Zeitbilder 4, Schulbuch

36 Die lange Geschichte des Antisemitismus Antisemitismus im Altertum Jüdinnen und Juden lebten im Römischen Reich weit verstreut als religiöse Minderheit. Da sie an ihrem Glauben, ihren Sitten und Bräuchen festhielten und sich nicht mit anderen Völkern vermischten, waren sie Außenseiter der Gesellschaft. Zwischen Juden und Christen bestand ein Konkurrenzverhältnis. Ab dem 2. Jh. beschuldigten viele Christen die Juden als Christusmörder. Religiöser und wirtschaftlicher Antisemitismus im Mittelalter Juden durften weder Grund erwerben noch ein Handwerk ausüben. Christen hingegen war es verboten, Geld gegen Zinsen zu verleihen. Aus diesen Gründen wurden viele Juden Händler oder Geldverleiher, bei denen sich Christen oftmals verschuldeten. Gab es Naturkatastrophen, Missernten oder Seuchen (zB die Pest), beschuldigten viele Menschen dafür immer wieder die jüdische Bevölkerung. Jüdinnen und Juden wurden fälschlicherweise als Mörder kleiner Kinder, Hostienschänder und Brunnenvergifter verleumdet und verfolgt. Immer wieder kam es zur Vertreibung ganzer Judengemeinden, sowohl aus religiösen als auch aus wirtschaftlichen Gründen. Einen erheblichen Anteil an antijüdischen Vorurteilen und Ausschreitungen hatte der niedrige Klerus. Die jüdische Bevölkerung wurde von der katholischen Kirche gezwungen, sich durch besondere Kleidung (Judenhut, gelber Kreis am Mantel) kenntlich zu machen. Sie mussten auch häufig in meist durch Mauern abgetrennten Stadtteilen, so genannten Gettos*, leben. Toleranzpatent und rechtliche Gleichstellung Erst im Zeitalter der Aufklärung besserten sich die Lebensumstände der jüdischen Bevölkerung. Kaiser Joseph II. erließ 1781 in Österreich das Toleranz- patent: Es gestattete Juden, Schulen zu besuchen und ein Handwerk auszuüben; außerdem hob es den Gettozwang auf. Die völlige recht- liche Gleichstellung erlangte die jüdische Bevölkerung erst mit der Verfassung von 1867. Rassischer Antisemitismus Im 19. Jh. glichen sich viele Juden der christlichen Umwelt an. Einige bekamen als Unternehmer und Bankiers wirtschaftlichen, als Wissenschaftler und Künstler gesellschaftlichen Einfluss. Der Antisemitismus nahm dennoch zu und wurde nun „rassisch“ begründet (S. 34). Dieser Rassenantisemitismus bildete im 20. Jh. auch die geistige Grundlage für die planmäßige Vernichtung des europäischen Judentums durch die Nationalsozialisten (S. 38). Antisemitismus in Österreich nach 1945 Auch nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Antisemitismus nicht verschwunden. Zwar wird er vom Staat Österreich wie auch von internationalen Organisationen (UNO, Europarat etc.) geächtet. Aber in den Köpfen einiger Menschen ist die „Judenfeindschaft“ nach wie vor vorhanden. Plakat zur Ausstellung „Der ewige Jude“: Diese Wanderausstellung wurde von den Nationalsozialisten veranstaltet und diente der weiteren Aufhetzung der deutschen und österreichischen Bevölkerung gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. (Wien 1938) Beschreibe das Plakat. Achte dabei auch auf die Ankündigung der Ausstellung. Analysiere das Plakat Schritt für Schritt. Interpretiere die Botschaften, die das Plakat vermittelt. Arbeite nach M2 Formuliere die Definition des Antisemitismus in eigenen Worten. Arbeite nach M1 Feindlichkeit gegen Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti Definition von Antisemitismus der Inter- nationalen Allianz für Holocaust-Gedenken D Der Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. (https://www.fga-wien.at/ ) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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