Zeitbilder 4, Schulbuch
20 Widerstand gegen den Nationalsozialismus Widerstandskämpferinnen und -kämpfer Im nationalsozialistischen Deutschland galten die Frauen und Männer, die Widerstand gegen die Diktatur leisteten, als Verbrecher und Hochverräter, „Volksschädlinge“ und „Wehrkraftzersetzer“. Heute sehen viele Menschen in ihnen mutige Menschen, die ihrem Gewissen folgten. Sie setzten ihr Leben für Freiheit und Menschlichkeit aufs Spiel. Arten des Widerstands Arbeiterinnen und Arbeiter, Kommunistinnen und Kommunisten und Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten organisierten Flugblattaktionen. Geistliche wandten sich in ihren Predigten gegen die Unmenschlichkeit der Nationalsozialisten. Führende Persönlichkeiten der verbotenen Parteien sammelten Wider- standsgruppen um sich. Soldaten und Offiziere weigerten sich Befehle auszuführen, um so den sinnlosen Krieg zu beenden. Es gab Attentate auf Hitler. Aber all das waren Aktionen einiger Menschen, die wirkungslos blieben und die Akteurinnen und Akteure oft das Leben kosteten. Die „Weiße Rose“ Um die Geschwister Sophie und Hans Scholl bildete sich in München eine Widerstandsgruppe mit dem Namen „Weiße Rose“. Ihre Mitglieder verteilten Flugblätter, um vor allem die Jugend gegen die nationalsozialistische Diktatur zu bewegen. Sie hatten erkannt, dass sie getäuscht und verführt worden waren. Im Februar 1943 wurden sie verhaftet und hingerichtet. Aus dem letzten Flugblatt der „Weißen Rose“ Q Der Tag der Abrechnung ist gekommen, der Abrechnung der deutschen Jugend mit der verabscheuungswürdigsten Tyrannis, die unser Volk je erduldet hat. Im Namen der deutschen Jugend fordern wir vom Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit, das kostbarste Gut der Deutschen zurück, um das er uns in der erbärmlichsten Weise betrogen hat. (In: W. Hofer, Der Nationalsozialismus) Liste die Vorwürfe auf, die die „Weiße Rose“ Hitler in diesem Flugblatt macht. Beurteile die Handlungsweise der Geschwister Scholl. Erörtere ihre Vorbildwirkung für andere junge Menschen damals und heute. Auf Youtube kannst du den Film „Die weiße Rose“ von Michael Verhoeven (1982) ansehen. Nimm anhand folgender Leitfragen Stellung: Handelt es sich um eine Dokumentation? Ergreift der Film Partei? Wie stellt er Sophie und Hans Scholl dar? Arbeite nach M1+M5 Inge Scholl berichtet über ihre Geschwister Q An einem sonnigen Donnerstag, es war der 18. Februar 1943, war die Arbeit so weit gediehen, dass Hans und Sophie, ehe sie zur Universität gingen, noch einen Koffer mit Flugblättern füllen konnten. Sie waren beide vergnügt und guten Mutes, ehe sie sich mit dem Koffer auf den Weg zur Universität machten. Kaum hatten die Geschwister die Wohnung verlassen, klingelte ein Freund an ihrer Tür, der ihnen eine dringende Warnung überbringen sollte. Da er aber nirgends erfahren konnte, wohin die beiden gegangen waren, wartete er. Mittlerweile hatten die beiden die Universität erreicht. Und da in wenigen Minuten die Hörsäle sich öffnen sollten, legten sie rasch entschlossen die Flugblätter in den Gängen aus und leerten den Rest ihres Koffers vom obersten Stock in die Eingangshalle der Universität hinab. Erleichtert wollten sie die Universität verlassen. Aber die Augen des Hausmeisters hatten sie erspäht. Alle Türen der Universität wurden sofort geschlossen. Damit war das Schicksal der beiden besiegelt. Die rasch alarmierte Gestapo brachte meine Geschwister in das Gefängnis. Und nun begannen die Verhöre. Tage und Nächte, Stunden um Stunden. Abgeschnitten von der Welt, ohne Verbindung mit Freunden und im Ungewissen, ob einer von ihnen ebenfalls ihr Schicksal teilte. Alle, die in jenen Tagen noch mit ihnen in Berührung kamen, die Mitgefangenen, die Gefängnisgeistlichen, die Gefangenenwärter, ja selbst die Gestapobeamten waren von ihrer Tapferkeit aufs Höchste betroffen. Der Scharfrichter sagte, so habe er noch niemanden sterben sehen. Hans, ehe er sein Haupt auf den Block legte, rief laut, dass es durch das große Gefängnis hallte: „Es lebe die Freiheit!“ (In: I. Scholl, Die Weiße Rose) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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