Vielfach Deutsch 4, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer mit Audio-CD

37 text Transkription der Hörtexte Amir: Äh, äh …Wir haben das 10-Finger-System gelernt … mit Word haben wir auch gearbeitet … und mit Power- point auch … und mit Excel. Ja, und Fotos haben wir auch bearbeitet. Personalchef: Möchtest du was über unsere Firma wissen, oder ist dir alles klar? Amir: Wie viel verdient man im ersten Lehrjahr? 3 Inhaltsangabe und Interpretation 1 Ü21 | Kapitel 3 | Sprachbuch Saki: Die offene Terrassentür (Teil 1) In: H.H. Munro (Hrsg.): Tobermory und noch ein paar Geschichten. Deutsch von Harald Raykowski. © für die Übersetzung 1982 dtv Verlagsgesellschaft, München. „Meine Tante wird gleich herunterkommen, Mr. Nuttel“, sagte eine sehr selbstbewusste junge Dame von fünfzehn Jahren. „Bis dahin werden Sie wohl mit mir vorliebnehmen müssen.“ Framton Nuttel suchte ziemlich lange nach einer passenden Bemerkung, mit der er der anwesenden Nichte gebührend schmeicheln könnte, ohne dadurch der noch abwesenden Tante Unrecht zu tun. „Kennen Sie hier in dieser Gegend viele Leute?“, fragte die Nichte, als sie fand, dass sie sich lange genug wortlos angesehen hatten. „Fast niemanden“, entgegnete Framton. „Meine Schwester hat einmal hier gewohnt, im Pfarrhaus, wissen Sie, vor etwa vier Jahren, und sie hat mir Empfehlungsschreiben an ihre damaligen Bekannten mitgegeben.“ „Dann werden Sie wohl kaum etwas über meine Tante wissen?“, erkundigte sich die selbstbewusste junge Dame weiter. „Nur ihren Namen und die Adresse“, gestand der Besucher. Er hätte gerne gewusst, ob Mrs. Sappleton verheiratet oder verwitwet war. Irgendetwas an dem Zimmer schien auf männliche Bewohnerschaft hinzudeuten. „Ihr schreckliches Erlebnis liegt erst drei Jahre zurück“, sagte das Kind. „Das war also nach der Zeit Ihrer Schwester.“ „Schreckliches Erlebnis?“, fragte Framton. Zu einem so ruhigen ländlichen Ort schienen Schicksalsschläge einfach nicht zu passen. „Sie haben sich vielleicht schon gewundert, dass wir diese Tür an einem Oktobernachmittag weit offen lassen“, sagte die Nichte und deutete auf die große Terrassentür, die in den Garten führte. „Es ist ja recht warm für diese Jahreszeit“, meinte Framton. „Aber hat denn die Tür etwas mit dem Schicksalsschlag zu tun?“ „Durch diese Tür gingen genau heute vor drei Jahren der Mann meiner Tante und ihre beiden jüngeren Brüder hinaus, um wie immer einen Tag lang zu jagen. Sie sind nie zurückgekehrt. Als sie übers Moor zu ihrem Revier gingen, versanken sie alle drei in dem tückischen Sumpf. Der Sommer war ja damals so schrecklich verregnet gewesen, und an den Stellen, die sonst ganz harmlos waren, sank man auf einmal unversehens ein. Ihre Leichen wurden nie gefunden. Das war das Schlimmste dabei.“ Jetzt klang die Stimme des Kindes nicht mehr selbstbewusst. „Meine Tante glaubt immer noch, dass sie eines Tages zurückkommen werden, zusammen mit dem kleinen braunen Spaniel, der mit ihnen verschollen ist, und dass sie dann durch diese Terrassentür hereinkommen werden wie immer. Deshalb bleibt die Tür jeden Abend offen, bis es ganz dunkel ist. Die gute, arme Tante. Wie oft hat sie mir erzählt, wie sie losgingen, ihr Mann mit seinem weißen Regenmantel überm Arm, und Ronnie, ihr jüngster Bruder, der sang ‚Bertie, warum hüpfst du so?‘ Damit wollte er sie immer ärgern, weil sie sagte, es gehe ihr auf die Nerven. Wissen Sie, an stillen, ruhigen Abenden wie heute habe ich manchmal das unheimliche Gefühl, dass sie tatsächlich alle durch die Tür hereinkommen wer- den …“ Mit einem leichten Schaudern verstummte sie. Framton war erleichtert, als die Tante mit einem Schwall von Entschul- digungen für ihr spätes Kommen ins Zimmer stürmte. „Ich hoffe, Vera hat Sie gut unterhalten“, sagte sie. „Es war sehr interessant“, entgegnete Framton. „Die offene Tür macht Ihnen hoffentlich nichts aus“, sagte Mrs. Sappleton lebhaft. „Mein Mann und meine Brüder müssen nämlich jeden Augenblick von der Jagd im Moor zurückkommen. Sie kommen immer dort herein und werden mir meine armen Teppiche wieder schrecklich zurichten. Typisch Männer, finden Sie nicht?“ À 3 Ó Hörtext 37q35y Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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