Zeitbilder 4, Schulbuch

94 Indien – Großmacht mit Widersprüchen Mahatma Gandhi Das Foto von 1930 zeigt ihn mit einem Spinnrad. Für ihn war es ein Symbol für die wirtschaftliche Unabhängigkeit von den Briten. Mahatma – die „Große Seele“ So nannte das Volk Gandhi*. Er war die Symbolfigur für die Befreiung Indiens von der britischen Kolonialherr- schaft. Großbritannien hatte Indien zur abhängigen und ausgebeuteten Kolonie gemacht. Gandhi führte von 1920 bis 1948 die Freiheitsbewegung in seinem Land an. Die Unabhängigkeit Indiens wollte er durch gewalt- losen Widerstand erreichen. Den Einsatz von Waffen und jegliche Form von Gewalt lehnte er strikt ab. Passiver Widerstand Gandhi zog mit seinen Anhängerinnen und An- hängern von Dorf zu Dorf und rief die Menschen dazu auf, nicht mehr mit den britischen Kolonialherren zusammenzuarbeiten. Sie sollten auch keine britischen Waren mehr kaufen, keine Steuern bezahlen, indische Kinder nicht mehr auf britische Schulen schicken. Immer mehr Menschen schlossen sich seinem passiven Widerstand an. Bei Zusammenstößen wurden viele Inderinnen und Inder, ohne dass sie sich wehrten, von den Briten eingesperrt, verprügelt, getötet. Gandhi selbst wurde wiederholt verhaftet. Mit Hungerstreiks erzwang er immer wieder seine Freilassung. Im Falle seines Todes befürchteten die Briten nämlich einen großen Aufstand. Teilung und Bürgerkrieg Blutige Kämpfe zwischen Hindus und Moslems führten dazu, dass die Kolonie Britisch-Indien in die zwei Staaten Indien und Pakistan geteilt wurden. Sie erhielten 1947 ihre Unabhängigkeit. Vor und nach der Teilung kam es zu Flüchtlingsbewegungen und zu einem Bürgerkrieg zwischen Hindus und Moslems. Über eine Million Menschen wurde dabei getötet. Fast 26 Millionen mussten aus ihrer Heimat fliehen, um ihr Leben zu retten. Es war die größte Migrationsbewegung in der Geschichte der Menschheit. Noch heute betrachten sich die beiden Atommächte Indien und Pakistan mit Misstrauen. Gandhi über seine Vorstellung von passivem Widerstand (1941) Q Passiver Widerstand ist eine Methode der Erringung von Rechten durch persönliches Leiden: Er ist das Gegenteil von bewaffnetem Widerstand. Ich weigere mich, etwas zu tun, was gegen mein Gewissen geht. Es ist eine Tatsache, dass die indische Nation im Allgemeinen den passiven Widerstand in den verschiedensten Lebensbereichen angewandt hat. Wir arbeiten mit unseren Herrschern nicht zusammen, wenn es uns zuwider ist. Das ist passiver Widerstand. Ich kann mich an einen Fall erinnern: Als in einem kleinen Fürstenstaat einige Bauern sich durch einen Befehl ihres Fürsten beleidigt fühlten, zogen sie aus ihrem Dorf aus. Der Fürst war betroffen, entschuldigte sich bei seinen Untertanen und widerrief den Befehl. (In: D. Rothermund, Der Frei- heitskampf Indiens, 1960) Indien – ein Hightech-Standort Indische Computerspezialistinnen und -spezialisten sind in aller Welt gefragt. Das Land exportiert mehr Software als alle EU-Staaten zusammen. Auch in anderen Branchen, zB in der Pharmazie, hat das Land längst internationales Niveau erreicht. (Foto, Manjunath Kiran, Bangalore 2017) Fasse die Vorstellung Gandhis vom passiven Widerstand in eigenen Worten zusammen. Diskutiert, bei welchen Konflikten heute Gandhis Ideen eventuell umgesetzt werden könnten. Arbeite nach M1+A2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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