Zeitbilder 2, Arbeitsheft

37 Zu den Schulbuchseiten 90 bis 93 Pias Reise ins Mittelalter hat zwei zeitliche Ebenen. Ein Teil der Handlung spielt in der Gegenwart, der andere am Ende des Mittelalters. Im Vordergrund der Gegenwartshandlung steht die 12-jährige Pia, die mit ihrer alleinerzie- henden Mutter im Ruhrgebiet lebt. Eine unerwartete Einladung von ihrer Großtante nach Cochem an der Mosel eröffnet Pia eine Geschichte, die sich vor fünfhundert Jahren im Haus der Tante abgespielt haben soll. Pia hört von den aufregenden Erlebnissen Mathildas: Die Tochter eines Silberschmieds kämpft um die Liebe zum Gewürzhänd- ler Cornelius. Dabei setzt sich Mathilda allerhand Gefahren aus: Sie muss aus der Sicherheit ihres Elternhauses fliehen, begegnet der Inquisition und den Gefahren außerhalb der Städte. Mathilda bahnt sich von der Kirche Sankt Martin aus einen Weg in Rich- tung Marktplatz. Seit den frühen Mor- genstunden herrscht ein so geschäftiges Treiben auf den Straßen, dass das Mädchen kaum zwei Schritte voreinander setzen kann, ohne von der einen oder anderen Seite gestoßen und getre- ten zu werden. Gestern Abend schon sind die er- sten Händler und Bauern mit ihren Planwagen und Karren angekommen und haben ihre Stände, Ti- sche und Zelte aufgebaut. Und noch immer strömen weitere in die Stadt, die hier auf ein gutes Geschäft hoffen. Heute ist nämlich nicht nur Markttag, sondern auch Pfingstkirmes. Die Händler müssen deshalb noch länger als an gewöhnlichen Markttagen vor den To- ren der Stadt warten, um ihren Zoll zu zahlen. Die Torwächter durchsuchen jedes einzelne der schwer beladenen Pferdegespanne und fordern, je nach La- dung, die nötige Abgabe. Viele der Kaufleute sind von weither gekommen und haben eine beschwer- liche Reise auf sich genommen. Innerhalb von wenigen Stunden ist die Stadt zu ei- nem Umschlagplatz für alle erdenklichen Kostbar- keiten und jede Art von Hausrat geworden. Hier leuchten feine Tuche aus Leinen oder Schafwolle in allen Farben des Regenbogens, dort locken Häub- chen aus flandrischer Spitze, goldene Borten und Silberspangen. Aus einer anderen Ecke duftet es herrlich nach den Gewürzen des Orients, nach Sa- fran und Ingwer, Muskat und Nelken. Vor dem Kir- chenportal machen Quacksalber lautstark auf die Wunderkräfte ihrer Tinkturen und Salben aufmerk- sam, die in großen und kleinen Tiegeln vor ihnen stehen. Dort bieten Topfhändler und Seifensieder ihre Waren feil, hier preisen Bürstenbinder und Pfei- fenkrämer ihre Angebote als die besten und gün- stigsten im ganzen Land. Es ist ein unglaubliches Schubsen und Drängen, und die schmalen Gassen quellen fast über von so vielen Menschen. Mathilda presst ihren leeren Steinkrug fest an sich und drängt sich zu einer Gruppe Gaukler vor, die ei- nige merkwürdige Tiere mit sich führen. Das Mäd- chen verweilt einen Moment davor. (...) Fast jeder der eilig Hin- und Herlaufenden ist mit den Vorbereitungen für das bevorstehende Pfingst- fest beschäftigt. Durch die geöffneten Fenster riecht es heute nach Gänse- und Entenbraten, nach ge- schmortem Schwein und gekochtem Rebhuhn. Die Essensdüfte überdecken sogar den Gestank von Unrat und Kot, der überall auf den Gassen liegt und dem man alle paar Schritte ausweichen muss. Mathilda läuft bei dem Bratenduft das Wasser im Mund zusammen. Auch in ihrem Ofen brutzelt schon eine Ente, gefüllt mit Äpfeln. Eine gute Stun- de wird das Geflügel wohl noch brauchen, bis es rundherum goldbraun und knusprig ist. Nun muss Mathilda schnell noch einen Krug Wein für den Va- ter im Gasthof holen und Zwirn und ein paar Ellen Leinen für ein neues Hemd bei der alten Gertrud. Eigentlich wollte sie das schon gestern tun, doch es gab so viel in der Werkstatt zu helfen, dass gar keine Zeit für Besorgungen blieb. Im Vorbeilaufen wirft sie immer wieder einen Blick auf die Stände und Tische, die rechts und links amWeg stehen. Al- les ist so bunt und prächtig. Und vieles von dem, was dort mit lauten Stimmen angeboten wird, hat Mathilda noch nie zuvor gesehen. (aus: Susanne Bieder: Pias Reise ins Mittelalter, Ro- man, 2003) Markiere die Wörter im Text, die du nicht kennst. Suche die Begriffe in einem Lexikon oder im Internet und schreibe die Erklärungen in dein Heft. Beschreibe den Markttag in der Stadt und vergleiche ihn mit einem Marktag heute. Arbeite heraus, welche Aufgaben Mathilda hat. Arbeite nach A1+M2 Pias Reise ins Mittelalter Mittelalter Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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