Zeitbilder 3, Schulbuch

Modul 7 – Revolutionen, Widerstand, Reformen 93 Joseph II. – ein „aufgeklärter“ Reformer Aufgeklärter Absolutismus  Der älteste Sohn und Nachfolger Maria Theresias war ein überzeugter Anhänger der Aufklärung. Prunk und Pracht lehnte er ab. Er war bestrebt, die Lebensbedingungen seiner Untertanen zu verbessern. Neue Freiheiten und Wohlfahrt für viele Menschen Einige der Maßnahmen des Kaisers bewirkten bleibende Veränderungen in der Gesellschaft Österreichs: Aufhebung der Leibeigenschaft  Das Untertanenpatent (1781) hob die Leibeigenschaft auf und gab den Bauern die persönliche Freiheit. Sie durften nun ohne die Erlaubnis des Grundherrn heiraten, einen anderen Beruf ergreifen oder auch einen anderen Wohnsitz wählen. Religionsfreiheit  Das Toleranzpatent (1781) gestattete auch den evangelischen und den orthodoxen Christen die freie Religionsausübung. Die Juden mussten nicht mehr in einem Getto leben, einen Bart sowie den spitzen, hohen Judenhut tragen, die sie von den anderen Menschen unterschieden. Ab nun durften sie sich in allen Berufszweigen wie dem Handwerk, den Künsten, der Landwirtschaft und akademischen Berufen betätigen, was ihnen davor nicht erlaubt war. Kranken- und Armenfürsorge  Bis zum Ende des 18. Jh. lag die Kranken- und Armenfürsorge fast ausschließlich in den Händen von Kirchen und Klöstern. Joseph II. ließ dafür in Wien das Allgemeine Krankenhaus, eine Taubstummen- und Blindenanstalt, Armen-, Waisen- und Invalidenhäuser errichten. Die kaiserlichen Schlossparks und das Jagdgebiet im Prater öffnete er für die Erholung suchende Wiener Bevölkerung. Staatliche Aufsicht über die Kirche Klosteraufhebungen  Joseph II. hob fast 700 Klöster auf, deren Nonnen und Mönche nach Ansicht des Kaisers keine nützliche Tätigkeit wie Krankenpflege, Armenfürsorge, Unterricht oder Seelsorge ausübten. Ihr Besitz wurde eingezogen. Mit dem Geld, das dadurch hereinkam, wurden neue Bistümer, Pfarren und Kirchen errichtet. Damit sollte erreicht werden, dass niemand länger als eine Stunde für seinen Kirchgang brauchte. Aber auch die Ausbildung und Bezahlung der Priester wurde davon finanziert. Kein kirchlicher Prunk  Aus Gründen der Sparsamkeit verbot der Kaiser kirchlichen Prunk. So verringerte er zB die Anzahl der Wallfahrten und Prozessionen und legte die Höchstzahl der Kerzen fest, die bei einer Messe angezündet werden durften. Nicht alle Maßnahmen hatten Erfolg Gescheiterte Reformen  Der Kaiser wollte aus seinen vielen Ländern einen von Wien aus zentral verwalteten Staat machen. Dazu führte er überall Deutsch als Amtssprache ein. Gegen diese Maßnahme wehrten sich vor allem die Ungarn. Sie erreichten die Rücknahme der Anordnung. Ihre Amtssprache blieb – Latein. Bei seinen Anordnungen nahm Joseph II. wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse der Menschen und musste selbst noch manche seiner Reformen zurücknehmen. 1740 1800 Kaiser Joseph II. (1780–1790) mit seinem Bruder und Nachfolger Leopold II. (1790–1792) (Ölgemälde von Pompeo Batoni, Rom 1769, 173 × 122 cm, Wien, Kunsthistorisches Museum) Arbeite mit Hilfe des Autorentextes die Reformen Josephs II. in den Bereichen Kirche, Religion, Staat, Kranken- und Armenfürsorge, Bauern und Grundherren heraus. Erörtere mögliche Gründe, aus denen die Bevölkerung einige seiner Reformen ablehnte. Reform eine planmäßige Neuordnung, Umgestaltung der bestehenden Verhältnisse, mit dem Ziel, diese zu verbessern. Beispiele: Schulreform, Pensionsreform, Steuerreform, … Revolution eine sehr schnelle und radikale Umwälzung, Veränderung des bestehenden Zustandes. Diese kann gewaltsam oder friedlich vor sich gehen. Beispiele: Französische Revolution, Industrielle Revolution, … Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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