Vielfach Deutsch 3, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer mit Audio-CD
38 text Transkription der Hörtexte Ich erinnere mich, wie wenn es gestern gewesen wäre, des Mannes: Wie er in die Tür unseres Hauses hereinkam, während seine Schi¨erkiste ihm auf einem Schiebkarren nachgefahren wurde – ein großer, starker, schwerer, nuss- brauner Mann; sein teeriger Zopf hing ihm im Nacken über seinen ®eckigen blauen Rock herunter; seine Hände waren schwielig und rissig mit abgebrochenen, schwarzen Fingernägeln, und der Säbelschmiss, der sich über die eine Wange hinzog, war von schmutzig-weißer Farbe. Er sah sich im Schenkzimmer um und p¨ dabei vor sich hin, und dann stimmte er das alte Schi¨erlied an, das er später so o sang: Fünfzehn Mann bei des Toten Kist’ – Johoho, und ’ne Buddel, Buddel Rum! in der zitterigen, hohen Stimme, die so klang, wie wenn eine Ankerwinde gedreht würde. Dann schlug er mit einem Knüppel, so dick wie eine Handspeiche, gegen die Tür, und als mein Vater erschien, verlangte er barsch ein Glas Rum. Als dieses ihm gebracht worden war, trank er es langsam aus, wie ein Kenner, mit der Zunge den Geschmack nachprü- fend, und dabei sah er sich durch das Fenster die Strandklippen und unser Wirtsschild an. Schließlich sagte er: „Das ist ’ne nette Bucht und ’ne angenehm gelegene Grogkneipe. Viel Gesellscha, Maat?“ Mein Vater sagte ihm, Gesellscha käme leider nur sehr wenig. „So? Na, dann ist das die richtige Stelle für mich. Heda, Ihr, mein Mann!“, rief er dem Mann zu, der den Handkarren schob: „Ladet mal meine Kiste ab und bringt sie nach oben! Hier will ich ein bisschen bleiben! Ich bin ein einfacher Mann – Rum und Speck und Eier, weiter brauche ich nichts; und außerdem die Klippe da draußen, um die Schi¨e zu beobachten. Wie Sie mich nennen könnten? Käptn können Sie mich nennen. Ach so – ich sehe schon, worauf Sie hinauswollen – da!“, und er warf drei oder vier Goldstücke auf den Tisch. „Wenn ich das verzehrt habe, können Sie mir Bescheid sagen!“, rief er, und dabei sah er so stolz aus wie ein Admiral. Und in der Tat – so schlecht seine Kleider waren und so gemein seine Sprechweise, er sah durchaus nicht wie ein Mann aus, der vor dem Mast fuhr, sondern war o¨enbar ein Steuermann oder ein Schi¨er, der gewohnt war, dass man ihm gehorchte, oder sonst gab’s Prügel. Der Mann, der den Schiebkarren gefahren hatte, sagte uns, die Postkutsche hätte ihn am Tag vorher am Royal George abgesetzt; er hätte sich erkundigt, was für Gasthöfe an der Küste wären, und als er gehört hätte, dass man unser Haus lobte, – und besonders, so vermute ich wenigstens, als man es ihm als einsam gelegen beschrieb – hätte er beschlossen, bei uns Aufenthalt zu nehmen. Und das war alles, was wir über unseren Gast erfahren konnten. 1 P3 | Kapitel 3 | Sprachbuch Robert Louis Stevenson: Die Schatzinsel (Ausschnitt 2) http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-schatzinsel-4359/1 (8. 2. 2018, bearbeitet) „Das ist ’ne nette Bucht und ’ne angenehm gelegene Grogkneipe. Viel Gesellscha, Maat?“ Mein Vater sagte ihm, Gesellscha käme leider nur sehr wenig. „So? Na, dann ist das die richtige Stelle für mich. Heda, Ihr, mein Mann!“, rief er dem Mann zu, der den Handkarren schob: „Ladet mal meine Kiste ab und bringt sie nach oben! Hier will ich ein bisschen bleiben! Ich bin ein einfacher Mann – Rum und Speck und Eier, weiter brauche ich nichts; und außerdem die Klippe da draußen, um die Schi¨e zu beobachten. Wie Sie mich nennen könnten? Käptn können Sie mich nennen. Ach so – ich sehe schon, worauf Sie hinauswollen – da!“, und er warf drei oder vier Goldstücke auf den Tisch. „Wenn ich das verzehrt habe, können Sie mir Bescheid sagen!“, rief er, und dabei sah er so stolz aus wie ein Admiral. Und in der Tat – so schlecht seine Kleider waren und so gemein seine Sprechweise, er sah durchaus nicht wie ein Mann aus, der vor dem Mast fuhr, sondern war o¨enbar ein Steuermann oder ein Schi¨er, der gewohnt war, dass man ihm gehorchte, oder sonst gab’s Prügel. À 6 Ó Hörtext b33hh3 Nur zu Prüfzwecke – Eigentum des Verlags öbv
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