Zeitbilder 4, Schulbuch

136 Geschlechterrollen im Wandel Geschlecht und Gender D Ob Beruf oder Privatleben – die Geschlechtszugehörigkeit hat vielfältige Auswirkungen auf unser Leben. Unsere Erfahrungen, Möglichkeiten und sozialen Beziehungen sind dadurch geprägt, mit welchem Geschlecht wir auf die Welt kommen und ob wir den damit zusammenhängenden Erwartungen entsprechen. (...) Nicht nur die biologischen Differenzen (sex) sind es, welche Frauen und Männer unterscheiden, sondern ebenso das soziale Geschlecht (gender), das die gesellschaftlichen Normvorstellungen und sozialen Zuschreibungen in Bezug auf Geschlechterrollen und deren Auswirkungen bezeichnet. Denn nachweislich ist Geschlecht nicht etwas fix Gegebenes, sondern wird in sozialen Prozessen erzeugt und reproduziert. (...) Was wir als normal oder abnormal, gut oder schlecht, passend oder unpassend empfinden, wird in vielfacher Weise durch die jeweils vorherrschenden Traditionen, Vorstellungen, Denk- und Verhaltensweisen mitbestimmt, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Zugleich sind die gesellschaftlichen Strukturen durch traditionelle Geschlechtervorstellungen geprägt und reproduzieren dabei Ungleichheiten, die nur durch kritische Analyse und zielgerichtete Maßnahmen ausgeglichen werden können. (...) Die Geschlechterverhältnisse haben sich in vielen Ländern dank Frauenbewegung und -politik in den letzten hundert Jahren grundlegend verändert, doch ist die Gleichstellung der Geschlechter inzwischen zur Realität geworden? (http://www.demokratiezentrum.org/) Rollenverhalten und Rollenerwartungen Unter Rollenerwartungen versteht man immer wiederkehrende Handlungen, Leistungen oder Tätigkeiten eines Menschen. Die Person, die als Trägerin oder Träger dieser Rolle gilt, hat die in sie gesetzten Erwartungen durch ein entsprechendes Verhalten zu erfüllen. Rollenzuweisungen werden zB von Geschlecht, Beruf, Herkunft oder Alter bestimmt. Die Vorstellungen über bestimmte Eigenschaften von Frauen und Männern unterscheiden sich je nach sozialem, politischem und kulturellem Umfeld. Diese Rollenzuschreibungen spiegeln sich in allen Bereichen des Lebens wider, zB im Verhalten oder in der Arbeitswelt (S. 132). Erkläre in eigenen Worten, was „Gender“ bedeutet. Überprüfe, inwieweit der Autorentext mit der Darstellung „Geschlecht und Gender“ übereinstimmt. Werte die Grafik aus. Formuliere eine begründete Vermutung, weshalb das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen die Daten zu Arbeit, Geld, Bildung, Macht und Zeit in die Grafik einfließen lässt. Beantworte die Frage aus der Darstellung „Geschlecht und Gender“ mit Hilfe der Grafik. Verfasse eine eigene Erzählung über Rollenverhalten und Rollenerwartungen in deinem Umfeld. Arbeite nach M1+M6 Der Gleichstellungsindex (Gender Equality Index) ist ein Maß, das messen soll, wie nah die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten an der Verwirklichung einer geschlechtergerechten Gesellschaft sind. Er wird vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE), einer Agentur der Europäischen Union, ermittelt. Der Index wird als Wert zwischen 1 und 100 angegeben, wobei 100 für die Idealsituation einer geschlechtergerechten Gesellschaft steht. Unterschiede zu Lasten von Frauen und Männern werden als gleichermaßen schädlich angesehen. 76,8 73,0 72,9 72,6 69,0 68,4 82,6 68,4 66,2 65,5 63,3 62,1 60,1 58,0 67,9 56,8 56,8 56,7 56,0 55,1 53,6 53,1 52,4 52,4 50,8 50,0 Schweden Griechenland Ungarn Rumänien Slowakei Kroatien Tschechien Zypern Portugal Litauen Polen Lettland Bulgarien Malta Italien Österreich Deutschland EU 28 Spanien Slowenien Luxemburg Irland Belgien Großbritannien Frankreich Dänemark Finnland Niederlande Estland 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum 2,6 2 71,5 70,5 69,5 des Verlags öbv

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