Zeitbilder 4, Schulbuch

Modul 1 – Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen 27 mit Bestrafung, Kürzung des Lohnes und der Lebensmittel rechnen. Unter schwierigsten Bedingungen wurden Kraftwerke, Eisenbahnen, Straßen und Kanäle angelegt. Moderne Traktorenwerke wurden gebaut, Erdölfelder und Kohlegruben vor allem in Sibirien und Mittelasien erschlossen. Die gewaltigen Anstrengungen lohnten sich: 1940 erreichte die Sowjetunion in der Industrieproduktion den ersten Platz in Europa. Weltweit wurde sie nur von den USA übertroffen. Die Kollektivierung der Landwirtschaft Kolchosen und Sowchosen Für die rasche Industrialisierung wurden große Geldmittel benötigt. Auch die Versorgung der angewachsenen Industriestädte kostete viel Geld. Um dies finanzieren zu können, forderte Stalin höhere Erträge in der Landwirtschaft. Seit 1928 wurden die Bäuerinnen und Bauern gezwungen, ihre privaten Betriebe aufzugeben. Diese wurden zu Großbetrieben zusammengefasst. Sie wurden entweder genossenschaftlich verwaltet (Kolchosen*) oder zu Staatseigentum (Sowchosen*). In den Großbetrieben musste die bäuerliche Bevölkerung nun kollektiv arbeiten. Die Maschinen stellte der Staat zur Verfügung. Die Bäuerinnen und Bauern wehren sich Sie schlachteten ihr Vieh und zerstörten ihre Geräte. Der Viehbestand und die Erntemengen gingen drastisch zurück. Die Folge war eine Hungerkatastrophe. Diese kostete etwa sieben Millionen Menschen das Leben. Stalin ging mit brutaler Gewalt gegen die sich wehrenden Bäuerinnen und Bauern vor. Er ließ viele ermorden oder in Arbeitslager schicken. Vergleiche die Merkmale von „Stalinismus“ mit der Definition von „Diktatur“ (S. 8). Beurteile mit Hilfe des Autorentextes und der Bild- und Textquellen, warum Stalinismus als Diktatur bezeichnet werden kann. Arbeite nach M1 Kollektivierung der Landwirtschaft Plakat mit der Aufschrift „Genosse, tritt in unsere Kolchose ein!“, (Plakatentwurf von Vera Sergejewna Korabljowa (1887–1950) um 1930) Beschreibe das Plakat. Gehe dabei vor allem auf die Haltung und den Gesichts- ausdruck der Personen ein. Erläutere, warum man in diesem Fall von „sowjetischer Propaganda“ sprechen kann. Arbeite aus der Textquelle heraus, wie Kopelew die Anwendung von Gewalt vor sich selbst rechtfertigte. Nimm Stellung zu Kopelews Aussage „Das Ziel heiligt die Mittel“. Arbeite nach M1+M2 Interpretiere die Treppenszene aus dem Film „Panzerkreuzer Potemkin“ (von Minute 52:30 bis 53:59) nach der Methode M5 auf S. 163. Arbeite die Intentionen des Films heraus. Arbeite nach M5 Lew Kopelew, russischer Schriftsteller und späterer Stalingegner, berichtet 1975 über seine Zeit als Funktionär der kommunistischen Partei unter Stalin Q Damals (um 1930) war ich von einem fest überzeugt: Das Ziel heiligt die Mittel. Unser großes Ziel war der Sieg des Weltkommunismus; um seinetwillen kann man und muss man lügen, rauben, hunderttausende, ja Millionen von Menschen vernichten – alle, die diesem Ziel hinderlich im Wege stehen oder auch nur im Wege stehen könnten. (...) So urteilte auch ich, als ich sah, wie die „totale Kollektivierung“ (der Landwirtschaft) durchgeführt wurde (...), wie die Bauern im Winter 1932/1933 erbarmungslos ausgebeutet wurden. Ich war selbst dabei, hörte nicht auf das Heulen der Weiber, das Winseln der Kinder. Damals war ich überzeugt, dass wir alle die große sozialistische Umgestaltung des Dorfes vollbringen, dass es danach allen Bauern unendlich viel besser gehen würde (und) dass die, die mich geschickt hatten, besser als die Bauern wussten, wie diese zu leben, zu pflügen, zu säen hatten. (In: L. Kopelew, Aufbewahren für alle Zeit!, 1979) 1924 1953 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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