Zeitbilder 4, Schulbuch

48 Wie „Geschichte“ erinnert wird Private und öffentliche Gedenktage und -jahre Kultur der Erinnerung Wir alle kennen Tage, an denen wir uns an be- stimmte Ereignisse oder Personen erinnern. Dies können positive Anlässe wie Geburtstage, Hochzeiten oder Abschlussfeiern sein, aber auch traurige Vorkommnisse wie Todesfälle oder Katastrophen. In der öffentlichen Erinnerung gibt es ebenfalls solche Gedenktage. Diese erinnern meist an die Wiederkehr eines folgenreichen Ereignisses (zB eines Krieges, einer Revolution, politischer Umstürze, staatlicher Unabhängigkeit, …). Einige Gedenktage wurden offizielle nationale Feiertage. Jahre, in denen sich bedeutende geschichtliche Ereignisse jähren, werden zu Gedenkjahren. Ein Beispiel dafür sind in Österreich die Jahre 1848, 1918, 1938, 1968 und 1978 und die Jahre 1945, 1955 und 1995. Denkmäler als Erinnerungszeichen Der Wunsch nach Gedenken gehört offensichtlich zur Geschichte der Menschheit. Schon in der Antike erbau- ten die Menschen spektakuläre Erinnerungszeichen. Auch in Österreich wurden über Jahrhunderte für Persönlichkeiten aus Politik, Kunst, Wissenschaft oder Militär Denkmäler errichtet. Erinnerung bewahrt nicht nur Vergangenes, sondern zeigt auch den gegenwärtigen Umgang damit. Wer bestimmt, was und an wen erinnert wird? Die Bewertung historischer Ereignisse und Personen unterscheidet sich oft von Mensch zu Mensch. Wie wir Erinnerungspflege betreiben, welche Denkmäler enthüllt und welche Jubiläen gefeiert werden, sagt aber viel über unsere Gesellschaft und unsere Kultur aus. Damit wird zum Ausdruck gebracht, welche Werte und Ideen einer Gemeinschaft, einer Volksgruppe, einem Staat wichtig sind. Die Bewertung historischer Ereignisse ist aber ebenso abhängig von der jeweiligen Zeit, in der an sie erinnert wird. Auswahl und Bewertung der öffentlichen Erinnerungskultur hängen immer von den jeweiligen politischen Verhältnissen ab. So können sich Erinnerungskulturen im Laufe der Zeit zum Teil erheblich wandeln. Dies lässt sich an den Denkmälern (linkes Bild) und der Erinnerungskultur in Österreich nach 1945 aufzeigen (S. 50 – 53). Abriss des Lenindenkmals Schon ein Jahr nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde im November 1991 in Ostberlin ein 19 Meter hohes Lenindenkmal abgerissen. Der 3,5 Tonnen schwere Kopf und 128 übrige Teile wurden danach in einer Sandgrube vergraben. (Foto 1991) Massendemonstration vor dem österreichischen Parlament in Wien anlässlich der Ausrufung der Republik Deutschösterreich (Foto, anonym, 12.11.1918) Die Ausrufung der Republik vor dem Parlament am 12. November 1918 (Gemälde von Rudolf Konopa (1864–1936), 1918) Vergleiche das Foto und das Gemälde. Stelle Gemeinsam- keiten und Unterschiede fest. Recherchiere die Ereignisse dieses Tages. Arbeite heraus, wie Konopa diese in seinem Gemälde umsetzt. Arbeite nach M2+A1 Überprüfe den Zusammenhang zwischen dem Autorentext und dem Foto mit dem Abriss des Lenindenkmals in Berlin. Arbeite nach M1+A2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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