Zeitbilder 3, Schulbuch

Modul 3 – Diversität: Geschlecht – Ethnie –Klasse 63 wurden dadurch in den Ruin getrieben. Um diesen Wettbewerb zu ver- hindern, schlossen sich Unternehmen häufig zu Kartellen* zusammen. Ihr Ziel war klar: Sie begrenzten die Warenmengen und konnten damit die Preise stabil halten. Dennoch kommt es in einer freien Marktwirtschaft (= Kapitalismus) bis heute immer wieder zu Krisen wegen Überproduktion. Die Folgen sind: Zusammenbruch von Unternehmen, hohe Geldverluste und Entlassung von Arbeiterinnen und Arbeitern. Das Ende alter Handwerksberufe  Bis zur Industriellen Revolution wurden (fast) alle Arbeiten mit der Hand ausgeführt. Nur wenige Tätigkeiten verrichteten ausschließlich Maschinen (zB einfache Wasserpumpen, Seilzüge). Von einem Handwerker wurde jedes Produkt vom ersten bis zum letzten Arbeitsschritt selbstständig angefertigt. Erst in den Manufakturen (S. 22) wurde die Arbeitsteilung eingeführt: Jeder Arbeiter und jede Arbeiterin verrichtet dabei immer wieder dieselben Arbeitsgänge. Der Einsatz von Maschinen in den Fabriken verstärkte diese Arbeitsteilung und beschleunigte die Produktion um ein Vielfaches. Damit wurden die Waren auch wesentlich billiger. Diese neue Produktionsweise bedeutete für viele alte Handwerksberufe das Ende, zB für Radmacher, Sensen- oder Nagelschmiede. Die neue Arbeiterklasse entsteht  Auch in der Landwirtschaft setzten sich die Maschinen langsam durch. Durch die Bauernbefreiung (S. 93) konnten viele Bauern erstmals ihren Wohnsitz und ihren Beruf frei wählen. Viele von ihnen zogen in die Städte. Dadurch entstand ein Überangebot an Arbeitskräften. Das freute wiederum die Unternehmer: Sie stellten besonders gern Frauen und Kinder ein, denn diese arbeitet- en zu einem weitaus niedrigeren Lohn als die Männer. Wenn einem Unternehmer eine Arbeitskraft nicht passte, wurde diese einfach entlassen und durch eine neue ersetzt. Die Folgen waren: niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten (bis zu 16 Stunden), oft sieben Tage die Woche, kein Urlaub, keine Unfall- oder Krankenversicherung. Kinderarbeit  Auch Kinder arbeiteten schon mit sechs Jahren in langen Schichten. Sie zwängten sich zB zwischen die Maschinen, um sie zu reinigen. Schließlich schufteten auch Frauen und Kinder in Minen tief unter der Erde; Jugendliche wurden dabei zum Ziehen der Kohlewagen in den Gruben eingesetzt. Zunächst störte das kaum jemanden. Es war ja schon in der vorindustriellen Zeit nicht ungewöhnlich, dass Kinder auf den Feldern, in Werkstätten oder in Manufakturen Geld verdienen mussten. 1750 1900 Aus der Arbeits-Ordnung der Hüttenverwaltung Donawitz (1886) Q §17: Geldstrafen werden in folgenden Fällen verhängt: 1. Zuspätkommen zur Arbeit wird je nach Umständen mit Nichtzulassung zur Arbeit für die betreffende Schicht, mit Zurück- stellung zu niederer Arbeit oder bis 2 Gulden bestraft. 2. Blaumachen, das ist: unbefugtes Ausbleiben von der Arbeit, wird gegen gewöhnliche Arbeiter mit 2, gegen Vorarbeiter mit 4 Gulden bestraft. 6. Exzesse (= Ausschweifungen) und Raufereien in den Werk- räumen werden, insoweit sie nicht zur strafweisen Entlassung führen, mit 2 bis 5 Gulden bestraft. (Arbeitsordnung Donawitz, 1886) Vergleiche und analysiere die beiden Tabellen im Hinblick auf die Löhne und die Preise der Lebensmittel. Stelle die Arbeits- bedingungen im 19. Jh. und die Arbeitsbedingungen heute dar. Bewerte die einzelnen Punkte der „Arbeits-Ordnung“ von 1886. Informiert euch über die Löhne, die heute in verschie- denen Berufsgruppen bezahlt werden. Diskutiert über die Unterschiede. Arbeite nach A1+A2 Preise für Vorarlberg 1835 Gul- den Kreu- zer Einheit Kartoffeln 48 Metzen Weizen 4 2 Metzen Roggen 2 59 Metzen Mais 2 38 Metzen Rindfleisch 8  3/4 Pfund Wein 16 Maß Bier 10 Maß Metzen = ca. 61,5 l Pfund = 560 g Maß = 1,4 l (Tafeln zur Statisik der österreichischen Monarchie, 1835) Tageslöhne in Vorarlberg im Jahr 1835 Kreuzer Handwerksgeselle Spinner Fabrikarbeiter Weberin Kinderarbeiterin Stickerin 40 27 27 12 8–15 8–18 (In: G. Wanner, Vorarlbergs Industriegeschichte) Nur zu Prüfzwecken – Eigent m des Verlags öbv

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