Zeitbilder 3, Schulbuch

52 Von der Samurai-Herrschaft zum modernen Japan Der Tenno  Das japanische Kaiserreich entstand im 7. Jh. n. Chr. Es war eine Zeit adeliger Machtkämpfe. Dabei konnte einer der Fürsten die Macht an sich reißen und Kaiser über ganz Japan werden. Der Tenno, wie der Kaiser in Japan genannt wird, führte seine Herkunft auf die himmlische Schutzgöttin Japans, die Sonnengöttin, zurück. Die Samurai  Die Kaiser der Folgezeit versuchten Japan zu einem einheitlichen Reich, ähnlich dem in China, umzugestalten. Doch zwischen den Fürsten kam es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen. Diese Kämpfe wurden von den adeligen Samurai ausgetragen. Sie waren den europäischen Rittern des Mittelalters ähnlich: in ihren Aufgaben, ihrer Ausrüstung und den Idealen, für die sie eintraten. Einige Fürsten bauten große Heere von gut ausgebildeten Rittern auf. 1192 riss einer der Samurai-Fürsten die Macht an sich: Der Kaiser wurde politisch völlig entmachtet, blieb aber das offizielle Staatsoberhaupt. Seine Rechte wurden auf religiöse Handlungen eingeschränkt. Der Shogun  Die gesamte politische Macht ging von nun an vom höchsten Samurai aus. Dieser wurde Shogun, das bedeutet Oberbefehlshaber zur Niederwerfung der Barbaren, genannt. Er war leitender Minister einer aus Samurai bestehenden Militärregierung. Diese Samurai-Herrschaft dauerte fast 700 Jahre lang. Ideale und Erziehung der Samurai Die Ideale und Vorstellungen der Samurai prägen die Denk- und Lebensweise Japans bis heute. Harte Kampfausbildung  Treue und Pflichtbewusstsein waren oberste Werte für einen Samurai. Von klein auf wurde den Samurai Selbstkontrolle, Härte und Furchtlosigkeit beigebracht. Dazu gehörten zeitweiser Nahrungsentzug und das Bestehen von Mutproben. So musste ein junger Samurai zum Beispiel die Nacht allein auf einem Friedhof oder einem Hinrichtungsplatz verbringen, inmitten von Gehängten, Geköpften und Gekreuzigten. Der Kampf mit dem langen und dem kurzen Schwert, Bogenschießen, Schwimmen, Reiten und Jiu-Jitsu, die Kunst der Selbstverteidigung ohne Waffen, waren wichtige Unterrichtsfächer. Hohe Bildung  Jungen Samurai wurde zudem nicht nur Lesen und Schreiben beigebracht, sondern auch die Lehren des Konfuzius, Mathematik, Medizin und Dichtung. Die vornehmen Samurai verließen die Schule daher als perfekte Kämpfer, aber auch als gebildete Menschen. Das Ende der Samurai und der Shogun-Herrschaft: Der moderne Industriestaat Japan entsteht Ende der Isolation  Lange Zeit konnte sich Japan von der übrigen Welt abschließen. Doch seit der Mitte des 19. Jh. zeigten die USA und europäische Großmächte Interesse an den Inseln. Schließlich zwangen sie Japan zu wirtschaftlichen Zugeständnissen, zB zu Handelsverträgen. Dies führte zu fremdenfeindlichen Reaktionen und gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Japanern und Angehörigen ausländischer Mächte. Ein kaisertreuer Samurai zwang den unentschlossen handelnden Shogun 1867 zur Abdankung. Damit war die fast 700-jährige Herrschaft der Samurai zu Ende. Die Samurai Yato Yomoshichi Norikane und Masuharu Sachu: Die Erzählung „Die 47 Ronin“ ist eine in Japan berühmte Geschichte nach einem wahren Ereignis aus dem frühen 18. Jh. 47 Krieger rächen den Tod ihres Herrn. Dies gilt als vorbildliches Beispiel für die bedingungslose Treue der Samurai. (Farbholzschnitt, 1848, Blatt 41 aus der Serie „Wettbewerb ruhmreicher treuer Vasallen“, 36,5 × 24 cm) Samurai (Rekonstruktionszeichnung) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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