Zeitbilder 3, Schulbuch

64 Ein Leben in Not und Elend Wohnen damals – heute unvorstellbar! Industriestädte wachsen schnell  Die Industrialisierung bedeutete nicht nur Fortschritt, sondern verursachte auch große Probleme. Die neuen Fabriken zogen viele Menschen an – Männer, Frauen und Kinder. Kleinstädte wuchsen innerhalb weniger Jahrzehnte zu Großstädten heran. Doch es fehlten überall Wohnungen. Fast alle Fabrikarbeiterfamilien hausten in erbärmlichen Unterkünften. Vergleiche deine Wohn- verhältnisse mit den in den Quellentexten beschriebenen und in der Zeichnung dargestellten. Diskutiert in der Klasse, welche Auswirkungen diese Wohnverhältnisse auf das Privatleben, die Gesundheit und die Bildung der dort wohnenden Menschen hatten. Arbeite nach M1+M2+A2 Der Armenarzt Victor Adler* schrieb über die Wohnverhält- nisse der Ziegelarbeiter am Rande Wiens um das Jahr 1880 Q (…) Die Partieführer (= Vorarbeiter) würden aber ihre Sklaven nicht ganz in der Hand haben, wenn diese auswärts schlafen gingen. Darum müssen alle Arbeiter im Werke schlafen. Für die Ziegelschlager gibt es elende „Arbeiterhäuser“. In jedem einzelnen Raum, so genannten „Zimmern“ dieser Hütten, schlafen je drei, vier bis zehn Familien, Männer, Weiber, Kinder, alle durch- einander, untereinander, übereinander. Für diese Schlafhöhlen scheint die Gesellschaft sich noch „Wohnungsmiete“ zahlen zu lassen. (…) Da liegen dann in einem einzigen Raum 40, 50 bis 70 Personen. Holzpritschen, elendes altes Stroh, darauf liegen sie Körper an Körper geschlichtet. (…) Alte Fetzen bilden die Unterlage, ihre schmutzigen Kleider dienen zum Zudecken. Manche ziehen ihr einziges Hemd aus, um es zu schonen und liegen nackt da. Dass Wanzen und Läuse die steten Begleiter sind, ist natürlich. Vom Waschen, vom Reinigen der Kleider kann ja keine Rede sein. (…) (In: V. Adler, Die Lage der Ziegelarbeiter) Beschreibe die Rekon- struktionszeichnung und stelle Vermutungen an, warum die Zeichnerin diese Szene so darstellt. Arbeite nach M2 Aus dem Leben einer Arbeiterin um 1900 Q Ich bin bei einer Frau zu Bett und zahle einen Gulden pro Woche. Es schlafen in dem Zimmer der Zimmerherr, die Zimmerfrau, vier Kinder und ich. Ich habe ein Bett, und in den zwei anderen Ehebetten schlafen der Mann und die Frau und haben die vier Kinder in der Mitte. (Durchschnittsverdienst: 5 Gulden pro Woche) (In: A. Popp, Die Jugend- geschichte einer Arbeiterin) Küche, Schlaf- und Wohnraum einer Ziegelarbeiter-Familie (Rekonstruktionszeichnung nach Vorgaben des Autorenteams) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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