Zeitbilder 3, Schulbuch

24 Absolutismus und Barock in Österreich Der habsburgische Vielvölkerstaat Größte Ausdehnung  Unter Kaiser Karl VI. (1711–1740) erreichte das Reich der Habsburger die größte Ausdehnung in seiner Geschichte. In den vielen Ländern, die zu diesem Reich gehörten, lebten zahlreiche Völker mit unterschiedlicher Geschichte, Kultur, Religion und Sprache. Da gab es Deutsche (Österreicher, Schwaben, Schlesier), Tschechen, Slowaken, Kroaten, Serben, Slowenen, Ungarn, Rumänen, Italiener, Wallonen* und Flamen*. Sie wollten auf ihre besonderen Rechte nicht verzichten. Weibliche Erbfolge  Das Herrscherhaus war das einzige Band, das dieses uneinheitliche Reich zusammenhielt. Um dies auch für die Zukunft zu sichern, erließ Karl VI. die „Pragmatische Sanktion“: Das Reich durfte nicht geteilt werden; ab nun war auch weibliche Erbfolge möglich. Der österreichische Absolutismus Vorbild Ludwig XIV.  So wie der französische König wollte auch Karl VI. in seinem Vielvölkerstaat absolut regieren. Er versuchte, durch die Schaffung von Zentralbehörden in Wien die Verwaltung des Reiches zu vereinheitlichen. In den Alpenländern und in Böhmen ist ihm das auch gelungen. In Ungarn und im heutigen Belgien stieß er aber auf Widerstand. Dort beharrte der Adel auf seinen alten Rechten. Merkantilismus  Um den ständig steigenden Geldbedarf des Staates zu befriedigen, führte Kaiser Karl VI. auch im Habsburgerreich den in Frank- reich so erfolgreichen Merkantilismus ein. Auch hier war das wichtigste Ziel eine aktive Handelsbilanz. Um dies zu erreichen, förderte Karl VI. die Errichtung von Manufakturen, den Handel und den Verkehr. So wurden Spiegel-, Papier-, Porzellan-, Teppich- und Seidenmanufakturen steuerlich begünstigt. In Böhmen entstand eine blühende Glasindustrie, in Hain- burg (NÖ) wurde eine Tabak- und in Linz eine Textilmanufaktur errichtet. Um die Waren rascher und billiger befördern zu können, wurden einfache Wege (wie zB der Semmering) zu Fahrstraßen ausgebaut. Die Hafenstädte Triest und Fiume (=Rijeka) bekamen Zollfreiheit (dh sie mussten für Waren, die im Hafen umgeladen wurden, keine Zölle zahlen). In der Landwirtschaft wurde der Anbau von Kartoffeln und Mais gefördert. Der Kaiserhof  Mittelpunkt des Vielvölkerstaates war der Kaiserhof in Wien. Hier ging es zwar nicht ganz so glanzvoll zu wie in Versailles, aber der Kaiser liebte es dennoch, große Feste zu feiern. Der Adel  Er ahmte die Lebensweise des Kaisers nach. Opern- aufführungen waren sehr beliebt. Die Jagd war ein Vorrecht des Adels. Das Volk  Der größte Teil der Bevölkerung war jedoch sehr arm. Wander- und Jahrmarktstheater boten beliebte Vergnügungen – so etwa die Späße des Hanswurst. Der nahm die jeweiligen Zu- und Missstände aus dem Stegreif (= ohne Textvorlage) aufs Korn. Der Barock – ein neuer Baustil Barock  Am Ende des 17. Jh. setzte in Österreich und anderen kathol- ischen Ländern eine rege Bautätigkeit ein. Ein neuer Baustil, der in Italien entstandene Barock, setzte sich durch. So wie in der Renaissance Kaiser Karl VI. ist der Hauptvertreter des österreichischen Absolutismus. (Gemälde von Johann Gottfried Auerbach (1697–1753), 1735, Wien, Kunsthistorisches Museum) Beschreibe und analysiere die beiden Bilder auf dieser Seite. Formuliere mit Hilfe des Autorentextes mindestens drei Fragen an jedes Bild. Vergleiche das Porträt Karls VI. mit jenem Ludwigs XIV. auf S. 18. Stelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest. Arbeite nach M2 Hanswurst: Das Volk erfreute sich an den Späßen des Hanswursts. (Kupferstich, um 1740, von Christian Friedrich Fritzsch (1695–1769), spätere Kolorierung) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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