Zeitbilder 3, Schulbuch

44 Rohstofflieferanten und Absatzmärkte  Durch die zunehmende Industrialisierung wurden in Europa und in den USA immer mehr Waren produziert. Die Kolonien dienten nun als Lieferanten für den stark steigenden Bedarf an billigen Rohstoffen (zB Kohle, Erdöl, Baumwolle, Eisen). Die Kolonien sollten aber auch neue Absatzmärkte für die massenhaft erzeugten Fertigprodukte sein. Das Überlegenheitsgefühl der „Weißen“ „Von Gott auserwählt“  Viele Europäer und „weiße“ Amerikaner glaubten, ein von Gott zu besonderen Taten auserwähltes Volk zu sein. Diese Menschen waren überzeugt von ihrer geistigen, technischen und militärischen Überlegenheit anderen Völkern gegenüber. Sie interessierten sich daher auch kaum für die kulturellen Leistungen nichteuropäischer Völker oder beurteilten sie als minderwertig. Viele Europäer fühlten sich daher regelrecht verpflichtet, anderen Völkern ihre Lebensweise und Religion aufzuzwingen. Überlegenheit der eigenen Nation  Der Glaube an die Überlegenheit der eigenen Nation, der Nationalismus*, war für viele Europäer eine Rechtfertigung für die imperialistische Politik. Diese Einstellung der europäischen Akteure führte öfter auch zu gefährlichen Konflikten zwischen den Kolonialmächten. Reaktionen der Unterworfenen Anpassung – Kollaboration – Widerstand  In den Kolonien musste die einheimische Bevölkerung normalerweise allen Anordnungen der Kolonialherren gehorchen. Das bedeutete auch, dass die Untertanen ihre Lebensweise den Vorstellungen der fremden Herrscher anpassen mussten. Immer wieder gab es Beamte, Könige oder Stammesoberhäupter, die mit den Kolonialherren zusammenarbeiteten. Sie erwarteten sich davon häufig persönliche Vorteile und finanziellen Gewinn. In manchen Kolonialgebieten kam es zu Aufständen der unterworfenen Bevölkerung gegen die Fremdherrscher. Beispiel: der Herero-Aufstand  In Deutsch-Südwestafrika wurden die Völker der Herero und Nama von den deutschen Kolonisten ihres Landes beraubt und brutal und entwürdigend behandelt. Verbrechen der deutschen Siedler jedoch, selbst schwere Körperverletzungen oder Vergewaltigungen von Herero-Frauen, wurden wenig oder gar nicht geahndet. Das führte 1904 zum Aufstand der Herero und Nama. Dabei töteten sie mehr als 100 deutsche Siedler und Soldaten. Die deutschen Truppen reagierten ein halbes Jahr später mit einem Vernich- tungsfeldzug: Von den 80 000 Herero töteten sie dabei etwa 65 000 Männer, Frauen und Kinder. Wir sprechen daher von einem Völkermord. Die Überlebenden kamen zur Zwangsarbeit in Konzentrationslager*. Der englische Politiker und Geschäftsmann Cecil Rhodes* 1877: Q Ich behaupte, dass wir die erste Rasse der Welt sind und dass es umso besser für die menschliche Rasse ist, je mehr wir von der Welt bewohnen. Darüber hinaus bedeutet es einfach das Ende aller Kriege, wenn der größere Teil der Welt in unserer Herrschaft aufgeht. Da Gott offenkundig die englisch sprechende Rasse zu seinem auserwählten Werkzeug geformt hat, denke ich, so viel von Afrika britisch rot zu malen als möglich und den Einfluss der englisch sprechenden Rasse auszudehnen. (In: W. T. Stead, Drafts of Ideas) Beschreibe die Karikatur. Vergleiche die in der Karikatur dargestellte Weltkugel mit der Karte auf S. 43. Beurteile, welche Einstellung der Karikaturist vermutlich zum Imperialismus hatte. Arbeite nach M2 Arbeite jene Äußerungen des Cecil Rhodes heraus, die vom britischen Sendungsbewusstsein zeugen. Erläutere und beurteile die Argumente von Cecil Rhodes, mit denen er die britische Vorherrschaft in der Welt begründet. Arbeite nach M1 Die Plünderer der Welt: Die Karikatur von Thomas Nast (1885) trägt den Titel „grab bag“ („Wundertüte“). Die drei Personen repräsentieren Deutschland (links), Großbritannien (Mitte) und Russland (rechts). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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