Zeitbilder 4, Schulbuch

66 Österreichs Weg zum modernen Staat 60% Deiner Ration, Plakat, 1948: In den ersten Nachkriegsjahren retteten Lebensmittelspenden aus der Sowjetunion, CARE-Pakete aus den USA, Spenden der UNO und einiger Hilfsorganisationen viele Menschen in Österreich vor dem Hungertod. Erst 1953 wurden Lebensmittelmarken abgeschafft. Schwieriger Wiederaufbau Hungersnot und Lebensmittelrationierung Heute gehört Österreich zu den reichsten Ländern der Welt. Das war nicht immer so: Laut einer Stellungnahme der UNO aus dem Jahr 1946 zählte das österreichische Volk zu jenen Völkern der Welt, die dem Hungertod am nächsten waren. Verstaatlichung und Marshallplan 1946/47 wurden die wichtigsten Großbetriebe verstaatlicht: der Bergbau und die Erdölförderung, die Schwerindustrie und die Elektrizitäts- gesellschaften sowie die Großbanken. Für einen deutlichen Wirtschaftsaufschwung sorgten zwischen 1948 und 1953 die Warenlieferungen im Rahmen des Marshall-Plans (S. 84). Mit diesem Geschenk, nach heutigem Wert etwa 7 Milliarden Euro, stellten sich bald Erfolge ein. Proporzsystem und Sozialpartnerschaft „Parteibuchwirtschaft“ Mit der Großen Koalition entstand in Österreich das Proporzsystem*: Viele Stellen im öffentlichen Dienst und in der verstaatlichten Industrie wurden mit Mitgliedern der beiden ehemals mächtigen Großparteien besetzt. Ob jemand dafür auch geeignet war, war oft nicht so wichtig wie das richtige Parteibuch. Man spricht daher auch von „Parteibuchwirtschaft“. Die Sozialpartner Von großer Bedeutung ist bis heute die Zusammen- arbeit der großen wirtschaftlichen Interessenverbände der Sozialpartner: Das sind Vertreterinnen und Vertreter von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern. Der 1945 gegründete überparteiliche Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) wurde zur einflussreichsten Organisation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Seine mehr als 1,2 Millionen Mitglieder unterstützt der ÖGB bei Arbeitskonflikten. Er führt für sie auch die Lohnverhandlungen. Daneben sind die Arbeiterkammern (AK) die zweite wichtige Interessen- vertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die wichtigsten Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber kommen aus der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und der Vereinigung Österreichischer Industrieller (VÖI). Außerdem zählt die Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), die die Interessen der Bauernschaft vertritt, zu den Sozialpartnern. Sozialer Frieden Die Sozialpartner verhandeln alle Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik freiwillig und meist partnerschaftlich miteinander. Sie geben ihre Lösungsvorschläge an die Regierung weiter. Ihre gute Zusammenarbeit trägt bis heute zum sozialen Frieden bei. Österreich zählt zu jenen Ländern Europas, in denen es seit 1945 die wenigsten Streiks gegeben hat. Der Einfluss der Sozialpartner auf die Politik ist bis heute groß. Viele ihrer Funktionäre sind auch parteipolitisch tätig und üben wichtige politische Funktionen aus (zB Nationalrat, Ministeramt, Parteivorstand). Wirtschaftsruin durch Marshall- plan – Wirtschaftsaufstieg durch den Wirtschaftsplan der KPÖ (Plakat 1948) Fasse die unterschiedlichen Aussagen der beiden Plakate zusammen. Stelle die Aussagen gegenüber und erkläre sie. Bewerte diese Aussagen mit Hilfe deines (Vor-)Wissens und der Informationen aus dem Schulbuch. Arbeite nach M2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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