Zeitbilder 4, Schulbuch

118 Die deutsche Wiedervereinigung Montagsdemonstration in Leipzig (Foto, Wolfgang Kluge, 13.11.1989) Öffnung der DDR-Grenzen nach Westen In der Nacht vom 9. auf 10. November 1989 stürmten Berlinerinnen und Berliner aus beiden Teilen der Stadt die Mauer am Brandenburger Tor. (Foto, Martii Kainulainen, 9.11.1989) Versetze dich in die Situation einer Person auf einem der beiden Fotos. Schildere die Eindrücke dieses Ereignisses. Formuliere Wünsche und Hoffnungen für deine Zukunft. Arbeite nach M2 Sieh dir unter https:// www.youtube.com/ watch?v=LP57Pt4g_0o die ersten beiden Minuten der ARD-Nachrichten vom 9.11.1989 an. Vergleiche die Moderation des Nachrichtensprechers mit den gezeigten Bildern. Dekonstruiere nun die Aus- sage des Historikers Hertle. Arbeite nach M1+M5 Die Wende Die Menschen in der DDR verlangten immer lauter nach einer Öffnung ihrer Grenzen. Mehr als 28 Jahre lang war Berlin eine geteilte Stadt (S. 86). Die Grenzen zwischen Ungarn und Österreich waren seit September 1989 geöffnet. 25 000 DDR-Bürgerinnen und -Bürger waren bereits über Ungarn in den Westen geflüchtet. Die Öffnung der Grenzen Am 9. November 1989 verabschiedete das Zentralkomitee der DDR ein neues Reisegesetz und informierte in einer Pressekonferenz die internationale Öffentlichkeit. Am frühen Abend verkündeten die westdeutschen Radio- und Fernsehsender, dass die innerdeutsche Grenze geöffnet sei. Zu diesem Zeitpunkt waren die Grenzübergänge aber noch geschlossen. Tausende Ostberlinerinnen und Ostberliner sammelten sich daraufhin bei den Übergängen und verlangten die Ausreise. Kurz nach 21 Uhr konnten die ersten Menschen nach Westberlin ausreisen. Da die ostdeutschen Behörden wegen des riesigen Ansturmes Unruhen befürchteten, verzichteten die Zöllner auf Kontrollen und ließen die Menschen einfach durchgehen. Jubel Die Westberlinerinnen und Westberliner empfingen die Ankommenden mit großer Begeisterung. Es herrschte Volksfeststimmung am Kurfürstendamm: Gasthäuser spendierten Freibier, wildfremde Menschen umarmten einander vor Freude. Für alle, die im Westen bleiben wollten, wurden Quartiere gesucht, und sie erhielten als Sofortmaßnahme Begrüßungsgeld. „Die Tore in der Mauer stehen weit offen.“ Q Im Umgang mit Superlativen ist Vorsicht geboten; sie nutzen sich leicht ab. Aber heute Abend darf man einen riskieren: Dieser 9. November ist ein historischer Tag. Die DDR hat mitgeteilt, dass ihre Grenzen ab sofort für jedermann geöffnet sind. Die Tore in der Mauer stehen weit offen. (Hanns Joachim Friedrichs, Moderator der „Tagesthemen“ am 9.11.1989 um 22.42) Der Historiker Hans Hermann Hertle über den Mauerfall (7.11.2009) D Die Medien haben im Laufe des Abends des 9. November eine Fiktion verbreitet. Die Fiktion war, die DDR-Grenze ist offen, was tatsächlich nicht der Fall war. Und indem diese Fiktion die Massen ergriff, ist sie zur Realität geworden. (https://www.deutschlandfunk.de) Nur z u Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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