dass der junge Ashton hier einen geni- alen Aufsatz über die Möglichkeiten der Raumfahrt vorgelegt hat“, begann der Duke anerkennend. Bracknell schnaubte, doch die anderen Professo- ren ignorierten ihn, und Violet dachte, dass es am besten sei, ihrem Beispiel zu folgen. „Und die Plä- ne für eine äußerst intelligente Handtasche, die er entworfen hat“, beendete der Duke seinen Bericht. „Eine Handtasche?“, spottete Professor Bracknell. „Ist sie das?“, fragte der Duke und nickte zu der Handtasche hin, die Violet immer noch nervös in ihren Händen hielt. „Ja“, sagte Violet. „Warum zei- gen Sie meinen Kollegen nicht, was sie kann?“ Die Handtasche war recht einfach und nicht sonderlich modisch, aber auch nicht hässlich. Schlicht und ein- fach. Violet hielt sie hoch, damit die Professoren ei- nen Blick darauf werfen konnten, dann öffnete sie sie. An ihrem Griff befand sich ein Schalter, den sie nun umlegte. Die Tasche in ihrer Hand zitterte, als die Getriebe in ihr zu arbeiten begannen. Schnell, doch mit sauberen Bewegungen entfaltete sich die Handtasche, der Stoff dehnte sich aus, wo er in Fal- ten gelegen hatte, ein Gestell setzte sich zusammen, Räder kamen zum Vorschein, alles aus kleinen Ver- stecken in der Tasche. Einen Moment später lag Violets Hand auf dem Griff eines Kinderwagens in Normalgröße, der mit den Rädern auf dem Boden stand. Zur Demonstration gab Violet dem Kinder- wagen einen Schubs, und er rollte ein Stück vor- wärts. „Außergewöhnlich“, lobte der Duke. „Sehr schön“, sagte Professor Bunburry mit heiserer, krächzender Stimme. „Eine Handtasche, die sich in einen Kinderwagen verwandelt?“, fragte Bracknell. Violet nickte. „Wirklich intelligent“, sagte Professor Prism. „Und es war ein Genuss zuzusehen, wie sich der Wagen entfaltet hat. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?“ „DurchunsereHausdame,MrsWilks, die ichbereits erwähnt habe. Ihre Schwester arbeitet als Kinder- mädchen in der Stadt und hat oft darüber geklagt, wie schwer es ist, mit dem Kinderwagen durch die Stadt zu kommen. Deshalb habe ich einen Wagen für sie entworfen, der sich einfach zusammenfalten lässt. Dieser hier ist eigentlich der zweite, den ich gebaut habe. Die Handtasche kann auch normal genutzt werden, alles, was man hinein tut, rutscht bei der Umwandlung in die Seitentasche des Kin- derwagens.“ Violet betätigte erneut den Schalter, und der Kinderwagen faltete sich zusammen, ver- staute Gestell und Räder, bis Violet nur noch die Handtasche in der Hand hielt. „Was verhindert, dass der Kinderwagen sich zusammenfaltet, wenn noch ein Kind darin liegt?“, fragte Bracknell. „Was, wenn die Mutter aus Versehen an den Schalter kommt?“ „Er hat einen Sicherheitsmechanismus: wenn etwas, das mehr als anderthalb Pfund wiegt, was ungefähr dem Gewicht eines dreibändigen Romans entspricht, in dem Kinderwagen liegt, fal- tet er sich nicht zusammen.“ „Und was, wenn die Dame ihn als Handtasche nutzt und im Gedränge aus Versehen an den Schalter kommt, sodass er sich entfaltet?“ „Es gibt ein Schloss, um das zu ver- hindern“, erklärte Violet. „Und Sie glauben, dass eine dumme Frau das versteht?“, fragte Bracknell und lachte erneut sein irritierendes Lachen, wobei er Curio fest auf den Rücken schlug. Curios Augen zuckten, doch ansonsten zeigte er keine Reaktion. Violet biss sich auf die Zunge, um eine Erwiderung herunterzuschlucken. „Das ist ziemlich genial“, sagte der Duke. „Eine durchdachte und praktische Erfindung“, krächzte Bunburry. „Sehr beeindruckend, Mr. Adams.“ Dann bekam er einen Hustenanfall. „Vielen Dank, Sir“, sagte Violet. (In: Rosen, Lev AC: Die Erfindung der Violet Adams. Köln: INK EGMONT, 2012, S. 86 ff.) Fasse den Inhalt der Handlung zusammen. Nenne die Stellen im Romanausschnitt, an denen klar wird, was Bracknell von Frauen hält. Recherchiere über zehn berühmte Erfinde- rinnen und Entdeckerinnen. Präsentiere deiner Klasse das Leben oder Werk einer dieser Frauen (Kurzreferat, Plakat usw.). Stelle besonders dar, welche Schulbildung und Berufsausbildung die von dir gewählte Erfinderin bzw. Entdeckerin erhielt. Arbeite nach M1+A1 Modul 3 – Diversität: Geschlecht – Ethnie – Klasse Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=