Zeitbilder 2, Arbeitsheft

15  „Ötzi“ – Die Verfolgungsjagd in der Steinzeit Der folgende Text ist ein Ausschnitt aus einem Rätselkrimi des Schriftstellers Andreas Venzke. Er beschreibt darin, wie Ötzi, den er in seinem Buch „Tako“ nennt, gelebt hat und warum er gestorben ist. Die Handlung ist aber frei erfunden. Was bisher geschah: Tako, der Anführer einer Siedlung, beschließt die mächtigen Ber- ge zu überqueren. Er will dort Kupfer, ein sehr wertvolles Material, beschaffen. Auf der gefährlichen Wanderung begleiten ihn seine Söhne Urgu und Rios. Plötzlich geht alles ganz schnell: Urgu sieht, wie sich Tako hoch aufrichtet und alarmiert nach allen Seiten umschaut. Dann hört er, wie sein Vater in der Fer- ne einen dumpfen Laut ausstößt. Tako taumelt. Urgu starrt zu seinem Vater. Er sieht, wie sich plötz- lich ein schwarzer Schatten aus den Felsen jenseits der Mulde löst. Es ist ein Mann, der zu Tako läuft und ihn niederschlägt. Urgu rennt los, ohne Laut, noch ganz im Jagdgeschehen gefangen. Die Gäm- sen preschen davon. Rios ruft ihm zu: „Urgu, so fängt man doch keine Gämsen!“Urgu vergisst, dass er in der Hand noch den Bogen hält. Er rennt weiter, nun laut brüllend, in blindem Entsetzen, zu seinem Vater und dem Mann. Beide sind in der Mulde nicht mehr zu se- hen. Gleich darauf sieht er wieder den Schatten des Mannes. Urgu verstummt und bleibt einen Augenblick lang wie angewurzelt stehen. Einem Gespenst gleich huscht der Mann zur Flanke des Berges davon. Schnell rennt Urgu wieder los. End- lich ist er bei seinem Vater angelangt. Der liegt merkwürdig verdreht auf dem Bauch und greift sich an den Rücken. Ihm steckt ein Pfeil in der Schulter. Sein Gesicht ist blutüberströmt und kaum zu erkennen. Mit zitternden Fingern zieht Urgu an dem Pfeil, erst vorsichtig, dann mit einem Ruck. Er löst sich plötzlich leicht und Urgu erkennt, dass die Spitze in der Schulter seines Vaters stecken geblie- ben ist. Deshalb scheut sich Urgu, ihn auf den Rü- cken zu drehen. Tako stöhnt leise. Urgu legt das Ohr an seinen Mund. Doch er spürt bloß noch, wie der Vater mit dem Atmen aufhört. Heulend springt er auf. Er wirft den Kopf hin und her. Weit unter sich sieht er wieder den flüchtenden Schatten. Und er sieht seinen Bruder, der humpelnd auf ihn zugestürzt kommt.„Vater!“, schreit Rios und bleibt stehen, wie zu Stein erstarrt. „Hinter ihm her!“, brüllt Urgu ihn an. Er rast den Fels hinab, sein Bruder ihm nach. Auch Rios schreit nun vor Wut. Er spürt seinen Fuß nicht mehr. Manchmal können sie weit unter sich die fliehende Gestalt ausmachen. Es geht immer weiter hinab, doch der Abstand zwischen ihnen und dem Un- bekannten wird größer. Rios fängt an zu humpeln und humpelt immer stärker. Bald sind sie imWald und der Mann ist verschwun- den. Noch einmal finden sie Spuren von ihm. Urgu läuft wieder mit aller Kraft voran, doch der dichte Wald hat alles verschluckt. Entmutigt bleibt Urgu stehen und wartet auf seinen Bruder. Beide sehen sich an und ballen die Fäuste. Rios will nicht aufhö- ren zu schreien und zu weinen. Urgu redet beruhi- gend auf ihn ein. Was sollen sie tun? Was ist mit ihrem Vater? Er liegt dort oben in der Höhe, wohin sie nicht mehr auf- steigen können. Die Sonne steht schon zu tief am Himmel. Und Rios schmerzt der Fuß. Verzweifelt steigen sie weiter bergab. (aus: Andreas Venzke: Ötzi – Die Verfolgungsjagd in der Steinzeit. Ein Rätselkrimi, 2011) Lies den Text einmal durch. Unterstreiche (mit Bleistift) wichtige Wörter. Vergleiche, welche Wörter dein Nachbar, deine Nachbarin unterstrichen hat. Einigt euch auf 6 wichtige Begriffe, unterstreicht diese, radiert die anderen aus. Schreibe eine kurze Inhaltsangabe (ca. 50 Wörter) ins Heft. Mach dazu eine Zeichnung, die zum Ausschnitt des Rätselkrimis passt. Suche im Internet nach Informationen zu „Ötzi“ und schreibe deine eigene Erzählung über Ötzi. Arbeite nach M1+A1 Die Anfänge der Menschheit – Quellen und Darstellungen Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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