Zeitbilder 3, Schulbuch
Modul 6 – Gewalt, Gefühle und Einstellungen im gesellschaftlichen Kontext 105 Arbeiterehe im 19. Jh. In vielen Arbeiterfamilien arbeiteten der Vater, die Mutter und die größeren Kinder an sechs Tagen in der Woche 12 bis 14 Stunden lang. Die Löhne reichten oft nur für das Nötigste: eine kleine Wohnung, Essen und Kleidung. Eine Arbeiterehe war häufig ein gemeinsamer Kampf ums Überleben. 1200 1900 Liebe als Grundlage der Ehe Die bürgerliche romantische Liebesehe ist auch heute für viele Menschen (noch) das gesellschaftliche Leitbild für die Verbindung von Mann und Frau. (Geschenkbuch aus dem Korsch- Verlag, Gilching, 2015) Die „Erfindung der Liebesehe“ D Die „Liebesehe“ ist eine Schöpfung des aufstrebenden Bürgertums im 18. Jahrhundert. (…) Bei den städtischen wie bäuerlichen Unterschichten blieb die Ehe eine wirtschaftliche Zwangsgemeinschaft. Die Romantik * gab dem Bürgertum das Ideal von der Vereinbarkeit von Liebe, Sexualität und der Ehe. Damit verbunden war die Betonung der gutbürgerlichen Sittlichkeit durch das häusliche Ehe- und Familienleben. Die Kleinfamilie stand fortan im Mittelpunkt – einhergehend mit der Reduzierung der Frauen auf ihre reine Hausfrauenrolle und der Disziplinierung der Männer durch die Verpönung (= Verbot) von Schankwirtschaft und Prostitution. (In: Daniela Schmohl: Die Geschichte der Ehe – ein Abriss, 2005) Ein Pfarrer über den Hauptgrund zu heiraten: Q Ich behaupte, dass kaum ein junger Mann oder ein junges Mädchen aus der Chemnitzer Arbeiterbevölkerung, das über 17 Jahre alt ist, noch keusch und jungfräulich ist. (…) Wird eine dann schwanger, so heiratet man in der Regel auch, ganz gleich, ob man schon lange oder nur erst wenige Wochen beisammen ist, ob man sich kennt oder nicht, ob man etwas taugt oder nicht, zusammenpasst oder nicht. (In: Paul Göhre, Drei Monate Fabrikarbeiter und Handwerks- bursche, 1891) Die Ehe in Aufklärung und Romantik Die Bauernhochzeit Das Bild ist eine realistische Darstellung einer bäuerlichen Hochzeitsgesellschaft in Flandern im ausgehenden 16. Jh. Für die bäuerliche Bevölkerung änderte sich in den Geschlechterbeziehungen bis zum 19. Jh. nicht viel. Die Ehe war vor allem eine durch den Mann beherrschte Zweckgemeinschaft. Sie war von familiären, sozialen und wirtschaftlichen Interessen bestimmt. Heiraten durfte nur, wer die Mittel besaß, einen Hausstand zu gründen. Deshalb war etwa jede und jeder dritte im heiratsfähigen Alter unverheiratet und lebte als Magd oder Knecht auf dem Hof seines Herrn. (Pieter Bruegel der Ältere (1525–1569), um 1568, Öl auf Eichenholz, Kunsthistorisches Museum Wien) Beschreibe das Bild „Die Bauernhochzeit“. Formuliere zwei Fragen, die mit Hilfe des Bildes beant- wortet werden können. Arbeite Bewertungen aus den Darstellungen und den Quellen dieser Doppelseite heraus und analysiere diese. Arbeite nach M1+M2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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