Zeitbilder 3, Schulbuch

Modul 7 – Revolutionen, Widerstand, Reformen 99 Revolutionen in der Habsburgermonarchie Revolution in Wien  Auch in Wien brach im März 1848 die Revolution los. Bürger, Studenten und Arbeiter wollten die Forderung nach einer Verfassung beim Kaiser vorbringen. In der Herrengasse schoss das Militär in die Menge. Ein Barrikadenkampf folgte und die Regierung gab nach. Sie erließ schon im April 1848 eine Verfassung, die ein Wahlrecht nur für Reiche vorsah. Im Herbst 1848 kam es deshalb in Wien zu neuerlichen Aufständen, die von kroatischen und böhmischen Truppen niedergeschlagen wurden. Ab 1851 regierte Kaiser Franz Joseph I. wieder absolutistisch. Nationale Aufstände der Tschechen, Italiener und Ungarn  In Prag kam es zu Aufständen, die durch das kaiserliche Militär niedergeschlagen wurden. Auch in den oberitalienischen Städten Mailand und Venedig flammte Widerstand gegen die österreichische Herrschaft auf. Nach heftigen Kämpfen eroberten österreichische Truppen unter Feldmarschall Radetzky* die Gebiete in Italien zurück. Im ungarischen Teil der Monarchie verlangten Reformer die Einführung der ungarischen Amts- und Unterrichtssprache, die Abschaffung der Vorrechte des Adels und der Kirche, Freiheit für die Bauern, Presse-, Versammlungs- und Religionsfreiheit. Zahlreiche Menschen in Ungarn forderten die Loslösung Ungarns von der Monarchie. Sie riefen die Republik aus und erklärten die Habsburger für abgesetzt. Der österreichische Kaiser rief nun den russischen Zaren zu Hilfe. Mit Unterstützung russischer Truppen wurde die ungarische Revolutionsarmee nach erbittertem Widerstand besiegt. Es folgte eine Hinrichtungswelle, die das Klima zwischen dem österreichischen Kaiserhaus und Ungarn für lange Zeit vergiftete. Das Ziel der Aufstände war überall die Schaffung von eigenen, unabhängigen (National-)Staaten. Alle diese Revolutionen wurden durch das kaiserliche Militär niedergeschlagen, die Revolutionäre streng bestraft. Die Bauernbefreiung Verfassung  Schon im April 1848 erließ die Regierung eine Verfassung. Diese sah jedoch politische Mitbestimmung nur für Reiche vor. Für die Masse des Volkes war kein Wahlrecht vorgesehen. Es kam deshalb zu neuen Unruhen. Nun sollte ein von den Wahlberechtigten gewählter Reichstag* eine neue Verfassung ausarbeiten. Die Beratungen darüber gerieten jedoch sehr bald ins Stocken – zu unterschiedlich waren die Vorstellungen der einzelnen Nationen. Ende der Grundherrschaft  Dennoch beschloss der Reichstag ein wichtiges Gesetz: die Befreiung der Bauern aus der Abhängigkeit der Grundherren. Sie konnten Eigentümer des Bodens werden, den sie bebauten. Da die Entschädigungszahlungen an die Grundherren niedrig waren, wurde die Bauernbefreiung innerhalb weniger Jahre durchgeführt. Dieses Gesetz stellte eine bleibende Errungenschaft der Revolution dar. 1830 1848 Hans Kudlich: Der Student und Bauernsohn aus Österreich- Schlesien stellte den Antrag zur Bauernbefreiung. (Lithographie von Eduard Kaiser (1820–1895), 1848) Beurteile die Meinung Kudlichs zu Demokratie und Leibeigenschaft. Arbeite nach M1 Hans Kudlich in seiner Rede beim konstituierenden Reichstag in Wien, Juli 1848 Q Es ist eine Ironie, wenn man hört, dass ein souveränes österreichisches Volk sich selbst eine auf demokratischen Grundlagen zu erbauende Verfassung gibt, und dass in allen Pro- vinzen ein Zustand herrscht, der im wesentlichen von der alten Leibeigenschaft nicht sehr verschieden ist, so ist es im Widerspruche, wenn wir Untertanen neben Staatsbürgern sitzen haben; ich kann diese beiden Begriffe: „Untertanen“ und „Staatsbürger“ nun und nimmer vereinigen. (http://www.habsburger.net/ de/kapitel/der-bauer-ist- frei?language=de) Erkläre, aus welchen Gründen es 1848 in weiten Teilen Europas zu Revolutionen kam. Begründe, warum viele Herrscher ihren Untertanen Versprechungen und Zugeständnisse machten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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