Zeitbilder 4, Schulbuch

Modul 4 – Europäisierung 117 1989 heute Deutsche Demokratische Republik „Wir wollen raus!“, forderten viele Menschen in der DDR. Die Machthaber wagten es nicht mehr, gewaltsam gegen Demonstrantinnen und Demonstranten vorzugehen. Als sie im November 1989 die Reisefreiheit verkündeten, stürmten am selben Tag tausende DDR-Bürgerinnen und -Bürger die Berliner Mauer oder fuhren nach Westberlin. Ungarn Hier hatten die Menschen seit den 1960-er Jahren kleine wirtschaftliche und gesellschaftliche Freiheiten. Seit 1987 waren auch nichtkommunistische Gruppen politisch tätig. Sie einigten sich mit den Reformkommunisten auf die Einführung eines Mehrparteien- systems. Ungarn erhielt 1990 eine neue Verfassung unter einer nichtkommunistischen Regierung. Tschechoslowakei Antikommunistische Demonstrationen und fried- liche Kundgebungen führten zur Wiedererrichtung der Demokratie in der Tschechoslowakei. Diese wurde 1993 einvernehmlich in zwei selbstständige Staaten aufgelöst: die Tschechische und die Slowakische Republik. Bulgarien Hier gab es 1990 erste freie Wahlen. Die ehemaligen Kommunisten konnten danach noch einige Jahre lang eine Koalitions- regierung anführen. Rumänien In Rumänien herrschte seit 1965 Diktator Nikolai Ceausescu* unumschränkt. Seine Gewaltherrschaft und die trostlose Wirtschafts- lage führten 1989 auch in diesem Land zum Umsturz. Er verlief jedoch sehr blutig: Bei den Demonstrationen gegen die Gewaltherrschaft und den Straßenkämpfen zwischen der Geheimpolizei und Teilen der Armee wurden etwa 1 000 Menschen getötet. Schließlich wurden der Diktator und seine Frau gefangengenommen und von Offizieren hingerichtet. Die neuen Staaten wollen in die EU In allen ehemals kommunistischen Ländern (Süd-)Osteuropas gibt es seit der politischen Wende ein Mehrparteiensystem nach westlichem Muster. Die meisten dieser Staaten sind nun bereits EU-Mitglieder (S. 111). Wirtschaftsaufschwung und Wirtschaftskrisen Die Entwicklung dieser Reformstaaten verlief durchaus unterschiedlich. Mit dem Beitritt zur EU waren zumeist ein starker Wirtschaftsaufschwung, aber auch Krisen verbunden. Für viele Menschen bedeutete dies auch eine persönliche wirtschaftliche Besserstellung. Doch nicht alle Menschen profitieren davon. Etliche Menschen wurden vom kapitalistischen Wirtschaftssystem enttäuscht: Die Umgestaltung der Wirtschaft machte sie arbeitslos. Die Preise für Grundnahrungsmittel und Wohnungen stiegen erheblich an, viele bisher kostenlose soziale Leistungen des Staates wurden abgeschafft. Öffnung der Grenzen: Der öster- reichische Außenminister Alois Mock (links) und sein tschechischer Amtskollege Jiri Dienstbier zer- schneiden den Stacheldrahtzaun an der Grenze bei Laa an der Thaya. (Foto, Vit Korcak, 17.12.1989) Beurteile die Rolle, die Michail Gorbatschows Reformpolitik für die genannten Staaten spielte. Fragt eure Eltern oder Großeltern, wie sie das Jahr 1989 erlebten und wie sich diese Ereignisse auf ihr Leben auswirkten. Gestaltet dazu einen Fragebogen. Diskutiert die Ergebnisse eurer Befragung in der Klasse. Arbeite nach A2 Formuliere mögliche Gründe, weshalb das Autorenteam die Inhalte dieser Doppelseite so gewählt hat. Erläutere, welche Wirkung die beiden Außenminister mit dieser Aktion erzielen wollten. Arbeite nach M2 Fasse das Ende der Volks- demokratien mit eigenen Worten zusammen. Bildet Kleingruppen und wählt einen der genannten Staaten. Recherchiert im Internet auf drei verschiedenen Webseiten die Entwicklung dieses Staates seit 1989. Präsentiert eure Ergebnisse. Arbeite nach A1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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