Zeitbilder 2, Arbeitsheft

54  Zu den Schulbuchseiten 134 und 135 Wie ihr schon erfahren habt, lebten zur Zeit des Perikles etwa 100 000 Sklaven in Athen. Das war ein Drittel der Bevölkerung. Die meisten Athener Familien besaßen nur eine Sklavin oder einen Sklaven. Reiche Bürger jedoch konnten sich mehrere Sklavinnen und Sklaven leisten. Der Stadtstaat Athen beschäftigte tau- sende Sklaven auf den Schiffen und im Silberbergwerk von Laurion. Die folgende Geschichte handelt vom Sklaven Mnemon, dem die Arbeit im Bergwerk zu beschwerlich war und der deshalb geflohen ist. Was soll nun aus ihm werden? „Stellt euch vor“, sagte ein hochge- wachsener, doch schon leicht ergrauter Sklave in die Runde, „auf dem Skla- venmarkt ist heute ein Mann zu sehen, den sein Herr verkaufen musste.“ „Musste?“, frag- te der junge Barbaros nach. „Ja, du hast schon richtig gehört“, belehrte ihn der Ältere. „Geht es einem Sklaven besonders schlecht, kann er in den Tempel flüchten. Dort steht er unter dem Schutz der Priester. Dann muss ihn sein Herr verkaufen.“ Barbaros nahm sich vor, nach dem Einkauf auf den Sklavenmarkt zu gehen, um sich den Flüchtling anzusehen. „Vielleicht ist das der richtige Mann für meinen Herrn“, dachte sich Barbaros, „denn der sucht ja schon lange nach einem wirklich ge- bildeten Sklaven, der die Aufsicht über seine bei- den Söhne führen sollte.“ Barbaros stammte wie die meisten Sklaven aus dem Ausland. Fünfzehn Jahre war er alt, als ihn sein Herr auf dem Sklavenmarkt auf der Insel De- los gekauft hatte. Er sollte dem ältesten Sklaven bei der Garten- und Hausarbeit helfen. Welches Glück hatte er, war er doch gern im Freien und pflegte mit viel Liebe Weinstöcke, Ölbäume, Blu- men und Gemüse. Am Morgen musste er auf den Markt gehen, wo er von den anderen Sklaven hör- te, wie es ihnen erging. Die meisten hatten es nicht schlecht, sie wurden als Arbeitskräfte geschätzt. Manche hatten sich emporgearbeitet und durften sogar wie Freie wohnen und heiraten. Sein Herr hatte vor kurzem dem Sklavenältesten die Freiheit geschenkt. Aus reiner Nächstenliebe wird das sein Herr wohl nicht gemacht haben. Immerhin erspart er es sich damit, den Alten zu versorgen, wenn er nicht mehr arbeitsfähig ist. Dennoch, auch Barba- ros wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder ein- mal ein freier Mann sein zu können. Es gab ja auch die Chance, sich von seinem Herrn loskaufen zu können. Deshalb sparte Barbaros jetzt schon eisern und legte Drachme auf Drachme zusammen. (…) Barbaros rannte nach Hause. Vielleicht freute sich sein Herr, wenn er ihn auf diesen Mann aufmerk- sam machte? Schnell bat er den Sklavenältesten, die Angelegenheit dem Gebieter vorzutragen. Und wirklich, der Kaufmann machte sich sofort auf den Weg. War der Sklave wirklich gut gebildet, konnte er ihn als Pädagogen brauchen. Ohne zu zögern wandte er sich dem körperlich schwachen Mann zu und fragte ihn nach seiner Herkunft und nach seinen Kenntnissen. Er musste staunen über das, was er da zu hören bekam. Der Sklave stammte aus einer vornehmen persischen Familie. Auf einem der Kriegszüge, den die Perser gegen die Griechen führten, war er in Gefangen- schaft und somit in Sklaverei geraten. „Mich hat das schreckliche Los getroffen, in einem der Bergwerke arbeiten zu müssen. Ich wurde dem Silberbergwerk im Lauriongebirge zugeteilt. Das liefert ja eurem Staat das nötige Metall zum Prägen des Silbergeldes. Etwa 20000 Mann arbeiten dort in zehnstündigen Schichten. Waren die Aufseher mit unserer Arbeit nicht zufrieden, dann haben sie uns mit ihrer Peitsche geschlagen. Versuchte ein Sklave zu fliehen, wurde er mit eisernen Fesseln an den Arbeitsplatz gebunden. Lief er davon und wurde wieder eingefangen, bekam er auf der Stirn ein Zeichen eingebrannt.“ (aus: Grünauer, Karl-Hans: Geschichten aus der Geschichte, Band 1) Beschreibe das Leben von Barbaros. Schildere, welches Schicksal Mnemon zu ertragen hat. Wie könnte Mnemons Geschichte weitergehen? Schreibe deine eigene Fassung in dein Heft. Erkläre, weshalb viele Menschen der Antike die Sklaverei für gerechtfertigt hielten. Arbeite nach M1 Mich hat ein schreckliches Los getroffen Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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