Zeitbilder 4, Schulbuch

Modul 1 – Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen 25 Die Welle – ein Experiment Die Anfälligkeit für Diktaturen heute Auch heute gibt es noch Menschen, die Diktaturen positiv sehen. Verschiedene Experimente haben die Anfälligkeit von Menschen für diktatorische Systeme bestätig. Ein berühmt gewordenes Experiment fand 1967 an einer High School in Kalifornien statt. Damals fragten Schülerinnen und Schüler ihren Geschichtelehrer Ron Jones, warum sich die Deutschen im Dritten Reich nicht gegen die brutale Nazi-Herrschaft gewehrt hätten. Daraufhin führte der Lehrer mit ihnen ein Experiment durch. Er verfasste später einen Tatsachenbericht darüber („The third wave“). Sein Experiment bildete die Grundlage für Morton Rhues Roman „Die Welle“ (The Wave, 1981). „Die Welle“ – der Film (2008) Der deutsche Regisseur und Drehbuch- autor Dennis Gansel drehte 2008 den Film „Die Welle“. Er verarbeitete darin die Ereignisse rund um das Experiment von 1967. Die Handlung versetzte er in die deutsche Gegenwart: An einem Gymnasium gestaltet der Lehrer Rainer Wenger eine Projektwoche zum Thema „Staatsform Autokratie“* (d.h. Diktatur). Nachdem die Schülerinnen und Schüler seine Frage: „Ihr seid also der Meinung, dass eine Diktatur bei uns nicht mehr möglich wäre“? bejahen, beginnt er sein Experiment. Er will den Schülerinnen und Schülern begreiflich machen, wie eine Diktatur entsteht. Zunächst beginnt der Versuch harmlos mit Begriffen wie Disziplin und Gemeinschaft. Schon nach wenigen Tagen aber entwickelt sich eine richtige „Bewegung“ – „Die Welle“. Sie hat einen „Führer“, eine Art Uniform, ein Symbol. Bald werden Andersdenkende ausgeschlossen, Gewalt wird angewendet, die „Welle“ gerät außer Kontrolle, … „Die Welle“ (2008), Constantin Film Regie: Dennis Gansel Analysiere die folgenden Filmsequenzen: A Minuten 11.00–13:22 - Ermittle, welche Merkmale für Diktaturen im Lehrer- Schüler-Gespräch genannt werden. B Minuten 14:10–17:48 - Arbeite heraus, welche Grundvoraussetzungen für diktatorische Systeme in dieser Szene erwähnt werden. - Beschreibe, welche Verhaltensweisen zum Motto „Macht durch Disziplin“ gehören. C Minuten 27:30–34:05 - Arbeite heraus, welches Verhalten mit „Macht durch Gemeinschaft“ gemeint ist. D Minuten 37:00–52:00 - Beschreibe, was die Schülerinnen und Schüler in dieser Szene unter der „Macht durch Handeln“ verstehen. - Erörtere die Gründe, aus denen bestimmte Film- figuren durch die Entwick- lung der diktatorischen „Welle“ an Macht gewannen. - Fasse zusammen, welche Symbole und Verhaltens- weisen, die im Film vorkom- men, typisch für faschistische Diktaturen sind. - Vergleiche sie mit denen, die in diesem Kapitel thematisiert werden. Hinterfragt den Film „Die Welle“ kritisch. - Diskutiert in der Klasse, welche Reaktionen der Film beim Publikum auslösen könnte. Arbeite nach M5+A2 Ron Jones, der Lehrer, der das Experiment „Die Welle“ 1967 durchführte: Q Ich wollte, dass die Schüler erfahren, wie es damals in Deutschland zuging. Sie sollten aber nicht nur etwas darüber lesen, sondern selbst erleben, was es heißt, zum Beispiel gleichzeitig aufzuspringen und irgend etwas zu brüllen, oder in einer sehr disziplinierten Weise dazusitzen, oder von einer Person abhängig zu sein, die einem dauernd sagt, was man machen soll. (…) Einstein hat einmal gesagt: „Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.“ Ich glaube, irgend jemand hätte, gleich als ich mit der „Welle“ begann, aufstehen sollen und sagen: „Mr. Jones, ich folge Ihnen nicht, ich sage Ihnen, das ist schlecht, was Sie machen.“ Dann hätten wir anfangen können, darüber zu reden. Aber während des ganzen Experiments hat sich niemand dagegen gewehrt, kein Schüler, kein Lehrer, von den Eltern niemand und niemand von den Geistlichen – und das ist es, was mich erschreckt. (In: Morton Rhue, Die Welle, 1997) Diskutiert über die (anfänglich bestehende) Meinung der Schülerinnen und Schüler, „dass eine Diktatur bei uns nicht mehr möglich wäre.“ Arbeite nach A2 1926 2008 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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