Zeitbilder 3, Schulbuch

74 Auf einen Blick Diversität: Geschlecht – Ethnie – Klasse Die Industrielle Revolution vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart In der zweiten Hälfte des 18. Jh. begann in Großbritannien die Industrielle Revolution – das Zeitalter der maschinellen Massenproduktion in Fabriken. Die bedeutendste Erfindung war die Dampfmaschine von James Watt. Sie erleichterte die Arbeit in den Bergwerken, in den Eisenwerken und in der Textilindustrie. Die Spinnmaschine und der mechanische Webstuhl machten Kleidung zur erschwinglichen Massenware. Mit der Dampflokomotive und mit dem Dampfschiff begann das moderne Verkehrswesen. Der elektrische Strom und das Erdöl ergänzten die Kohle als Energieträger. Dynamo und Elektromotor, Benzin- und Dieselmotoren wurden als neue Kraftmaschinen genutzt. Straßenbahnen dienten den Massen als Fortbewegungsmittel, Autos hingegen der reichen Oberschicht. Die Erfindung des Fließbandes knapp vor dem Ersten Weltkrieg machte auch das Auto zumMassenprodukt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs begann das Atomzeitalter. Seit wenigen Jahrzehnten sind Computer und Arbeitsroboter fester Bestandteil der Arbeitswelt. Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wandel im 19. Jahrhundert Die neuen Unternehmer (Gründergeneration) erwirtschafteten mit ihren Produkten manchmal riesige Vermögen. In der freien Marktwirtschaft (= Wirtschaftsliberalismus, Kapitalismus) wird der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Durch Steuerung der Produktion versuchten die Kapitalisten die Preise hochzuhalten und dadurch höhere Gewinne anzuhäufen. Zu Beginn der Industrialisierung waren die arbeitenden Männer, Frauen und Kinder den Unternehmern schutzlos ausgeliefert: lange Arbeitszeiten, niedrige Löhne, kein Urlaub, keine Krankenversicherung usw. Die Arbeiterfamilien wohnten zusammengepfercht in Kleinstwohnungen ohne Wasseranschluss und Toiletten. Viele dieser Familien vermieteten Betten an so genannte Bettgeher, um die hohen Mieten zahlen zu können. Auch die Ernährung der Arbeiterfamilien war mangelhaft und eintönig. Armut in der Gegenwart: Im reichen Österreich lebt jeder 8. Mensch unter der Armutsgrenze. Ein Viertel davon sind Kinder. Frauen sind stärker als Männer von Armut betroffen. Karl Marx und Friedrich Engels riefen im Jahr 1848 zur kommunistischen Revolution auf. Ab etwa 1870 kam es in Europa zur Gründung von Sozialdemokratischen Parteien. In Österreich konnte die Arbeiterbewegung bis zum Ersten Weltkrieg einige wichtige Arbeiter- Schutzbestimmungen durchsetzen (zB Verbot der Kinderarbeit, Kranken- und Unfallversicherung). Vielvölkerstaaten Das Habsburgerreich und das Osmanische Reich waren Vielvölkerstaaten (Nationalitätenstaaten). Die beiden Hauptstädte Wien und Istanbul übten eine große Anziehungskraft auf die Bewohner der beiden Reiche aus. Sie wuchsen besonders im 19. Jh. sehr schnell. In beiden Reichen führten verlorene Kriege zu Gebietsverlusten. Macht und Ansehen der Herrscher waren im Schwinden. Reformen sollten Revolutionen zuvorkommen. Diese Reformen zögerten den Zerfall der beiden Großreiche jedoch nur hinaus. Im Ersten Weltkrieg kämpften das Habsburgerreich und das Osmanische Reich auf der Verliererseite. Die Siegermächte bestätigten den Zerfall des Habsburgerreichs in eine Reihe von Nachfolgestaaten. Das Osmanische Reich teilten die Siegermächte unter sich auf. Der Türkei blieb nur die Halbinsel Anatolien. Seit der Mitte des 19. Jh. kamen vor allem Angehörige von drei Ethnien nach Wien: Tschechen, Deutschböhmen und Juden. Seit damals war die Hälfte der Wiener nicht hier geboren. Das bürgerliche Wien fühlte sich von Migrantinnen und Migranten überrannt und bedroht – die ersten Abschiebungen waren die Folge. Nur u Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=