Vielfach Deutsch 2, Leseheft

Lies den nächsten Textausschnitt und markiere jene Textstelle, wo für Krabat eine neue Frage auftaucht. Zum Frühstück versammelten sich die Mühlknappen in der Gesindestube. Krabat war hungrig, er machte sich über die Grütze her wie ein Scheunendrescher. Hielten Mittagessen und Abendbrot, was das Frühstück versprach, dann ließ es sich auf der Mühle leben. Tonda, der Altgesell, war ein stattlicher Bursche mit dichtem, eisgrauem Haar; doch schien er noch keine dreißig zu sein, dem Gesicht nach. Ein großer Ernst ging von Tonda aus, genauer: von seinen Augen. Krabat fasste vom ersten Tag an Vertrauen zu ihm. „Ich hoœe, wir haben dich heute Nacht nicht zu sehr erschreckt“, wandte Tonda sich an den Jungen. „Nicht allzu sehr“, sagte Krabat. Besah er sich die Gespenster bei Tageslicht, waren es Burschen wie tausend andere. Wenn sie ihn anblickten, so geschah das nicht ohne Mitleid, wie er zu spüren meinte. Das wunderte ihn, doch er dachte sich weiter nichts dabei. Was ihm zu denken gab, waren die Kleider, die er am Ende der Pritsche gefunden hatte: getragene Sachen zwar, doch sie passten ihm auf den Leib wie für ihn geschneidert. Er fragte die Burschen, woher sie das Zeug denn hätten und wem es zuvor gehört habe; aber er hatte die Frage kaum ausgesprochen, da ließen die Müllergesellen die Löœel sinken und blickten ihn traurig an. „Hab ich was Dummes gesagt?“, fragte Krabat. „Nein, nein“, sagte Tonda. „Die Sachen … Sie stammen von deinem Vorgänger.“ − „Und?“, wollte Krabat wissen. „Warum ist er nicht mehr da? Hat er ausgelernt?“ − „Ja, der hat – ausgelernt“, sagte Tonda. In diesem Augenblick ¤og die Tür auf. Der Meister trat ein, er war zornig, die Mühlknappen duckten sich. „Schwätzt mir nicht!“, fuhr er sie an; und den Blick seines einen Auges auf Krabat gerichtet, fügte er barsch hinzu: „Wer viel fragt, der viel irrt. − Wiederhole das!“ Krabat stammelte: „Wer viel fragt, der viel irrt …“ − „Schreib dir das hinter die Ohren!“ Der Meister verließ die Gesindestube – krach!, ¦el die Tür hinter ihm ins Schloss. Die Burschen begannen aufs Neue drau¤oszulöœeln, doch Krabat war plötzlich satt. Ratlos starrte er auf die Tischplatte, keiner beachtete ihn. Oder ja? Als er au³lickte, schaute Tonda zu ihm herüber und nickte ihm zu – kaum merklich zwar, doch der Junge war dankbar dafür. Es war gut, einen Freund zu haben in dieser Mühle, das spürte er. a) Was könnte mit dem Begriff „ausgelernt“ gemeint sein? b) Was bedeutet die Wendung „Wer viel fragt, der viel irrt“? Warum muss Krabat diesen Satz wiederholen? c) Was bedeutet „hinter die Ohren schreiben“? Sprecht darüber. 12 die Gesindestube: die Stube der Knechte die Grütze: Brei aus Getreidekörnern essen wie ein Scheunen- drescher: einen guten Appetit haben 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 Hörtipp Volker Hahn, Philipp Schepmann: Ich weiß was – Albert E. erklärt Internet, Handy & Co. Hörbuch-Download, Random House Audio, München. Aus: Otfried Preußler: Krabat. dtv, München 2012 (gekürzt). 13 24 Spannende Jugendliteratur kennen lernen 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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