Zeitbilder 3, Schulbuch

Modul 4 – Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 129 Der „totale Krieg“  Im 19. Jh. waren hauptsächlich die Soldaten an den Fronten vom Krieg betroffen. Manche Historikerinnen und Historiker bezeichnen den Ersten Weltkrieg als den ersten „totalen Krieg“. Damit ist gemeint, dass sich der Alltag aller Menschen, ob Kinder, Frauen, Alte, durch den Krieg massiv veränderte. Auch die Frauen wurden in den Dienst des Krieges gestellt. Da die Männer an der Front waren, mussten die Frauen sie in der Industrie, im Handwerk, in der Landwirtschaft und im öffentlichen Dienst, zB als Straßenbahnfahrerinnen, ersetzen. Ihre Arbeit wurde schlecht bezahlt, Überstunden und Nachtarbeit waren häufig. Die furchtbare Bilanz des Krieges Die Kriegsanleihen  Der enorme Einsatz von Kriegsmaterial verschlang immer mehr Geld. Die Staaten holten sich dieses vor allem durch Kriegsanleihen*: Das waren Papiere, die nach dem Krieg mit großem Gewinn eingelöst werden sollten. Viele Österreicherinnen und Österreicher sowie Deutsche, die ihre gesamten Ersparnisse in Kriegsanleihen gesteckt hatten, erhielten nach dem verlorenen Krieg nichts zurück und verarmten. Hungersnot  In den letzten beiden Kriegsjahren gingen die Rohstoffe zu Ende, eine Hungerkatastrophe drohte. Die Menschen waren erschöpft und kriegsmüde. Es kam zu Streiks, viele forderten die Beendigung des Krieges. Millionen Tote, Milliarden Kosten  Die Bilanz des Ersten Weltkrieges ist erschreckend: beinahe zehn Millionen gefallene und 21 Millionen verwundete Soldaten. Nicht enthalten in diesen Zahlen sind die vielen Millionen Menschen, die während und nach dem Krieg an Hunger und Seuchen starben. Die Kosten des Krieges betrugen die ungeheure Summe von etwa 200 Milliarden US-Dollar. 1914 1918 Formuliere mindestens drei Fragen im Zusammenhang mit dem Bilderbuch „Wir spielen Weltkrieg“. Erkläre, auf welche Umstände diese „Todesanzeige“ hinweisen will. Beachte vor allem die Namen. Schreibwerkstatt Stelle dir vor, du erlebst als Jugendliche, als Jugendlicher den Ersten Weltkrieg. Dein älterer Bruder und seine Freunde sind als Soldaten an der Front. Verfasse einen Brief an ihn, in dem du von deinem schwierigen Alltag zu Hause berichtest. Millionen Frauen wurden zur Arbeit in Rüstungs- und Munitionsbetrieben verpflichtet. (Foto 1916, Deutschland) „Wir spielen Weltkrieg“ In diesem Bilderbuch wurde der Weltkrieg als lustiges Kostümabenteuer dargestellt. Ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf ging an das Rote Kreuz und andere Hilfs- organisationen. (E. Kutzer, A. Brunner, Wir spielen Weltkrieg! Wien, 1915) In einer deutschen Zeitung erschien 1918 diese „Todesanzeige“ (In: R. Oberschelp u.a., Stimmungsbilder aus dem Oberharz) Allen Verwandten, Freunden, Bekannten und Leidensgenossen geben wir hiermit die tief traurige Nachricht, dass unser innigstgeliebtes Letztes Brot im zarten Alter von kaum fünf Tagen, wohl geschmiert mit Marmelade aus der Fabrik Kohl und Steckrübe, sanft und schmerzlos in unseren Magen eingegangen ist. Wegen seiner Hunger stillenden Güte war es der Trost unserer ganzen Familie … Von Beileidsbesuchen bitten wir absehen zu wollen; stattdessen wären uns einige Brote, Butter, Speck, Eier usw. sehr erwünscht. Allüberall, im Jahr des Weltkrieges 1918. Die trauernden Hinterbliebenen Peter Kohlendamp Erna Fettlos geb. Nimmersatt Paul Hungrig Lilly Butterlos geb. Ohnespeck Hans Eierlos Sybille Unterernährt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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