Zeitbilder 2, Schulbuch

Modul 1: Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit 13 Familie im antiken Rom Der Familienvater bestimmt über alle(s) Der Vater hatte die uneingeschränkte Macht über die ganze Familie (= familia). Darunter verstanden die Römer alle Menschen, die in einem Haushalt lebten: Ehefrau, Kinder, Sklavinnen und Sklaven, Dienstboten und Tagelöhner. Der Familienvater entschied über alles, er traf die Berufswahl für seine Söhne und suchte die Ehemänner für die Töchter aus. Er verfügte über den gesamten Besitz der Familie. Starb der Vater, ging seine Macht auf seinen ältesten Sohn über. Frauen waren rechtlos Schon im Alter von zwölf bis 15 Jahren wurden die Mädchen normalerweise verheiratet. Mit der Heirat wechselten sie in das Haus des Bräutigams. Damit gingen alle Rechte des Vaters auf den Ehemann über. Innerhalb des Hauses bestimmten Frauen über die Dienstboten und organisierten den Haushalt. Das Ansehen einer Frau stieg, sobald sie Söhne zur Welt brachte. Buben und Mädchen gehen in die Schule Die Schulen im antiken Rom unterschieden sich deutlich von unseren heutigen. Es gab weder Schulgebäude noch Klassenzimmer. Meist fand der Unterricht in einem kleinen Hinterzimmer oder im Freien statt. Dort unterrichteten Privatlehrer Mädchen und Buben ab dem 7. Lebensjahr ein bisschen lesen, schreiben und rechnen. Nur die Kinder reicher Eltern erhielten über das 14. Lebensjahr hinaus eine weitere Ausbildung. Mädchen lernten hauptsächlich weben, spinnen und musizieren. Die Buben lasen schwierige Texte, besonders solche aus der römischen Geschichte. Sie übten die Kunst der freien Rede und mussten zur Vorbereitung auf den späteren Militärdienst viel Sport betreiben. Zähle auf, welche Eigen- schaften einer Frau für Xenophon wichtig sind. Erkläre, wie Xenophon das Verhältnis zwischen Mann und Frau darstellt. Bewerte die beiden Quellen- texte aus heutiger Sicht. Arbeite nach M1 Eine glückliche Ehe um 100 n. Chr. Plinius der Jüngere (um 62 – 113 n. Chr.) schreibt über seine mehr als zwanzig Jahre jüngere Gattin Calpurnia: Q Sie hat viel Verstand, ist äußerst anspruchslos; sie liebt mich. (…) Dazu kommt ihr Interesse für Literatur, das sie nur aus Liebe zu mir gefasst hat. Sie nimmt meine Bücher zur Hand, liest sie aufmerksam, lernt sie sogar auswendig. (…) Sie vertont auch meine Lieder, einfach aus Liebe. Aus all diesen Gründen hoffe ich zuversichtlich, dass unser Einvernehmen ewig dauern und mit jedem Tag inniger sein wird. (Plinius, Briefe 4, 19, 2–5) Mann und Frau im antiken Griechenland um 400 v. Chr. Q Sie war noch keine fünfzehn Jahre alt, als ich sie heiratete. Die Zeit vorher hatte man fürsorglich auf sie aufgepasst, damit sie möglichst wenig sah, hörte und fragte. Ich war schon damit zufrieden, dass sie bei ihrem Kommen bereits verstand, mit Wolle umzugehen und ein Gewand anzufertigen, und dass sie auch schon bei der Spinnarbeit der Dienerinnen zugesehen hatte. Außerdem wusste sie – das erscheint mir sehr wichtig – im Kochen gut Bescheid. (…) Mir scheinen die Götter dieses Paar, Mann und Frau, besonders gut zusammengepasst zu haben, damit es sich gemeinsam so viel Nutzen bringe wie möglich. Denn erstens ist dieser Bund geschlossen, um miteinander Kinder zu zeugen. Zweitens schaffen sie sich mit den Kindern, die aus diesem Bunde hervorgehen, Stützen für das Alter. (…) Da beide Arten von Arbeit nötig sind, die draußen und die drinnen, schufen die Götter die Natur der Frau für die Arbeiten im Haus, die des Mannes für die Arbeiten außerhalb des Hauses. (…) Die Frauen haben größere Liebe zu den Säuglingen, ihre Fürsorge ist gut geeignet für die Überwachung der Vorräte; der Mann dagegen ist mutiger, wenn es um den Schutz von Haus und Eigentum geht. Er ist eher dazu geschaffen, Kälte und Wärme, Märsche und Feldzüge zu ertragen. (Xenophon, Ökonomische Schriften) Römische Familie auf einem Grabrelief. Heute befindet es sich an der Außenwand eines Gasthofes in Kärnten. (Römisches Grabrelief, 1. H. 2. Jh. n. Chr.) 2 Mio. v. Chr. heute Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=