Zeitbilder 3, Schulbuch
Modul 4 – Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 115 Völlige Abhängigkeit Was viele Bauern als besonders ungerecht empfanden: Sie durften nur mit Zustimmung des Grundherrn heiraten oder aus ihrem Dorf wegziehen, denn die Grundherren sahen die bäuerliche Bevölkerung als ihr persönliches Eigentum an. Die Bauern stellen Forderungen Bauernbünde Immer wieder versuchten sich unzufriedene Bauern dagegen zu wehren. Doch mit diesen vereinzelten Aufständen hatten sie gegen die Obrigkeit keine Chance. So schlossen sich die Bauern zu Bünden zusammen, denen auch viele Handwerker in den Städten und Bergleute beitraten. Auch sie waren mit ihren Stadt- und Landesherren unzufrieden. In den „12 Artikeln“ aus dem Jahr 1525 stellten sie schriftlich ihre Forderungen auf. Von kleinen Aufständen zum Großen Bauernkrieg Forderungen abgelehnt – daher Krieg Die „12 Artikel“ verbreiteten sich als Flugschriften überall im Heiligen Römischen Reich. Doch die adeligen Grundherren dachten nicht daran, diese Forderungen der Bauern zu erfüllen. Daher griffen die Bauern in Süddeutschland, in Tirol, Salzburg und der Steiermark zu den Waffen. Sie eroberten Schlösser und Burgen, zerstörten Klöster und besetzten Städte. Anfangs waren sie nur mit Sensen, Sicheln, Keulen, Äxten und anderen bäuerlichen Geräten bewaffnet. Bei den Plünderungen fielen ihnen Handfeuerwaffen und Geschütze in die Hände. Aber die Bauernheere schlossen sich nie zusammen, sondern kämpften immer nur in kleineren so genannten Haufen. Niederlage und Strafgericht Diese bäuerlichen Truppen wurden des- halb auch von den viel besser ausgerüsteten Adelsheeren vollständig besiegt (1526). Mindestens 100 000 Bauern wurden bei den Kämpfen und darauf folgenden Strafgerichten getötet. Tausenden wurden zB die Finger abgehackt, die Augen ausgestochen oder andere Misshandlungen zugefügt. 300 Jahre lang wagten die Bauern keinen größeren Aufstand mehr. Dafür sorgten schon die Landesherren: Schwer bewaffnete Reiter kontrollierten von nun an Dörfer und Städte, Spitzel meldeten alles Verdächtige an die Obrigkeit. 1500 1526 12 Artikel (Auszug) Q Die Bauern wollen keinen Aufruhr und keine Gewalt, nur die Lehren des Evangeliums: Frieden. Geduld und Einigkeit sollen Wirklichkeit werden. 1. Die Gemeinde soll ihren Pfarrer selbst wählen. 3. Aufhebung der Leib- eigenschaft, aber Gehorsam gegenüber der von Gott eingesetzten Obrigkeit. 4. Freie Jagd und freier Fischfang. 5. Wiederherstellung des Rechts, aus dem Gemeinde- wald frei Holz entnehmen zu dürfen. 6. Herabsetzung der Fron- dienste auf ein erträgliches Maß. 8. Steuern und andere Abgaben sollen je nach Ertrag neu festgesetzt werden. 11. Bei Todesfall soll keine Abgabe entrichtet werden. 12. Die Bauern sind bereit, jeden Artikel zurückzu- nehmen, der nicht mit der Hl. Schrift übereinstimmt. (In: W. Rüdiger, Die Welt der Renaissance) Arbeite die Forderungen der Bauern aus dem Quellen- text heraus. Vergleiche sie mit dem Autorentext: Wie wird ihre Lage und ihr Vorgehen dort beschreiben? Beschreibe die neben- stehende Karikatur. Erkläre die Rolle der Hasen und die damit verbundene Aussage. Erläutere, warum diese Aus- sage mit dem Text über den Bauernkrieg und den beiden Zeichnungen auf S. 114 nur teilweise übereinstimmt. Arbeite nach M1+M2 Hasen richten über Jäger und Mönche. (Kolorierter Holzschnitt, unbekannter deutscher Meister, um 1535, 24,4 × 29,9 cm) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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