Zeitbilder 3, Schulbuch

Modul 1 – Verschiedene Aspekte der neuzeitlichen Kulturen 15 Es konnte jede und jeden treffen!  Schon in frühesten Zeiten glaubten viele Menschen, dass manche Personen magische Kräfte hätten. Unerklärliche Vorkommnisse wurden ihrem Zauber zugeschrieben. Fiel etwa die Ernte zu gering aus, verendete das Vieh im Stall, erkrankte jemand oder starb ein Kind, wurde dies oft mit Zauberei in Zusammenhang gebracht. Eine Kälteperiode ab dem 15. Jh. führte zu Missernten; in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (S. 116 f.) verwüsteten die Heere Felder und brannten Häuser nieder. Als Folge des Krieges kam es zu Hungersnöten und Seuchen. Dafür machten viele Menschen angebliche „Hexen“ und „Hexer“ mit magischen Kräften verantwortlich. Sie zeigten die vermeintlichen „Hexen“ und „Hexer“ – oft unliebsame Nachbarn – bei Gericht an. Wurde die verleumdete Person verurteilt, erhielten die Denunzianten* einen festgesetzten Geldbetrag oder ein Drittel des Vermögens der oder des Angeklagten. Der Hauptteil des Vermögens der oder des Angeklagten fiel an den Landesherren. Die Folter macht die Hexe! Grausame Folter  Um das Jahr 1486 veröffentlichte ein Dominikaner- mönch den „Hexenhammer“. Dieses Buch war sehr frauenfeindlich und enthielt genaue Anweisungen für Verhör und Folter. Es diente den Gerichten lange Zeit als Leitfaden für die Hexenprozesse. Da der „Hexenhammer“ meist willkürlich ausgelegt wurde, schuf Kaiser Karl V. mit einem einheitlichen Strafgesetzbuch klare Regeln. In diesem wurde der Einsatz der Folter verpflichtend angeordnet. Wer der Hexerei verdächtigt wurde, kam vor ein Gericht. Dort wurden bei den Untersuchungen grausame Foltermethoden angewandt – das erwünschte Geständnis ließ so nicht lange auf sich warten. Besonders wichtig war dabei den Richtern die Nennung von anderen „Hexen“ und „Hexern“. Auf diese Weise hatten die Landesherren immer neue Opfer für neue Hexenprozesse zur Verfügung … 1450 heute Arbeite aus dem Autorentext und dem „Hexenhammer“ heraus, aus welchen Gründen Menschen als „Hexen“ oder „Hexer“ verfolgt wurden. Fasse die Gründe zusam- men, weshalb der Verfasser des „Hexenhammers“ Frauen für anfälliger hielt, „Hexen“ zu werden. Verfasst in Kleingruppen eine Verteidigungsrede für eine Hexe. Arbeite nach M1 Aus dem Hexenhammer Q Deshalb wollen wir zur zweiten Hauptfrage schreiten, und zwar zuerst, warum bei dem so gebrechlichen Geschlechte diese Art der Verruchtheit mehr sich befindet als bei den Männern. (…) Das Wort femina nämlich kommt von fe und minus (fe = fides, d. h. Glaube; minus = weniger; also femina = die weniger Glauben hat). (…) Also schlecht ist das Weib von Natur, da es schneller am Glauben zweifelt, auch schneller den Glauben ableugnet, was die Grundlage für die Hexerei ist. (erstveröffentlicht um 1486, in: W. Behringer, Hexen und Hexenprozesse) Artikel 109 des Strafgesetzbuches von Kaiser Karl V.: Q So jemand den Leuten durch Zauberei Schaden oder Nachteil zufügt, soll man strafen vom Leben zum Tod. Und man soll solche Straf mit dem Feuer tun. Hexenschuss: Eine Hexe verursacht durch einen Feuerpfeil einen so genannten „Hexenschuss“. Heute wird der Ausdruck für plötzliche heftige Rückenschmerzen verwendet. (Kolorierter Holzschnitt zu Ulrich Molitors Schrift „Von Hexen und bösen Weibern“, 1484) Folterszene: Die Öffnungen für die Hände und Beine an den Folterwerkzeugen wurden immer weiter geschlossen, bis die Knochen brachen. (Anonymes Flugblatt, Holzschnitt, 16. Jh.) Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=