Zeitbilder 3, Schulbuch

Modul 7 – Revolutionen, Widerstand, Reformen 101 Die Oktoberrevolution 1917 Krieg oder Frieden  Die Provisorische Regierung forderte „Krieg bis zum Sieg“. Der Führer der Bolschewiki, Wladimir Iljitsch Lenin*, verlangte jedoch „Frieden um jeden Preis“. Als die Armee im Sommer 1917 eine neue Großoffensive gegen deutsche Truppen einleitete, meuterten viele Soldaten. Die Bolschewiki erhielten immer größeren Zulauf. Lenin wagte schließlich im Oktober den Umsturz. Sieg der Bolschewiki  „Rote Garden“ stürmten ohne Gegenwehr das Petersburger Winterpalais, den Sitz der Provisorischen Regierung. Sie wurde gestürzt und durch den „Rat der Volkskommissare“* mit Lenin als erstem Vorsitzenden ersetzt. Die neue Regierung vereinbarte einen Waffenstillstand mit den kriegführenden Staaten, der den Austritt aus dem Ersten Weltkrieg bedeutete. Große Gebietsverluste  Der Friedensvertrag mit dem Deutschen Reich im März 1918 brachte Sowjet-Russland große Verluste: Die baltischen Provinzen – Estland, Lettland, Litauen – gingen ebenso verloren wie die Ukraine, Polen und Finnland. Ende des Jahres 1917 erhielten die Bolschewiki bei den Wahlen zur Nationalversammlung nur ein Viertel der Stimmen. Da die Nationalversammlung nicht bereit war, die uneingeschränkte Macht der Sowjets anzuerkennen, wurde sie von der bolschewistischen Regierung aufgelöst. Gründung der Sowjetunion Bürgerkrieg  Dieser brach bereits im Jahr 1918 aus. Ehemalige Generäle des Zaren, unterstützt von ausländischen Regierungen und von Gegnern der Bolschewiki, kämpften gegen die neue Regierung. Inzwischen hatte Lenins Kampfgefährte Trotzki* die „Rote Armee“ aufgebaut. Sie konnte in einem drei Jahre dauernden Krieg alle ihre Gegner besiegen. Etwa elf Millionen Menschen starben, fast die Hälfte davon war verhungert. Die Wirtschaft lag am Boden. Die Fabriken standen still, die Bauern pro- duzierten nur für den Eigenbedarf. Doch die Bolschewiki, die sich seit 1918 Kommunisten nannten, blieben an der Macht. Die Banken, die Industrie und der Außenhandel blieben unter staatlicher Aufsicht. Im Jahr 1922 wurde schließlich die Sowjetunion gegründet. Dieser Staat bestand bis 1991. 1860 1922 Erstürmung des Winterpalais Diese wurde 1920 als Massenspektakel zum 3. Jahrestag der Revolution nachgestellt, mehr als 2000 Schau- spieler, Tänzer, Statisten und Zirkus- leute waren beteiligt. (Foto 1920) Unmittelbar nach dem Sturz der Provisorischen Regierung verkündete Lenin einen „Aufruf an die Völker und Regierungen aller Krieg führenden Länder“: Q Die Arbeiter- und Bauernregierung (…) schlägt allen (…) vor, sofort Verhandlungen über einen gerechten demokratischen Frieden zu beginnen. (…) Ein solcher Friede ist nach Auffassung der Regierung ein sofortiger Friede ohne Annexionen (= Aneignung fremder Gebiete) und ohne Kontributionen (= Geldzahlungen) (…). Wenn irgend einer Nation (…) das Recht vorenthalten wird, in freier Abstimmung über die Formen ihrer staatlichen Existenz (…) selbst zu entscheiden, so ist eine solche Angliederung eine Annexion, eine Eroberung und Vergewaltigung. (In: J. Reed, Zehn Tage, die die Welt erschütterten) Vergleiche die Forderungen des „Aufrufes an die Völker“ mit dem Friedensvertrag mit dem Deutschen Reich im März 1918 und den Pariser Friedensverträgen von 1919 (S. 130 f.). Erörtere, weshalb die Sowjets die Erstürmung des Winterpalais als Massen- spektakel nachstellen ließen. Arbeite nach M2+M2 Lenin bei einer Rede vor Soldaten, 5. Mai 1920: Lenin spricht zu Ein- heiten der Roten Armee in Moskau vor ihrem Abmarsch an die Front. Der Maler Isaak Israilowitsch Brodsky verwendete als Vorlage eine retuschierte Fotografie. An der Stelle des Stenografen stand eigentlich Trotzki. (Gemälde von Isaak Israilowitsch Brodsky, 1920) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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