Zeitbilder 4, Schulbuch
Modul 3 – Demokratie in Österreich in historischer Perspektive 67 Sozialstaat Österreich Ein reiches Land Österreich ist heute eines der wohlhabendsten und sozialsten Länder der Welt. Für sehr viele Familien in Österreich ist es heute selbstverständlich, dass sie genügend Wohnraum, einen Kühlschrank, Fernseher, elektronische Geräte wie Handy oder Computer und ein Auto besitzen. Viele Menschen können sich Urlaubsreisen leisten. Für die meisten Jugendlichen ist es normal, regelmäßig Taschengeld zu bekommen. Ausbau des Sozialstaates Ein Sozialversicherungs- gesetz (ASVG) bietet seit 1956 nahezu allen Öster- reicherinnen und Österreichern eine Kranken-, Unfall-, Pensions- und Arbeitslosenversicherung. Neue Sozialleistungen wurden in der Ära Kreisky eingeführt: zB das Gratisschulbuch, die Schülerfrei- fahrt sowie die Geburtenbeihilfe. Studiengebühren wurden abgeschafft, im Jahr 2013 für bestimmte Personengruppen wieder eingeführt. 1993 wurde das Pflegegeld für pflegebedürftige Personen eingeführt. Arbeitsrecht 1974 wurde die betriebliche Mitbestimmung der Arbeitnehmer und Arbeit- nehmerinnen (Betriebsräte) erweitert. Ein Jahr später wurde die 40-Stunden-Woche eingeführt. Heute arbeiten sehr viele Menschen 38,5 Stunden. Allerdings kann die tägliche Arbeitszeit seit September 2018 zwölf und die wöchentliche bis 60 Stunden betragen. Der jährliche Urlaubsanspruch stieg von zwei Wochen im Jahr 1965 auf mindestens fünf Wochen (seit 1986). Seit 1990 können Frauen und Männer nach der Geburt eines Kindes ein zweites Karenzjahr in Anspruch nehmen. Das neue Familienrecht brachte zB den Frauen die volle Gleichberechtigung in der Ehe. Zankapfel „Fristenlösung“ Unter Kanzler Kreisky wurde das Straf- recht modernisiert. Ein Streitpunkt zwischen den Parteien blieb die so genannte „Fristenlösung“. Sie besagt, dass der Abbruch einer Schwanger- schaft während der ersten drei Schwangerschaftsmonate straffrei bleibt. Besonders abgelehnt wird sie bis heute von der katholischen Kirche. Volksabstimmung über Kernkraftnutzung 1978 kam es zum Konflikt um die Inbetriebnahme des fertig gebauten Kernkraftwerks in Zwentendorf (NÖ). Schließlich siegten in einer Volksabstimmung die Kernkraftgegnerinnen und -gegner mit sehr geringem Vorsprung. Mit dem „Atomsperrgesetz“ wurde schließlich die Produktion von Atom- strom verboten. Pro und Contra Zwentendorf (Plakate, 1978) 1945 heute Arbeitslosigkeit Sie ist zum großen Problem für viele Industriestaaten geworden. Schuld daran sind nicht nur Wirtschaftskrisen, sondern auch der Wandel in der Arbeitswelt. In vielen Industriezweigen (zB in der Stahlindustrie) und in der Verwaltung gingen auch in Österreich viele tausende Arbeitsplätze verloren. Neue Arbeitsplätze entstanden vor allem im Bereich der neuen Technologien (zB Telekommunikation, IT). Stark zugenommen hat Teilzeitarbeit. Betroffen von Arbeitslosigkeit waren und sind besonders ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie (schlecht ausgebildete) Jugendliche. Pensionen Durch sinkende Geburtenzahlen bei gleichzeitig ansteigendem Lebensalter der Menschen gibt es immer mehr Pensionistinnen und Pensionisten im Vergleich zu den Erwerbstätigen. Damit wird auch die Finanzierung der Pensionen zu einem großen und langfristigen (Zukunfts-)Problem. Beschreibe, analysiere und interpretiere die Plakate. Vergleiche ihre unter- schiedlichen Aussagen und erkläre diese. Erläutere die Wertungen, die sie enthalten. Lege deine persönliche Meinung dazu dar. Arbeite nach M2 Nur zu Prüfzwecken – Ei entum des Verlags öbv
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