Zeitbilder 2, Schulbuch

112 Kaiser und Papst streiten um die Führung im Reich Bischöfe und Äbte als Lehensmänner Stärkung der Macht Die deutschen Könige versuchten, ihre Macht mithilfe der Kirche zu stärken. Sie suchten sich treu ergebene Männer aus und setzten sie in hohe geistliche Ämter als Bischöfe, Erzbischöfe und Äbte ein (= Investitur*). Gleichzeitig übertrugen sie ihnen große Lehen (S. 127) und wichtige politische Aufgaben – zB Mitwirkung an der Verwaltung des Reiches, Unterstützung des königlichen Heeres im Kriegsfall durch ihre Ritter. Die kirchlichen Würdenträger waren unverheiratet. Nach ihrem Tod konnten ihnen keine rechtlich anerkannten Kinder als Erben folgen. Daher fielen ihre Ämter und Lehen an den König zurück. Dieser konnte sie wieder an Männer seines Vertrauens vergeben. Kirchliche Reformen Verfall Doch viele Bischöfe und Äbte, die weltliche Aufgaben vom König übernommen hatten, vernachlässigten ihre kirchlichen Ämter. Sie regierten wie mächtige Grundherren und führten ein weltliches Leben. Reformen Immer mehr Mönche und niedrige Geistliche kritisierten diese weltliche Lebensweise ihrer Vorgesetzten. Viele Reformer forderten, dass Bischöfe und Äbte nicht mehr vom König eingesetzt werden durften. Sie sollten von den höheren Geistlichen gewählt werden. Geistliche sollten außerdem kein Geld mehr annehmen dürfen. Kaiser und Papst streiten Absetzung des Papstes Mit Gregor VII.* wurde im Jahr 1073 ein Anhänger der kirchlichen Reformpartei zum Papst gewählt. Er untersagte dem jungen deutschen König Heinrich IV., der im Reich seine Macht festigen und ausbauen wollte, Bischöfe einzusetzen. Der König erklärte daraufhin den Papst im Jahr 1076 für abgesetzt. Bannung des Königs Der Papst antwortete mit dem Kirchenbann*. Das heißt, er schloss den König aus der Kirche aus. Damit galt auch der Treueeid der Lehensmänner König Heinrich IV. gegenüber als aufgelöst. Das war für die Menschen damals eine ungeheuerliche Maßnahme. Der König musste alles daran setzen, um so schnell wie möglich vom Bann gelöst zu werden, sonst würden die Fürsten von ihm abfallen. Noch im Winter machte sich der gebannte König deshalb auf den gefährlichen Weg über die tief verschneiten Alpen zum Papst. Er traf ihn auf der Burg von Canossa* (nördlich von Florenz) im Jänner 1077. Doch damit war der Machtkampf noch nicht endgültig beigelegt. Späte Einigung Wormser Konkordat Erst im Konkordat* (= Abkommen) zu Worms* im Jahr 1122 wurde der Streit zwischen den Kaisern und Päpsten beigelegt. Von nun an setzte der Papst die von Geistlichen gewählten Bischöfe und Äbte ein. Die Belehnung mit weltlichen Besitzungen erfolgte weiterhin durch den König. Weitere Machtkämpfe – bis zur Religionsfreiheit Im Laufe des Mittelalters kam es noch mehrmals zu Machtkämpfen zwischen Königen und Päpsten. Beide verloren dadurch an Macht und Ansehen. Damit begann allmählich eine Trennung von Politik und Religion. Diese zog sich über Jahrhunderte hin und setzte sich erst in den letzten Der König führt einen Bischof in seine Ämter ein. Als Zeichen für sein geistliches Amt überreicht er ihm den Bischofsstab, für sein weltliches Amt das Zepter. Politik und Religion lassen sich in der damaligen Zeit kaum trennen. (Holzstich, 10. Jh., spätere Kolorierung) Über die Bischofsweihe, 921 Q Im Jahr 921 erklärt Papst Johannes X: „… nach altem Gewohnheitsrecht dürfe es keinesfalls geschehen, dass ein Bischof … ohne Anordnung des Königs geweiht würde.“ (In: Peter Hilsch: Das Mittelalter – die Epoche) Streit zwischen Kaiser und Papst, 1076 Q Du hast dich nicht gescheut, dich gegen die uns von Gott verliehene königliche Gewalt zu erheben … Mich, der ich zum Königtum gesalbt worden bin, hast du angetastet … So steige du herab, verlasse den päpstlichen Stuhl … (In: Quellen zur Geschichte Kaiser Heinrichs IV.) Nur zu Prüfzwecke – Eigentum des Verlags öbv

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