Zeitbilder 2, Schulbuch

Modul 5: Bedeutung von Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 115 Judenmorde am Beginn der Kreuzzüge Von Begeisterung erfüllt, machten sich beim ersten Kreuzzug undisziplinierte Heerhaufen noch vor den Ritterheeren auf den Weg ins Heilige Land. Manche von ihnen beschlossen, die Juden, die sie als „Gottesmörder“ und „Feinde Christi“ bezeichneten, schon in der Heimat zu bekämpfen. Im Jahr 1096 überfielen sie in den Städten am Rhein wie in Mainz, Köln, Worms und Speyer die Judenviertel und begingen entsetzliche Massaker unter den Juden. So klagte 1096 ein jüdischer Chronist in Mainz: Q Warum verdunkelte sich nicht der Himmel (…), als an einem Tag 1100 heilige Personen ermordet und hingeschlachtet wurden, so viele Kleine und Säuglinge, die noch nicht gesündigt, so viele arme und unschuldige Seelen! (In: Thomas Ruster, Das Zeitalter der Christenheit) Gewalt und Friedensbemühungen Ketzerverfolgungen Aber auch unter den Christen des Abendlandes gab es seit dem 12. Jh. immer wieder Gewalt. Menschen wurden oft grausam verfolgt, wenn sie vom Glauben, den die Kirche verkündete, abfielen (= Ketzer). Mit gezielten Untersuchungen betrieb die Kirche selbst die Ausforschung von möglichen Ketzerinnen und Ketzern (Inquisition = Befragung). Oftmals versuchten die kirchlichen Gerichte unter Anwendung der Folter Geständnisse zu erzwingen. Die Strafen reichten – abgestuft nach der Schwere des Vergehens – von Wallfahrten bis zu Kerkerhaft und Tod durch Verbrennen. Nach der Lehre der Kirche stellte ein solcher „Irrglauben“ eine Bedrohung für das Seelenheil der übrigen Gläubigen dar und musste daher bekämpft werden. Missstände in der Kirche Auch in der katholischen Kirche selbst breiteten sich Missstände aus: Bischöfe und Äbte lebten oftmals so prunkvoll wie weltliche Adelige; die Priester in den Dörfern waren verarmt und ungebildet; die reichen Klöster unterdrückten ihre Bauern und beuteten diese aus. Und schließlich gab es um 1400 drei Päpste gleichzeitig. Daher forderten viele Menschen Reformen in der Kirche. Einer von ihnen war der tschechische Theologe Jan Hus. Er wurde jedoch von der Kirche verurteilt und im Jahr 1415 verbrannt. Frieden auch im Zeichen des Kreuzes Neben größeren Kriegen wie den Kreuzzügen gab es zwischen den Rittern immer wieder kleinere kriegerische Auseinandersetzungen. Bei diesen Fehden ging es meist darum, sein Recht gegenüber anderen durchzusetzen oder Unrecht mit Waffengewalt zu rächen. Solche Fehden wurden von Bischöfen aufgrund ihres christlichen Glaubens allmählich eingeschränkt. In den „heiligen Zeiten“ wie in der Advents- und Weihnachtszeit, in der Fasten- und Osterzeit und an den Wochentagen von Freitag bis Sonntag durften keine Fehden ausgetragen werden. Der Gottesfrieden des Bischofs wurde dann durch den König zum Landfrieden. Auf diese Weise konnten die Brutalität der Ritter eingedämmt und die Sitten verfeinert werden. Vertreibung der Juden aus Spanien: 1492 wurden die Juden aus Spanien vertrieben oder zum Wechsel des Glaubens gezwungen, wenn sie bleiben wollten. (Holzstich, 1880, nach Gemälde von Michaly von Zichy (1827– 1906), spätere Kolorierung) Albigenserkriege Besonders grausam wurden auch die Mitglieder der Albingenser, einer Ketzergruppe in Südfrankreich, verfolgt. Ihre Mitglieder stellten nämlich die Kirche selbst in Frage. In einem 20-jährigen „Kreuzzug“ (1209 – 1229) wurden sie nahezu gänzlich vernichtet. (Miniatur, koloriert, 13. Jh., De Agostini Picture Library) 1095 n. Chr. 1415 n. Chr. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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