Vielfach Deutsch 1, Leseheft

Thema: Wale in Seenot Nicht nur Menschen können in Seenot geraten, auch für Tiere gibt es Rettungseinsätze. Lies den Sachtext über das Problem der Atlantischen Nordkaper. Atlantische Nordkaper sind die seltensten Großwale der Welt. Es gibt kaum noch 400 Tiere dieser Art. Die Wale werden bis zu 17 Meter lang und bis zu 95 Tonnen schwer. Sie besitzen keine Rückenflosse. Wie ein Sieb sehen die Barten der Nordkaper aus. Mit ihnen filtern sie die unzähligen Krebse, die sie täglich brauchen, aus dem Wasser. An der Ostküste Nordamerikas haben Fischer in Ufernähe ihre Stellnetze und Hummer­ fallen aufgestellt. 72 von 100 Nordkapern verfangen sich mindestens einmal in ihrem Leben in diesem Labyrinth aus Seilen und Netzen und geraten in Lebensgefahr. Ver­ narbte Schnittwunden an Kopf, Schwanz oder Flossen beweisen es immer wieder. Der Großwal wird verschnürt wie ein Postpaket. Fingerdicke Fischerei-Leinen hängen ihm rechts und links aus dem Maul oder laufen über seinen Kopf, schneiden ihm in die Lippen und verknoten sich zu einem Riesenknäuel, den er wie einen Bremsklotz neben sich herzieht. Die Taue behindern ihn beim Fressen. Der Wal kann nicht mehr be­ schwerdefrei schwimmen, aber sein Lebenswille ist ungebrochen. Doch wie befreit man einen schwimmenden Wal? Bei manchen Tieren genügt es, große Bojen an den Enden der Seile zu befestigen, in denen sie gefangen sind. Will der Wal dann abtauchen, bremsen ihn die Bojen. Er wird müde und lässt die Retter an sich heran. Andere aber tauchen immer dann ab, wenn sich ein Schlauchboot der Biologen, Tierärzte und Umweltschützer vom „Netzwerk zur Rettung verhedderter Großwale“ nähert. Die Tiere ergreifen die Flucht, sobald sie die Boote in ihrer Nähe spüren. Den Walschützerinnen und Walschützern bleibt nur ein Ausweg: Sie müssen den Wal mit Medikamenten betäuben – oder genauer gesagt beruhigen. Vollständig einschlafen darf das Tier nicht, sonst liefe es Gefahr zu ertrinken. Die Medikamente sind so hochkonzentriert, dass die Frauen und Männer zu ihrem Schutz Handschuhe, Brillen und Helme tragen müssen. Mit einem neu entwickelten Betäubungsgewehr schießen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dem Wal eine Riesenspritze in den Rücken. Auf diese Art wurde zum ersten Mal eine Methode gefunden, mit der man die gefesselten Riesen schnell und relativ schmerzfrei aus dem gefährlichen Seilsalat befreien kann. 6 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 http://www.geo.de/geolino/natur-und-umwelt/5720-rtkl-tiere-ein-wal-seenot , Text: Sina Löschke (18.8.2017, stark bearbeitet). 40 Sachtexte lesen und verstehen 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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