Zeitbilder 2, Schulbuch

92 Juden leben im Getto Juden kamen zunächst als Kaufleute nach Europa. Die katholische Kirche untersagte das Zusammenleben zwischen Christen und Juden. Sie lebten daher von den christ- lichen Bewohnern getrennt in einem eigenen Stadtviertel (Getto). Trotzdem gab es auch zahlreiche Kontakte zur übrigen Bevölkerung. Es war Christen jedoch untersagt, mit Juden unter einem Dach zu leben oder für sie zu arbeiten. Ein sichtbares Zeichen der Ausgrenzung war der Zwang, einen Judenhut und einen gelben Fleck auf der Brust zu tragen. Ihnen war es verboten, ein Handwerk auszuüben. Sie handelten daher mit Waren. Nur ihnen war es erlaubt, Geld gegen Zinsen zu verleihen. Häufig waren sie auch Ärzte. Bewusst falsche Beschuldigungen, dass Juden Hostien* geschändet oder Brunnen vergiftet hätten, sowie die Verschuldung der Stadtbürger bei jüdischen Geldverleihern führten zu oft grausamen Verfolgungen und Vertreibungen (Pogromen) der jüdischen Bevölkerung (S. 106). Häufig wurden bei diesen Pogromen zahlreiche unschuldige Jüdinnen und Juden ermordet. Zünfte und Gilden bestimmen das Stadtleben Vom Bewohner zum Bürger Die Bewohnerinnen und Bewohner einer Stadt waren persönlich frei. Sie waren nur verpflichtet, dem Stadtherrn die Steuern zu zahlen. Bürger einer Stadt konnte jedoch nur jemand sein, der ein Haus in der Stadt besaß und dort ein Handwerk ausübte oder als Kaufmann ein Geschäft führte. Zünfte und Gilden Um ein Handwerk ausüben zu können, musste ein Handwerker einer Zunft* angehören. Kaufmann konnte nur ein Mitglied der Kaufmannsgilde werden. Um aber in diese Berufsgemeinschaften aufgenommen zu werden, mussten die Bewerber eine stattliche Summe Beitrittsgeld zahlen. Zünfte und Gilden* legten die Zahl der Betriebe, die Berufsausbildung, die Preise und die Herstellung der Güter fest. Verstarb eine Meisterin oder ein Meister, sorgte die Zunft für ihre bzw. seine unmündigen Familienangehörigen. Meisterinnen In manchen Berufen waren auch Frauen als Meisterinnen tätig – vor allem im Textilgewerbe. Oft führten sie nach dem Tod ihres Mannes den Betrieb als Witwe weiter. Auch Frauen waren Mitglieder in den Zünften. Krankenpflege und Armenfürsorge Die Stadt sorgte auch für ihre Kranken und Alten. Diese wurden im Spital der Stadt gepflegt. Für die Bettlerinnen und Bettler gab es Suppe und Mus und kleine Spenden von den Wohlhabenden der Stadt. Vor allem die Kirchen und Klöster der Stadt nahmen sich ihrer an. Bildnis des Bäckers Lienhardt Rieger (aus dem Handbuch der Mendel-Landauerschen Zwölfbrüderstiftung in Nürnberg, Zeichnung, aquarelliert, 1574) Stelle dir vor, du lebst im Mittelalter und spazierst durch eine Stadt. Schreibe deine Eindrücke auf. Berichte über die Menschen, denen du auf deinem Spaziergang begegnest. Verwende in deinem Bericht die folgenden Begriffe: Kathedrale, Burg, Stadtmauer, Wehrtürme, Stadttor, Brücken, Gassen, Häuser, Markt, Bettler, Taglöhner, Handwerker, Kaufleute, Lehrlinge, Patrizier, Meisterin, Totengräber. Fasse die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Stadtbewohner zusammen. Erläutere die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten. Fasse die vielfältigen Aufgaben der Zünfte und Gilden zusammen. Erörtere Vorteile und mögliche Probleme für die einzelnen Handwerksbetriebe bzw. Kaufleute. Arbeite nach M1 Häufig arbeiteten Juden auch als Ärzte. (Zeichnung aus einer Handschrift des 13. Jh., Trinity College, Cambridge) Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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