Zeitbilder 3, Arbeitsheft

19 Zu den Schulbuchseiten 34 bis 37 Spanien, 1492: Luis schmuggelte sich als blinder Passagier auf die Santa Maria. Nach seiner Entdeckung warf ihn Kolumbus nicht von Bord, Luis wird Schiffsjunge. Am 12. Oktober 1492 erreichten die drei Schiffe des Kolumbus Guanahani, eine Insel, die zu den Bahamas gehört. Luis durfte als einer der ersten mit an Land und lernte rasch Einheimische kennen. Der Schiffsjunge der Santa Maria Jetzt trat ein Junge zu Luis, der etwa in seinem Alter war. Er hatte ein fröhli- ches, bunt bemaltes Gesicht und pech- schwarze Augen. Im rechten Ohr trug er einen goldenen Ring. Er zeigte immer wieder auf die Schiffe, die in der Bucht vor Anker lagen. Schnell wurde Luis klar, dass der Junge so etwas noch nie gesehen hatte. Die beiden versuchten sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Der Indiojunge hieß Anacano, so viel konnte Luis bald verstehen. Und dass die Insel Guanahani hieß. Wie groß sie war, wie viele Men- schen dort lebten, ob es einen König gab, ob sie zu Indien oder einem anderen Land gehörte, ob hier Gold und Edelsteine zu finden waren – all das konn- te Luis nicht herausfinden. „Ich versteh ihn nicht“, sagte Ramon, der inzwi- schen zu Luis und Anacano gekommen war. Ana- cano zeigte immer wieder auf den Waldrand und redete in seiner Sprache auf sie ein. „Ich glaube, wir sollen ihm folgen“, sagte Luis. (…) Anacano bedeutete ihnen, sich auf den Boden zu setzen. Dann verschwand er plötzlich nach draußen. Ramon und Luis schauten sich verwundert an. Was hatte Anacano vor? Kurze Zeit später war er wieder da, mit einem flachen Holzteller in den Händen, auf dem sich allerlei Früchte befanden, die Luis und Ra- mon noch nie zuvor gesehen hatten. Offenbar woll- te er sie zum Essen einladen. Da waren knallrote runde Früchte mit einer dünnen, glänzenden Haut. „Xitomatl, Xitomatl“, sagte Anacano, nahm eine von ihnen und biss hinein. Sie zerplatzte, der Saft lief ihm über das Kinn. Ramon und Luis taten es ihm nach und fanden, dass diese Xitomatl sehr lecker schmeckten. Dann gab es einen großen Kolben, so lang wie der Unterarm eines Kindes. An ihm hingen dicht an dicht gelbe Körner. Anacano nahm einen der Kolben und fing an, die gelben Körner abzu- knabbern. „Mahiz“, sagte er und bot auch Ramon und Luis einen Kolben an. Die gelben Körner waren weich und schmeckten süß und saftig. „Köstlich!“, sagte Ramon, während er schmatzend die letzten Körner von seinemMahiz-Kolben knabberte. „Nicht zu vergleichen mit dem Fraß auf dem Schiff.“ Zum Nachtisch gab es Stücke von einer gelben Frucht, die so groß war wie ein Kinderkopf und eine Art Schopf aus spitzen grünen Blättern trug. „Nana“, sagte Anacano und bot seinen Freunden ein Stück an. Sie griffen sofort zu und bissen hinein. Die Frucht war herrlich süß und Ramon und Luis aßen so viel davon, dass ihnen ihre Bäuche bald wehtaten. (…) Dort traute Luis seinen Augen nicht. In dem Boot der Santa Maria saßen nicht nur Kolumbus, Pera- lonso, Polifemo und der Notar – sondern auch Ana- cano. Er hockte mit eingezogenen Schultern zwi- schen dem Steuermann und dem Einäugigen. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Er sah sehr verängstigt aus. „Was soll das?“, fragte Luis entsetzt. „Don Christoph“, fragte Ramon den Admiral, „wa- rum nehmt ihr Anacano mit?“ „Wen?“, fragte Kolumbus verständnislos. „Den Jungen dort.“ „Ach, du meinst den Indio. Ein Matrose von der Pin- ta hat ihn aufgegriffen. Wir nehmen ihn mit nach Spanien. Ein Geschenk für Königin Isabella. Und jetzt ins Boot mit euch! Die Sonne geht gleich unter.“ Luis bemerkte, dass auch in den beiden anderen Booten Indios saßen. Er konnte es nicht fassen. Sie konnten diese Menschen doch nicht einfach so mit- nehmen! Oder kamen sie etwa freiwillig mit? Ana- cano sah nicht so aus. (In: Schwieger, Frank: Der Schiffsjunge der Santa Maria. München: dtv, 2009, S. 82ff.) Beschreibe, wie der Schiffsjunge Luis und der Indiojunge Anacano miteinander kommuni- zieren. Was erfahren wir in diesem Roman- ausschnitt über Anacano? Erkläre, welche landwirtschaftlichen Produkte Anacano den Fremden zu essen anbietet und wie wir diese heute nennen. Beschreibe die Pläne, die Kolumbus mit Anacano hat. Diskutiert, welche Gefühle diese Pläne wohl in dem Indiojungen ausgelöst haben. Diskutiert, ob sich die Geschichte so zugetragen haben könnte. Arbeite nach M1+A2 Modul 2 – Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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