Zeitbilder 3, Schulbuch

84 Weggehen, ankommen, bleiben Auf nach Amerika!  Im 19. und zu Beginn des 20. Jh. fand die bisher größte Massenauswanderung der Geschichte statt: Zwischen 1820 und 1914 verließen ca. 44 Millionen Menschen Europa. Die meisten wanderten zwischen 1880 und 1914 aus. 85% der europäischen Migrantinnen und Migranten fanden auf dem amerikanischen Kontinent eine neue Heimat. Österreich-Ungarn – ein Auswanderungsland  Heute ist Österreich, eines der reichsten Länder der Welt, ein Einwanderungsland. Damals war es umgekehrt: Zwischen 1876 und 1910 wanderten ca. 3,5–4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Doppelmonarchie aus: Fast 3 Mil- lionen von ihnen in die Vereinigten Staaten, 358 000 nach Argentinien, 158 000 nach Kanada, 64 000 nach Brasilien und 4 000 nach Australien. Der Rest verteilte sich auf andere Länder. Aus dem Burgenland wanderten in den 1920-er Jahren über 60 000 Personen in die USA aus. Armut daheim, dort der „American Dream“  Viele Migrantinnen und Migranten aus Österreich-Ungarn stammten aus armen, oft kinder- reichen Bauernfamilien. Sie hatten keine Aussicht auf eine eigene Landwirtschaft, fanden keine oder nur schlecht bezahlte Arbeit als Taglöhner oder in einer Fabrik. Viele ließen sich daher das (geringe) Erbe auszahlen und kauften sich damit die Schiffskarten. Schreibwerkstatt „Migrationsgeschichte“ Erfinde eine Geschichte zu einer Person auf dem Foto, die gerade in Ellis Island auf ihre Einwanderung in die USA wartet. Überlege vor dem Schreiben: - Woher könnte sie kommen? - Welche Gründe hat sie für die Migration? - Welche anderen Personen begleiten sie? - Aus welchen Gründen hat sie sich für das Zielland USA entschieden? - Wen und was lässt sie in ihrer alten Heimat zurück? - Welche Vorbereitung musste sie für die Auswanderung treffen? - Welche Hoffnungen, Erwartungen und Ängste hat sie bei der Einwanderung? - Welche Probleme könnten sich nach der Einwanderung ergeben? Benenne die wichtigsten Auswanderungsströme zwischen 1820 und 1914. Stelle einen Zusammenhang mit den in diesem Kapitel beschriebenen Motiven für Migration her. Arbeite nach M4 1883 begründete der 24-jährige Österreicher Alois Bell seine Auswande- rung in die USA so: Q Hierzulande muss ich als Bauersmann ohne Vermögen für mein Leben ein armer Dienstbot bleiben, während ich in Amerika, so wie viele andere, die von hier dahin ausgewandert sind, die Aussicht habe, durch Tätigkeit und Sparsamkeit nach und nach zu einem eigenen schönen Besitz zu kommen und so mir mein Lebensglück zu begründen. (In: M. Pichler, Auswanderer von Vorarlberg in die USA 1800–1838) Ellis Island Zwischen 1892 und 1954 war hier die zentrale Einwanderungsstelle in New York für alle Einwanderinnen und Einwanderer der 3. Klasse und der Zwischendecks. Rund 12 Millionen Menschen passierten in diesem Zeitraum die Kontrolle der Einwanderungsbehörde. (Foto, 1.4.1920) Überseeische Migration 1820–1914 (Quelle: Universität Augsburg) 1 2 , 7 M i o . B r i t e n 7 M i o . S k a n d i n a v i e r 4 , 1 M i o . I r e n 2 . M i o . R u s s e n 33,6 Mio. Einwanderer 2 M i o . I t a l i e n e r 2 M i o . B r i t e n 0,3 Mio. Chinesen a u s J a p a n a u s C h i n a 3,6 Mio. Einwanderer 1821-1920 1,5 Mio. Franzosen 0,4 Mio. Inder 5 M i o . Ö s t e r r e i c h e r 5 M i o . D e u t s c h e 0 2500 5000 km Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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