Vielfach Deutsch 2, Leseheft

Während alle Speise und Trank zusprachen, bemerkte Philemon, dass sich der Wein- krug nicht leerte. Da erkannte er mit Staunen und Furcht, wen er beherbergte. Ängstlich bat er die Götter, sie mögen gnädig auf das dür€ige Mahl schauen und ob der schlechten Bewirtung nicht zürnen! Aber was nur den himmlischen Gästen bieten? Da ¤el ihnen ein, dass sie draußen im Stall noch eine Gans hatten. Die wollten sie opfern. Beide eilten hinaus, aber die Gans war schneller als sie. Die Gäste sprachen mit mildem Lächeln: „Wir wollten die Gastlichkeit der Menschen erforschen, deshalb stiegen wir zur Erde nieder. Eure Nachbarn fanden wir geizig und sie sollen der Strafe nicht entrinnen. Ihr aber verlasst dieses Haus und folgt uns auf die Höhe des Berges, damit ihr nicht unschuldig mit den Schuldigen leidet.“ Die beiden gehorchten und strebten mühsam den steilen Berg hinan. Kurz vor dem Gipfel wandten sie sich ängstlich um und sahen die Ebene in einen wogenden See verwandelt, nur allein ihr Häuschen war von allen Gebäuden noch übrig. Während sie staunten und das Schicksal der anderen beweinten, wurde die alte ärmliche Hütte zu einem prachtvollen Tempel. Da wandte sich Zeus zu den zitternden Alten und sprach: „Sagt mir, was wünscht ihr euch?“ Philemon wechselte einige Worte mit seiner Frau, dann sprach er: „Wir möchten eure Diener sein! Vergönnt uns, jenen Tempel zu hüten. Und weil wir beide so lange in Eintracht miteinander gelebt haben, so lasset uns beide in derselben Stunde sterben.“ Ihr Wunsch wurde erfüllt. Sie hüteten beide den Tempel, solange ihnen das Leben gegönnt ward. Und als sie vor dem Ende standen, da sah Baucis ihren Philemon und Philemon seine Baucis in grünem Laube verschwinden. Er wurde zur Eiche, sie zur Linde. Noch im Tode lieben sie unzertrennlich, so wie sie es im Leben waren. Kreuze die richtigen Aussagen an. Die Gegend galt als gast- freundlich. 5 Die Götter durften sich auf Teppichen ausruhen. 2 Das alte Paar war glücklich. 6 Aus Dankbarkeit verschonten Zeus und Hermes die Eheleute. 3 Im Stall hatten sie noch eine 7 Philemon und Baucis wurden zu Tempelhütern. Der Weinkrug füllte sich immer wieder. 8 Erst mit dem Tod wurden sie getrennt. Erstelle einen Schreibplan aus Vorgeschichte, Haupthand- lung und Schluss. Lies dazu S. 78 in deinem Sprachbuch. 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 Aus: Gustav Schwab: Sagen des klassischen Altertums. Ueberreuter, Wien 2001 (bearbeitet). 6 Buchtipp Peter Härtling: Hallo Opa – Liebe Mirjam: Eine Geschichte in E-Mails. Beltz & Gelberg, Wein- heim, Basel. 7 M 39 Sagen lesen und verstehen 4 Nur 1 zu Prüfzwecken b – Eigentum Ziege. 4 des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=