Zeitbilder 4, Schulbuch

40 Schülerinnen und Schüler als Opfer des Nationalsozialismus Kinder als Opfer Nach dem „Anschluss“ 1938 änderte sich das Leben für die jüdische Bevölkerung in Österreich. Vor allem die Kinder und Jugendlichen wurden von der neuen politischen Situation und ihren Auswirkungen völlig überrascht. Brief einer Mutter an ein Gymnasium im 8. Wiener Bezirk vom 2. Mai 1938 Q Sehr geehrte Frau Direktor! Wiewohl es uns unsagbar schwer fällt, muss ich Ihnen dennoch die Bitte unterbreiten, unsere Franzi morgen aus der Anstalt zu entlassen. Der Umbruch hat Zustände geschaffen, die mich zu diesem Entschluss zwingen. Ich kann nur sagen, dass wir sehr stolz und glücklich waren, weil unser Kind in einer so vorzüglichen, guten Schule lernen durfte, und wir hätten alle Opfer gebracht, um sie auch bei Ihnen maturieren zu lassen. Nun ist unser Traum zu Ende. Nachdem nun infolge der veränderten Verhältnisse nur mehr die letzten 2 Monate für den Schulbesuch in Betracht kommen, wir aber das Kind dringend zuhause brauchen, bitte ich höflichst um Ausschulung und Erteilung des Abgangszeugnisses. Durch die mehr als prekären finanziellen Verhältnisse konnten wir doch nie das volle Schulgeld entrichten – und als jüdisches Kind ist sie ja auch von einer Matura ausgeschlossen, und so müssen wir uns damit abfinden, Franzi etwas Praktisches lernen zu lassen; damit sie späterhin ihren Unterhalt sichern kann. (…) Wir dankten täglich Gott (…) in Dankbarkeit und Hochachtung Ihre Lola Baum (Dokument aus Privatbesitz des Autors) Schildere den unterschiedlichen Alltag des elfjährigen Kurt vor und nach dem „Anschluss“. Recherchiere in der Schulchronik, ob auch an deiner Schule eine derartige Tafel angebracht werden sollte. Arbeite nach M1 Kurt, ein elfjähriger jüdischer Gymnasiast aus Wien, erinnert sich an den „Anschluss“ Q Am Montag kam ich in die Klasse und am Sonntag habe ich noch mit meinen Klassenkameraden oder Freunden auf der Gasse Fußball gespielt – und zwar Juden oder Nichtjuden, das war ja ganz egal. Und ich kam in die Klasse und es hat da so geknistert, es war … man hat gemerkt, irgendetwas kommt. Und wirklich um acht Uhr läutet es, unser Klassenvorstand – seinen Namen weiß ich nicht mehr – in SA-Uniform grüßte „Heil Hitler“ und sein erster Satz war: „Juden heraustreten. Nehmt eure Schulsachen.“ Und wir wurden vom ersten Moment an von den nichtjüdischen Klassenkameraden getrennt. Wir sind in die Eselsbänke, in die rückwärtigen Bänke versetzt worden, und in Klassen, die nicht so stark waren wie unsere – also an Schüleranzahl – gab es zwischen den Judenbänken und den nichtjüdischen Bänken eine leere Bankreihe. Wir wurden vom ersten Moment an wie Aussätzige, wie Schwerstkranke behandelt. Es gab Strafen, es gab Schläge, es war nicht angenehm. (Interview mit Kurt Rosenkranz, www.erinnern.at ) Arbeite aus dem Brief der Mutter heraus, weshalb sie die Tochter von der Schule abmeldete und wie sie ihren Entschluss begründete. Versetze dich in die Lage der Tochter. Schildere die Auswirkungen auf dein Leben in einem Brief an eine ehemalige Mitschülerin. Arbeite nach M1 Gedenktafel am Akademischen Gymnasium in Wien (Foto 2018) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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