Zeitbilder 4, Schulbuch

Modul 5 – Holocaust/Shoah, Genozid und Menschenrechte 37 Roma und Sinti – immer wieder diskriminiert Seit 600 Jahren in Mitteleuropa Vor so langer Zeit schon sind Roma aus Indien bis ins heutige Österreich gezogen. Ihnen folgten später weitere Gruppen wie die Sinti. Bis in die 1990-er Jahre bezeichneten die meisten Menschen diese unterschiedlichen Gruppen als „Zigeuner“. Erst seither wird für diese Volksgruppe die Bezeichnung „Roma“ (Mensch, Mann) verwendet. Derzeit leben etwa zwölf Millionen Roma, Sinti und verwandte Gruppen in Europa, geschätzte 40 000 davon in Österreich. Jahrhundertelang diskriminiert Als so genannte „Zigeuner“ wurden sie jahrhundertelang benachteiligt und verfolgt. Häufig wurden sie beschuldigt, nicht erziehbar, arbeitsscheu und kriminell zu sein. Vor allem aber wurde ihnen zum Vorwurf gemacht, dass sie nicht sesshaft wurden. Verfolgung und Vernichtung Den Höhepunkt der Unterdrückung mussten die Roma und Sinti unter der nationalsozialistischen Herrschaft erleiden. Anerkennung als Volksgruppe Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Volksgruppe auch in Österreich lange weiter diskriminiert. So waren Roma-Siedlungen nur an den Rändern der Städte erlaubt. Erst 1993 wurden die Roma in Österreich als eigene Volksgruppe mit Minderheitenrechten anerkannt. Romasiedlung in Janovice, Ostslowakei Nur 10 der 60 Häuser haben elektrischen Strom, kein einziges fließendes Wasser. (Foto, Joe Klamar 2004) Zum Gedenken an den Anschlag in Oberwart, Kurier, 4.2.2015 Q In der Nacht von 4. auf 5. Feber 1995 riss eine Rohrbombe in Oberwart vier Menschen aus dem Leben. Die größte Roma-Siedlung des Burgenlandes stand unter Schock. Vier Roma wollten eine Tafel wegrücken mit einer eindeutigen Inschrift: „Roma zurück nach Indien“. Die Berührung löste den Zünder der Bombe aus, es war der schlimmste rassistisch motivierte Anschlag der Zweiten Republik. (…) Ob sich so ein Anschlag wiederholen könnte, daran will niemand denken. „Einige Roma werden nicht zur Veranstaltung kommen, weil sie Angst haben“, (…). Offener Rassismus sei seltener geworden, meint Helmut, ein Bewohner der Roma-Siedlung: „Aber hinterrücks bist du immer der Farbige.“ (In: www.kurier.at ) Interview mit der Obfrau des österreichischen Roma-Vereins „Romano Centro“ im Jahr 2015 zu Chancengleichheit im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung Q Chancengleichheit ist sehr abhängig vom Zugang zu verschiedenen Gütern und Dienstleistungen. Dazu gehören vor allem die Bereiche Arbeit, Wohnraum, Gesundheit und insbesondere Bildung. Diese Faktoren begünstigen Chancen- gleichheit. Wenn der Zugang schwer erreichbar ist und gleichzeitig mit Diskriminierung und jahrhundertelanger Verfolgung verbunden ist, so trifft das auf stark benachteiligte Volksgruppen wie die Roma zu. Sehr viele Roma haben mit den Folgen der Diskriminierung im Alltag und am Arbeitsmarkt zu kämpfen. (In: Interview mit Zaklina Radosavljevic, Mai 2015) Fasse die Vorurteile zusammen, die gegenüber den Roma im Autorentext geschildert werden. Formuliere Argumente, die diese Vorurteile widerlegen. Erkläre, wie die „Romano Centro“-Obfrau die Chancen- gleichheit ihrer Volksgruppe in Österreich sieht. Nimm Stellung dazu. Arbeite nach M1 2. Jh. heute Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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