Zeitbilder 3, Schulbuch

Modul 1 – Verschiedene Aspekte der neuzeitlichen Kulturen 23 Aktive Handelsbilanz  Colbert wollte durch einen geregelten Handel und Steuererhöhungen möglichst viel Geld im eigenen Land anhäufen. Um dieses Ziel zu erreichen strebte er an, dass das Land mehr Waren ausführen als einführen musste. Hohe Zölle verhinderten die Einfuhr teurer Fertigwaren. Um die Rohstoffe noch billiger zu bekommen, wollte Colbert Kolonien* in Amerika, Afrika und Asien gründen. Der Staat lenkt die Wirtschaft  Er förderte neue Manufakturen mit Steuernachlässen. Durch den Bau von guten Straßen und Kanälen verringerte er die Transportkosten der Unternehmer. Um die Arbeitslöhne niedrig zu halten, hielt der Staat die Preise für Grundnahrungsmittel (Brot, Milch, Fleisch) bewusst niedrig. Denn nur so konnten die schlecht bezahlten Arbeiterinnen und Arbeiter überleben. Niedrige Preise bedeuteten aber auch schlechte Einkünfte für Bäuerinnen und Bauern. 1500 1700 Das Prinzip des Merkantilismus viel Geld viel Geld teure Fertig- waren teure Fertigwaren billige Rohstoffe aus eigenen Besitzungen Getreide, Vieh: Ausfuhrverbot, daher niedrige Preise Zölle und Einfuhrverbote für Waren aus dem Ausland Manufaktur Flüsse, Kanäle gute Straßen niedrige Löhne, billige Rohstoffe, Produktionssteigerung durch Arbeitsteilung Colbert schrieb im Jahr 1664 an Ludwig XIV.: Q Ich glaube, man wird sich darin einig sein, dass es allein der Reichtum an Geld ist, der die Unterschiede an Macht zwischen den Staaten begründet. Es ist sicher, dass jährlich aus Frankreich einheimische Erzeugnisse (Wein, Brannt- wein, Weinessig, Eisen, Obst, Papier, Stoffe, Eisenwaren, Seide) von sehr großem Wert für den Verbrauch im Ausland hinausgehen. Das sind die Goldminen unseres Königreiches, um deren Er- haltung wir uns sorgfältig bemühen müssen. Je mehr wir die Handelsgewinne, die die Holländer uns mit ihren Schiffen abnehmen, je mehr wir auch den Verbrauch der von den Holländern eingeführten Waren ver- ringern können, desto mehr vergrößern wir die Menge des hereinströmenden Bargeldes und desto mehr vermehren wir die Macht, die Größe und den Reichtum des Staates. Die Kaufleute sollten in allen Angelegenheiten ihres Handels unterstützt werden. Ebenso die Manufakturen. Im Innern müssen Landstraßen ausgebessert und die Flüsse schiffbar gemacht werden. (In: W. Lautemann u. a., Geschichte in Quellen) Vauban (1633–1707), der Festungsbaumeister Ludwigs XIV., über die Situation der französischen Bevölkerung (1698) Q Durch langjährige Studien bin ich zu der Wahrnehmung gelangt, dass in der letzten Zeit fast ein Zehntel der Be- völkerung an den Bettelstab gelangt ist und sich tatsächlich durch Betteln erhält; dass von den übrigen neun Zehnteln fünf nicht in der Lage sind, das erste Zehntel durch Almosen zu unterstützen, weil sie selber diesem Elendszustand um Haaresbreite nahe sind. Von den verbleibenden vier Zehnteln sind drei außerordentlich schlecht gestellt und von Schulden und Prozessen bedrängt. (In: W. Lautemann u.a., Geschichte in Quellen, gekürzt) Arbeite heraus, warum Colbert die französischen Erzeugnisse, die ins Ausland gehen, als „die Goldminen“ des Staates bezeichnet. Fasse zusammen, welche Maßnahmen Colbert zur Förderung des Handels vorschlägt. Werte dazu die Grafik, den Quellentext „Colbert schrieb an Ludwig XIV.“ und den Autorentext aus. Erläutere die Auswirkungen dieser Wirtschaftspolitik auf das Leben der Arbeiter- und Bauernfamilien. Stelle dar, wie Vauban die Situation der französischen Bevölkerung bewertet. Arbeite nach M1+M6 Nur zu Prüfzwecke – Eigentum des Verlags öbv

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