Zeitbilder 4, Schulbuch

Modul 6 – Geschichtskulturen – Erinnerungskulturen – Erinnerungspolitik 51 anderes getan als hunderttausende andere Österreicher, nämlich, meine Pflicht als Soldat erfüllt!“ Eine Historikerkommission stellte allerdings fest, dass Waldheim seine NS-Vergangenheit lückenhaft und teilweise verfälscht darstellte, Kriegsverbrechen konnte sie nicht beweisen. Das Ende der offiziellen Opfertheorie Der Fall Waldheim erregte nicht nur international Aufsehen. Er führte auch in Österreich zu vielen Diskussionen über die vermeintliche Opferrolle während der NS-Herrschaft. Im Jahr 1991 sprach erstmals ein österreichisches Regierungsmitglied, Bundeskanzler Franz Vranitzky*, offiziell über die Mitverantwortung der österreichischen Bevölkerung am Nationalsozialismus. Entschädigung für Opfer Im Jahr 2000 richtete die österreichische Bundesregierung für noch lebende Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus dem Zweiten Weltkrieg einen Versöhnungs- fonds ein. Ein Jahr später folgte ein Entschädigungsfonds: Damit sollte die Rückgabe von enteignetem jüdischem Vermögen und eine bessere soziale Versorgung der noch lebenden Holocaust-Opfer ermöglicht werden. „Du bist schuld, wenn i später amal Schwierigkeiten krieg, du sau- blödes Viech!“ (Karikatur, Manfred Deix, 1986) Kurt Waldheim über seine Mitgliedschaft beim NS-Reiterkorps, Juni 1986: Ich wollte die Optik wahren. Ein paarmal mitzureiten schien mir kein Malheur, schien mir sogar nützlich. Fred Sinowatz, damaliger Bundeskanzler, über Waldheim im Juni 1986: Nehmen wir also zur Kenntnis, dass nicht Waldheim bei der SA war, sondern nur sein Pferd. (In: Die Presse", 24.10.2014) Der damalige Bundeskanzler Franz Vranitzky erklärte 1991: Q Es ist unbestritten, dass Österreich im März 1938 Opfer einer militärischen Aggression mit furchtbaren Konsequenzen geworden war. (…) Dennoch haben auch viele Österreicher den Anschluss begrüßt, haben das national- sozialistische Regime gestützt. (…) Viele Österreicher waren an den Unterdrückungsmaßnahmen und Verfolgungen des Dritten Reichs beteiligt, zum Teil an prominenter Stelle. Über eine moralische Mitverantwortung für Taten unserer Bürger können wir uns auch heute nicht hinwegsetzen. (…) Wir bekennen uns zu allen Taten unserer Geschichte und zu den Taten aller Teile unseres Volkes, zu den guten wie zu den bösen; und so wie wir die guten für uns in Anspruch nehmen, haben wir uns für die bösen zu entschuldigen – bei den Überlebenden und bei den Nachkommen der Toten. (Parlamentarisches Stenogra- phisches Protokoll, S. 3282 f.) Beschreibe, analysiere und interpretiere die Karikatur. Erkläre, wie und weshalb der Karikaturist die Aussagen Waldheims umsetzt. Beziehe in deine Erklärung auch die Zitate von Kurt Waldheim und Fred Sinowatz mit ein. Arbeite die Aussagen heraus, mit denen Vranitzky der Opfertheorie widerspricht. Nimm Stellung zu diesen Aussagen. Arbeite nach M2+M1 1943 2000 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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