Zeitbilder 4, Schulbuch
18 Nationalsozialismus in Österreich 15. März 1938: Hitler trifft auf dem Heldenplatz in Wien ein, wo er in einer Rede den „Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“ verkündet. (Propagandafoto 1938) Deutschnationale Schon am Ende des 19. Jh. formulierte Georg von Schönerer* viele Ideen des späteren Nationalsozialismus. Er vertrat die Lehre von der Überlegenheit der „arischen Herrenrasse“, lehnte die „jüdische Rasse“ und den Katholizismus als „undeutsch“ ab und träumte von einem einzigen Reich aller Deutschen. Adolf Hitler war damals in Wien, hörte Schönerers Reden und übernahm viele dieser Ideen. NSDAP in Österreich Die im Mai 1918 gegründete Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei in Österreich war eine radikale völkische, antikapitalistische, antikommunistische und antisemitische Partei, die sich später den Beinamen Hitlerbewegung gab. Sie blieb bis Anfang der 1930-er Jahre jedoch eine in sich zerstrittene unbedeutende kleine Gruppe. Erst die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler (1933) brachte der NSDAP in Österreich starken Zulauf. „Illegale“ In der Staatskrise vom März 1933 (S. 11, S. 61) hofften die Nationalsozialisten auf Neuwahlen. Als diese nicht durchgeführt wurden, verübten sie im ganzen Land Sabotage- und Terroranschläge. Die Regierung Dollfuß reagierte mit dem Verbot der NSDAP. Die aus Deutschland unterstützten Nationalsozialisten verstärkten nun als „Illegale“ den Terror. Im Juli 1934 wagten sie sogar einen Umsturzversuch, der aber scheiterte. Schließlich befahl Hitler den Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich am 12. März 1938. „Umbruch“ Die Jubelbilder vom Empfang Hitlers auf dem Heldenplatz gingen um die Welt. Seine Gegnerinnen und Gegner trauten sich aber nicht mehr auf die Straße. Sie wurden deshalb ebenso wenig fotografiert wie die vielen Frauen und Männer, die schon unmittelbar nach dem Einmarsch der deutschen Truppen von der „Geheimen Staatspolizei“ verhaftet wurden. Die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher begrüßte jedoch den „Umbruch“, wie man damals diese Ereignisse bezeichnete. Nationalsozialistisches Propaganda- plakat zur Volksabstimmung über den bereits vollzogenen „Anschluss“. Bei der Stimmabgabe gingen viele Wählerinnen und Wähler nicht in die Wahlzelle und kreuzten ihre Stimmzettel vor den Augen aller an. Das Ergebnis brachte schließlich 99,73 Prozent Ja-Stimmen für den „Anschluss“. „Der Lehrer brachte uns zum Heldenplatz, um Hitler ein Publikum zu bieten“ (Heinz Kienzl, geboren 1922, seine Mutter war Jüdin, zum 15. März 1938): Q Ich erinnere mich an die jubelnden Massen – wir selbst mussten Teil davon sein, auch wenn ich nie gejubelt habe. Unser Lehrer brachte unsere Klasse zum Heldenplatz, um Adolf Hitler genug Publikum zu bieten. (…) Ja. Der Heldenplatz war bummvoll. Wir waren gute Turner und sind gleich auf die Ringstraßenbäume hinaufgeklettert. Hitler hielt seine Rede, die Menschen schrien. Sie dachten, sie marschieren jetzt mit den Deutschen in ein Paradies, doch sie sind in die Hölle gegangen – in den Zweiten Weltkrieg. (In: Hellin Jankowski, Die Presse, 11.3.2018) Beschreibe das Foto vom 15. März 1938. Schildere deinen Eindruck, den dieses Foto vermittelt. Analysiere das Plakat zur Volksabstimmung. Arbeite nach M1+M2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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