Vielfach Deutsch 3, Leseheft

Lies den Ausschnitt aus dem Roman „2084 – Noras Welt“ von Jostein Gaarder. Dr. Benjamin geŠel Nora vom ersten Augenblick an. Er hatte ein humorvolles Funkeln in den Augen und schaute Nora an wie jemand, der sich wirklich für sie interessierte. Die Sonne schien in das Zimmer mit den weißen Wänden, und Nora sah die herbstlich roten und gelben Blätter der Bäume vor dem Fenster. Irgendwann im Laufe des Gesprächs entdeckte sie ein Eichhörnchen, das am Stamm einer Kiefer auf und ab huschte. Nora hatte sich natürlich überlegt, wie so eine psychiatrische Untersuchung wohl ablief. Sie konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie der Psychiater es scha’en wollte, ihr in den Kopf zu sehen, aber sie hatte sich ausgemalt, dass er ihr vielleicht mit einem speziellen optischen Instrument in die Augen schauen würde. Und dann hatten sie nur miteinander geredet! Der Psychiater stellte Nora viele interessante Fragen, und das Gespräch wurde bald so locker, dass sie den Mut fand, ihm ihrerseits Fragen zu stellen. Wie also stand es um Dr. Benjamin selbst? Fielen ihm manchmal auch merkwürdige Geschichten ein, die er dann seiner Familie und seinen Freunden erzählte? Träumte er manchmal auch, jemand anders zu sein als der, der er tatsäch- lich war? Waren seine Träume auch schon einmal wahr gewor- den? Am Ende fasste Dr. Benjamin das Gespräch vorläuŠg zusammen. „Nun, Nora“, sagte er, „ich kann bei dir keinerlei Anzeichen für eine psychische Erkrankung erkennen. Du besitzt eine unge- wöhnlich ausgeprägte Fantasie und eine verblü’ende Fähigkeit, dir Situationen vorzustellen, die du nicht selbst erlebt hast. Das mag dir bisweilen zu scha’en machen, aber krank bist du nicht.“ Sie schaute wieder nach draußen, wo das Sonnenlicht in den bunten Blättern der Bäume spielte. „Eine ernstha e psychische Störung hättest du zum Beispiel, wenn du glaubtest, dass die Bienen und Hummeln zu Hause in 1 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 Buchtipp Jostein Gaarder: 2084 – Noras Welt. Hanser, München. Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Der Meeresspiegel ist gestiegen, zahlreiche Tierarten sind ausgestor- ben: Die 16-jährige Nora erlebt in ihren Träumen, wie es im Jahr 2084 auf unserem Planeten aussieht, wenn die Menschen so weiter- machen wie bisher. Nora hat so große Angst vor dieser Entwicklung, dass sie einen Arzt aufsucht. Er rät ihr dazu, ihre Träume zuzulassen. Aber was kann sie für den Umwelt- und Klima- schutz tun? Reportagen lesen und verstehen 6 Die Medienlandschaft ist vielfältig. Wir bemühen uns täglich, Themen gezielt zu recherchieren und mit kritischem Blick zu hinterfragen. Das Hauptthema erkennen Welches Fachgebiet begeistert dich persönlich? Wofür interessieren sich deiner Meinung nach Leserinnen und Leser unserer Zeit? In Jugendbüchern werden aktuelle Sachthemen aufgegriffen. recherchieren : Informationen beschaffen, Nachforschungen anstellen 54 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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