Zeitbilder 4, Schulbuch
Modul 1 – Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen 11 Austrofaschismus – Diktatur in Österreich Der autoritäre „Ständestaat“ Im März 1933 nutzte der damalige Bundeskanzler Engelbert Dollfuß* eine Krise im Parlament bewusst zu dessen Ausschaltung. Mit einer neuen Verfassung (1934) wurde die bisherige demokratische Regierungsform auch offiziell durch eine autoritäre*, d.h. diktatorische ersetzt. Regiert wurde Österreich bis 1938 durch Verordnungen der Regierung. Dollfuß errichtete einen „Ständestaat“. Parteien wurden verboten, an ihre Stelle sollten die „Stände“ treten: Mitglieder einer Berufsgruppe (zB Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft) wurden jeweils zu einem Stand zusammengefasst. Diese autoritäre Herrschaftsform in Österreich zwischen 1933 und 1938 wird heute als Austrofaschismus bezeichnet. Merkmale von Austrofaschismus Der Austrofaschismus orientierte sich stark am italienischen Faschismus von Mussolini. Der Bundeskanzler (von 1933 bis zu seiner Ermordung durch Nationalsozialisten 1934 Engelbert Dollfuß, danach bis 1938 Kurt Schuschnigg*) hatte fast die gesamte politische Macht inne. Weitere Merkmale des Austrofaschismus waren eine enge Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche, Zensur und das Verbot von politischen Parteien. Als einzig zugelassene politische Organisation wurde nun von Dollfuß die „Vaterländische Front“ gegründet. Politische Gegner wurden in so genannten Anhaltelagern eingesperrt und oft mit der Todesstrafe bedroht. Das politische Pro- gramm orientierte sich am „Korneuburger Eid“ der Heimwehren (S. 60). Das Kruckenkreuz war ein Symbol für den austrofaschistischen „Stände- staat“. Es ging auf die Kreuzritter zurück. Damit sollte die Orientierung an der katholischen Lehre betont werden. (Propagandaplakat der Vaterländischen Front, Paul Gerin, 1934) Erkläre die Begriffe „Ständestaat“ und „Austrofaschismus“. Auszüge aus dem „Korneuburger Eid“ (1930) – die politische Grundlage für den Austrofaschismus Q - Wir wollen nach der Macht im Staate greifen und zum Wohl des gesamten Volkes Staat und Wirtschaft neu ordnen. - Wir verwerfen (= ablehnen) den westlichen demokratischen Parlamentarismus und den Parteienstaat. - Wir kämpfen gegen die Zersetzung unseres Volkes durch den marxistischen Klassenkampf … - Jeder Kamerad fühle und bekenne sich als Träger der neuen deutschen Staatsgesinnung; er sei bereit, Gut und Blut einzusetzen, er kenne die drei Gewalten: den Gottesglauben, seinen eigenen harten Willen, die Worte seiner Führer. (In: Jochum, Die Erste Republik in Dokumenten und Bildern, 1983) Analysiere die Forderungen im „Korneuburger Eid“. Erläutere, an wen sich diese gerichtet haben könnten. Arbeite nach M1 Interpretiere das Plakat der „Vaterländischen Front“. Vergleiche die beiden Propagandaplakate auf dieser Doppelseite in Hinblick auf Symbole, Farben und Personendarstellung. Arbeite nach M2 Mussolini beeinflusste den Austro- faschismus: der österreichische Kanzler Kurt Schuschnigg bei Benito Mussolini (Foto, anonym, Florenz 1.8.1934) 1921 1938 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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